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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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fand ich in diesem Kalkstein die ersten Ammoniten, die sich mir unter den Tropen gezeigt hatten.

Das Schuttland, welches das Plateau von Bogota bedeckt, ist aus der Zertrümmerung des Sandsteins entstanden. Glücklicherweise ist es an vielen Punkten mit Letten und Mergel gemengt, und daher dem Bau europäischer Cerealien sehr günstig. In ärmeren, quarzreicheren Strichen wuchern unter dem Schatten einzelner Stämme von Alnus ferruginea niedere Grasarten: Pharus scaber, Poa infirma und Olyra cordifolia, wie kleine Arten von Tagetes, Viola und Hemimeris. In dem Gigantenfelde, wo ich mehrere Tage lang habe nach fossilen Knochen graben lassen, ruhen im aufgeschwemmten Lande Reste von Mastodonten, nach Cuvier's Untersuchung meist Mastodon angustidens.1 Die in Mexico auf der Hochebene gefundenen Reste gehören dagegen wahren Elephanten (untergegangener Arten) an. Recht auffallend ist es, daß in dem tropischen Theile des Neuen Continents (nicht so in der nördlichen und südlichen gemäßigten Zone) die meisten bisher aufgefundenen fossilen Gebeine von Elephanten und Mastodonten dem hohen Rücken der Cordillere, also der Tierra fria, und nicht den heißen angrenzenden Ebenen eigenthümlich sind. Bleiben sie in diesen unter der üppigen Vegetations-Decke mehr versteckt? Sind sie durch die Erhebung der Gebirge entblößt worden? Für eine solche Erhebung zeugen wenigstens die, mit Goldsand gemengten Mastodonten- und Rhinoceros-Knochen auf dem Rücken der Ural-Kette, zwischen ähnlichen Knochen im

1 Cuvier, Recherches sur les Ossemens fossiles (1821) T. I. p. 157, 261 und 264.

fand ich in diesem Kalkstein die ersten Ammoniten, die sich mir unter den Tropen gezeigt hatten.

Das Schuttland, welches das Plateau von Bogota bedeckt, ist aus der Zertrümmerung des Sandsteins entstanden. Glücklicherweise ist es an vielen Punkten mit Letten und Mergel gemengt, und daher dem Bau europäischer Cerealien sehr günstig. In ärmeren, quarzreicheren Strichen wuchern unter dem Schatten einzelner Stämme von Alnus ferruginea niedere Grasarten: Pharus scaber, Poa infirma und Olyra cordifolia, wie kleine Arten von Tagetes, Viola und Hemimeris. In dem Gigantenfelde, wo ich mehrere Tage lang habe nach fossilen Knochen graben lassen, ruhen im aufgeschwemmten Lande Reste von Mastodonten, nach Cuvier's Untersuchung meist Mastodon angustidens.1 Die in Mexico auf der Hochebene gefundenen Reste gehören dagegen wahren Elephanten (untergegangener Arten) an. Recht auffallend ist es, daß in dem tropischen Theile des Neuen Continents (nicht so in der nördlichen und südlichen gemäßigten Zone) die meisten bisher aufgefundenen fossilen Gebeine von Elephanten und Mastodonten dem hohen Rücken der Cordillere, also der Tierra fria, und nicht den heißen angrenzenden Ebenen eigenthümlich sind. Bleiben sie in diesen unter der üppigen Vegetations-Decke mehr versteckt? Sind sie durch die Erhebung der Gebirge entblößt worden? Für eine solche Erhebung zeugen wenigstens die, mit Goldsand gemengten Mastodonten- und Rhinoceros-Knochen auf dem Rücken der Ural-Kette, zwischen ähnlichen Knochen im

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[129/0031] fand ich in diesem Kalkstein die ersten Ammoniten, die sich mir unter den Tropen gezeigt hatten. Das Schuttland, welches das Plateau von Bogota bedeckt, ist aus der Zertrümmerung des Sandsteins entstanden. Glücklicherweise ist es an vielen Punkten mit Letten und Mergel gemengt, und daher dem Bau europäischer Cerealien sehr günstig. In ärmeren, quarzreicheren Strichen wuchern unter dem Schatten einzelner Stämme von Alnus ferruginea niedere Grasarten: Pharus scaber, Poa infirma und Olyra cordifolia, wie kleine Arten von Tagetes, Viola und Hemimeris. In dem Gigantenfelde, wo ich mehrere Tage lang habe nach fossilen Knochen graben lassen, ruhen im aufgeschwemmten Lande Reste von Mastodonten, nach Cuvier's Untersuchung meist Mastodon angustidens. 1 Die in Mexico auf der Hochebene gefundenen Reste gehören dagegen wahren Elephanten (untergegangener Arten) an. Recht auffallend ist es, daß in dem tropischen Theile des Neuen Continents (nicht so in der nördlichen und südlichen gemäßigten Zone) die meisten bisher aufgefundenen fossilen Gebeine von Elephanten und Mastodonten dem hohen Rücken der Cordillere, also der Tierra fria, und nicht den heißen angrenzenden Ebenen eigenthümlich sind. Bleiben sie in diesen unter der üppigen Vegetations-Decke mehr versteckt? Sind sie durch die Erhebung der Gebirge entblößt worden? Für eine solche Erhebung zeugen wenigstens die, mit Goldsand gemengten Mastodonten- und Rhinoceros-Knochen auf dem Rücken der Ural-Kette, zwischen ähnlichen Knochen im 1 Cuvier, Recherches sur les Ossemens fossiles (1821) T. I. p. 157, 261 und 264.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/31>, abgerufen am 20.04.2024.