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Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132.

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müsse. Er spricht davon in einem Briefe an den Sohn des Grafen Tendilla, im December 1513, wie auch in dem, für den Papst Leo X geschriebenen Buche1de rebus Oceanicis. "Defluebat", heißt es in letzterem, "flumen Gaira ex alto nivali monte, quo altiorem nemo e ducis Roderici (Bastidae) comitibus ajebat se vedisse unquam. Neque aliter putandum est, si nivibus albescebat in ea regione, quae intra decimum gradum distat ab aequinoctiali linea."

Für die so mangelhafte Geschichte der physischen Erdbeschreibung war es nicht ganz unwichtig die von mir aufgefundenen zwei ältesten Erwähnungen der Schneeregion zwischen den Wendekreisen, im alten und neuen Welttheile, hier zu berühren.

Die Hochebenen, welche den steilen Abfall einer Gebirgskette unterbrechen und den Menschen die Bewohnbarkeit der Erdfläche gleichsam erweitern, können in ihrer Stufenfolge allerdings dazu beitragen das, selbst für die Refraction in kleinen Winkeln so wichtige Gesetz der Wärme-Abnahme zu berichtigen; aber man darf nicht vergessen, daß alle Hochebenen ihr eigenes Klima haben, daß sie auf die Absorption und die Strahlung der empfangenen Wärme anders wirken als der Abhang einer Kette. Unmittelbare Beobachtungen2haben mich gelehrt, daß in Hochebenen von einigen Quadratmeilen Oberfläche die mittlere Jahres-Temperatur zwischen 2°,5 bis 2°,3 höher ist als an dem

1 Oceanica ed. Colon. (1574) Dec. II lib. 2 p. 140, Dec. III lib. 3 pag. 258; Anghiera, Opus epist. (ed. Amstel. 1670) pag. 291, 532.
2 Mem. de la Soc. d'Arcueil T. III. pag 592 und meine Fragmens asiatiques T. III. pag. 525-529

müsse. Er spricht davon in einem Briefe an den Sohn des Grafen Tendilla, im December 1513, wie auch in dem, für den Papst Leo X geschriebenen Buche1de rebus Oceanicis. »Defluebat«, heißt es in letzterem, »flumen Gaira ex alto nivali monte, quo altiorem nemo e ducis Roderici (Bastidae) comitibus ajebat se vedisse unquam. Neque aliter putandum est, si nivibus albescebat in ea regione, quae intra decimum gradum distat ab aequinoctiali linea.«

Für die so mangelhafte Geschichte der physischen Erdbeschreibung war es nicht ganz unwichtig die von mir aufgefundenen zwei ältesten Erwähnungen der Schneeregion zwischen den Wendekreisen, im alten und neuen Welttheile, hier zu berühren.

Die Hochebenen, welche den steilen Abfall einer Gebirgskette unterbrechen und den Menschen die Bewohnbarkeit der Erdfläche gleichsam erweitern, können in ihrer Stufenfolge allerdings dazu beitragen das, selbst für die Refraction in kleinen Winkeln so wichtige Gesetz der Wärme-Abnahme zu berichtigen; aber man darf nicht vergessen, daß alle Hochebenen ihr eigenes Klima haben, daß sie auf die Absorption und die Strahlung der empfangenen Wärme anders wirken als der Abhang einer Kette. Unmittelbare Beobachtungen2haben mich gelehrt, daß in Hochebenen von einigen Quadratmeilen Oberfläche die mittlere Jahres-Temperatur zwischen 2°,5 bis 2°,3 höher ist als an dem

1 Oceanica ed. Colon. (1574) Dec. II lib. 2 p. 140, Dec. III lib. 3 pag. 258; Anghiera, Opus epist. (ed. Amstel. 1670) pag. 291, 532.
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[103/0005] müsse. Er spricht davon in einem Briefe an den Sohn des Grafen Tendilla, im December 1513, wie auch in dem, für den Papst Leo X geschriebenen Buche 1de rebus Oceanicis. »Defluebat«, heißt es in letzterem, »flumen Gaira ex alto nivali monte, quo altiorem nemo e ducis Roderici (Bastidae) comitibus ajebat se vedisse unquam. Neque aliter putandum est, si nivibus albescebat in ea regione, quae intra decimum gradum distat ab aequinoctiali linea.« Für die so mangelhafte Geschichte der physischen Erdbeschreibung war es nicht ganz unwichtig die von mir aufgefundenen zwei ältesten Erwähnungen der Schneeregion zwischen den Wendekreisen, im alten und neuen Welttheile, hier zu berühren. Die Hochebenen, welche den steilen Abfall einer Gebirgskette unterbrechen und den Menschen die Bewohnbarkeit der Erdfläche gleichsam erweitern, können in ihrer Stufenfolge allerdings dazu beitragen das, selbst für die Refraction in kleinen Winkeln so wichtige Gesetz der Wärme-Abnahme zu berichtigen; aber man darf nicht vergessen, daß alle Hochebenen ihr eigenes Klima haben, daß sie auf die Absorption und die Strahlung der empfangenen Wärme anders wirken als der Abhang einer Kette. Unmittelbare Beobachtungen 2haben mich gelehrt, daß in Hochebenen von einigen Quadratmeilen Oberfläche die mittlere Jahres-Temperatur zwischen 2°,5 bis 2°,3 höher ist als an dem 1 Oceanica ed. Colon. (1574) Dec. II lib. 2 p. 140, Dec. III lib. 3 pag. 258; Anghiera, Opus epist. (ed. Amstel. 1670) pag. 291, 532. 2 Mém. de la Soc. d'Arcueil T. III. pag 592 und meine Fragmens asiatiques T. III. pag. 525-529

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Über die Hochebene von Bogota. In: Ders.: Kleinere Schriften. Erster Band. Geognostische und physikalische Erinnerungen. Stuttgart und Tübingen, 1853, S. 100-132, hier S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bogota_1853/5>, abgerufen am 28.03.2024.