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Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210.

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mitgiebt. Zur Errichtung dieses Zwecks besteht mei-
ne Rettungsflasche aus vier Stücken: aus einem Luft-
sack, einem Schlauch, einer Respirationsröhre und ei-
ner Binde oder Maske. In Fällen nemlch, wo we-
gen Pulver, Holzkohlen oder Schwefel Dampf auch die
Augen geschützt werden sollen, verdecke ich das ganze Ge-
sicht mit einer Maske von Eisenblech, die weit vom
Gesicht absteht, und wo sie am Kopfe anliegt, um al-
len Zutritt der äußern Luft zu hemmen, mit Leinwand
und Baumwolle gefüttert ist. Sie besteht aus einem
konuexen Blech, welches blos statt der Angen mit zwey
runden Glasscheiben versehen ist. Die abendtheuerli-
che Gestalt, welche eine solche Armatur giebt, wird
bey ernsthaften Menschen wohl keine Einwendung ge-
gen ihren Nutzen seyn. Vor dem Munde tritt rüssel-
förmig das Respirationsrohr hervor. Es bildet sich
im Innern der Maske eine trichterförmige Mündung,
gegen welche die Lippen sich von selbst anlegen. Um
die inspirirte und exspirirte Luft von einander abzuson-
dern, ist es mit zwey Ventilen versehen, von denen
das eine sich nach innen, das andre nach außen öffnet.
Es gleicht ganz dem Mundstücke einer Respirationsma-
schine, deren Erfindung man jetzt ziemlich ungelehrt
dem Dr. Beddoes zuschreibt, deren Einrichtung ich
aber schon bey Hales, ja um noch weiter zurück zu
gehen, seit Crestbius Zeiten in allen hydrautlischen
Schriften beschrieben finde. So einfach aber der Ge-
danke ist, das Ausstoßen und Einfangen der Luft durch
zwey Ventile zu verrichten, so schwierig ist die be-
quemste Lage, Schwere und Weite dünner Ventile.

Sie

mitgiebt. Zur Errichtung dieſes Zwecks beſteht mei-
ne Rettungsflaſche aus vier Stuͤcken: aus einem Luft-
ſack, einem Schlauch, einer Reſpirationsroͤhre und ei-
ner Binde oder Maske. In Faͤllen nemlch, wo we-
gen Pulver, Holzkohlen oder Schwefel Dampf auch die
Augen geſchuͤtzt werden ſollen, verdecke ich das ganze Ge-
ſicht mit einer Maske von Eiſenblech, die weit vom
Geſicht abſteht, und wo ſie am Kopfe anliegt, um al-
len Zutritt der aͤußern Luft zu hemmen, mit Leinwand
und Baumwolle gefuͤttert iſt. Sie beſteht aus einem
konuexen Blech, welches blos ſtatt der Angen mit zwey
runden Glasſcheiben verſehen iſt. Die abendtheuerli-
che Geſtalt, welche eine ſolche Armatur giebt, wird
bey ernſthaften Menſchen wohl keine Einwendung ge-
gen ihren Nutzen ſeyn. Vor dem Munde tritt ruͤſſel-
foͤrmig das Reſpirationsrohr hervor. Es bildet ſich
im Innern der Maske eine trichterfoͤrmige Muͤndung,
gegen welche die Lippen ſich von ſelbſt anlegen. Um
die inſpirirte und exſpirirte Luft von einander abzuſon-
dern, iſt es mit zwey Ventilen verſehen, von denen
das eine ſich nach innen, das andre nach außen oͤffnet.
Es gleicht ganz dem Mundſtuͤcke einer Reſpirationsma-
ſchine, deren Erfindung man jetzt ziemlich ungelehrt
dem Dr. Beddoes zuſchreibt, deren Einrichtung ich
aber ſchon bey Hales, ja um noch weiter zuruͤck zu
gehen, ſeit Creſtbius Zeiten in allen hydrautliſchen
Schriften beſchrieben finde. So einfach aber der Ge-
danke iſt, das Ausſtoßen und Einfangen der Luft durch
zwey Ventile zu verrichten, ſo ſchwierig iſt die be-
quemſte Lage, Schwere und Weite duͤnner Ventile.

Sie
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[205/0025] mitgiebt. Zur Errichtung dieſes Zwecks beſteht mei- ne Rettungsflaſche aus vier Stuͤcken: aus einem Luft- ſack, einem Schlauch, einer Reſpirationsroͤhre und ei- ner Binde oder Maske. In Faͤllen nemlch, wo we- gen Pulver, Holzkohlen oder Schwefel Dampf auch die Augen geſchuͤtzt werden ſollen, verdecke ich das ganze Ge- ſicht mit einer Maske von Eiſenblech, die weit vom Geſicht abſteht, und wo ſie am Kopfe anliegt, um al- len Zutritt der aͤußern Luft zu hemmen, mit Leinwand und Baumwolle gefuͤttert iſt. Sie beſteht aus einem konuexen Blech, welches blos ſtatt der Angen mit zwey runden Glasſcheiben verſehen iſt. Die abendtheuerli- che Geſtalt, welche eine ſolche Armatur giebt, wird bey ernſthaften Menſchen wohl keine Einwendung ge- gen ihren Nutzen ſeyn. Vor dem Munde tritt ruͤſſel- foͤrmig das Reſpirationsrohr hervor. Es bildet ſich im Innern der Maske eine trichterfoͤrmige Muͤndung, gegen welche die Lippen ſich von ſelbſt anlegen. Um die inſpirirte und exſpirirte Luft von einander abzuſon- dern, iſt es mit zwey Ventilen verſehen, von denen das eine ſich nach innen, das andre nach außen oͤffnet. Es gleicht ganz dem Mundſtuͤcke einer Reſpirationsma- ſchine, deren Erfindung man jetzt ziemlich ungelehrt dem Dr. Beddoes zuſchreibt, deren Einrichtung ich aber ſchon bey Hales, ja um noch weiter zuruͤck zu gehen, ſeit Creſtbius Zeiten in allen hydrautliſchen Schriften beſchrieben finde. So einfach aber der Ge- danke iſt, das Ausſtoßen und Einfangen der Luft durch zwey Ventile zu verrichten, ſo ſchwierig iſt die be- quemſte Lage, Schwere und Weite duͤnner Ventile. Sie

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/25>, abgerufen am 18.04.2024.