Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210.

Bild:
<< vorherige Seite

Reizbarkeit der ganzen thierischen Maschine. Kommt
Gemüthsunruhe, Muskelanstrengung, wie beym Mi-
neur oder Bergmann, dazu, so wird die Disposition
zur Entzündung noch mehr erhöht, und inflammatorische
Krankheiten, Folgen der Ueberreizung würden die un-
aussprechlichen Folgen seyn. In meinem physiologi-
schen Werke über den Muskelreiz werden Sie
mannigfaltige Versuche finden, welche dies und
den chemischen Proceß, auf dem mir alle vitale
Functionen zu beruhen scheinen, in ein noch helleres
Licht setzen.

Man fülle daher den Luftsack mit reiner atmosphä-
rischer Luft, und gebe dem Bergmann eben das Ge-
misch von Gasarten zu athmen, das seit seiner Geburt
ein habitueller Reiz seines Systems ist. Das Füllen
geschieht mittelst eines wenig veränderten gemeinen
Blasebalgs, der da eingesteckt wird, wo der Schlauch
in den Luftsack eingemündet ist. Das Material zum
Füllen ist demnach in der Grube selbst, auf dem Stol-
len, unter dem Schacht überall, wo frische Wetter
sind, anzutreffen. Da die Sicherheit des Menschen,
welcher sich der Rettungsflasche bedient, von der
Dichtigkeit des Luftsacks abhängs; so lasse ich densel-
selben, damit er beym Auftreiben nicht zerplatze, in
ein cylindrisches Gefäß von Eisenblech einschließen.
In dies Gefäß geht der Schlauch durch eine Oeffnung
hinein, welche weit genug ist, um die äußere Luft
mit der zwischen dem Luftsack und dem Cylinder in
Verbindung zu setzen. Durch diese Communication
wird nemlich der Luftsack, in welchem das Athmen

die

Reizbarkeit der ganzen thieriſchen Maſchine. Kommt
Gemuͤthsunruhe, Muſkelanſtrengung, wie beym Mi-
neur oder Bergmann, dazu, ſo wird die Diſpoſition
zur Entzuͤndung noch mehr erhoͤht, und inflammatoriſche
Krankheiten, Folgen der Ueberreizung wuͤrden die un-
ausſprechlichen Folgen ſeyn. In meinem phyſiologi-
ſchen Werke uͤber den Muſkelreiz werden Sie
mannigfaltige Verſuche finden, welche dies und
den chemiſchen Proceß, auf dem mir alle vitale
Functionen zu beruhen ſcheinen, in ein noch helleres
Licht ſetzen.

Man fuͤlle daher den Luftſack mit reiner atmoſphaͤ-
riſcher Luft, und gebe dem Bergmann eben das Ge-
miſch von Gasarten zu athmen, das ſeit ſeiner Geburt
ein habitueller Reiz ſeines Syſtems iſt. Das Fuͤllen
geſchieht mittelſt eines wenig veraͤnderten gemeinen
Blaſebalgs, der da eingeſteckt wird, wo der Schlauch
in den Luftſack eingemuͤndet iſt. Das Material zum
Fuͤllen iſt demnach in der Grube ſelbſt, auf dem Stol-
len, unter dem Schacht uͤberall, wo friſche Wetter
ſind, anzutreffen. Da die Sicherheit des Menſchen,
welcher ſich der Rettungsflaſche bedient, von der
Dichtigkeit des Luftſacks abhaͤngs; ſo laſſe ich denſel-
ſelben, damit er beym Auftreiben nicht zerplatze, in
ein cylindriſches Gefaͤß von Eiſenblech einſchließen.
In dies Gefaͤß geht der Schlauch durch eine Oeffnung
hinein, welche weit genug iſt, um die aͤußere Luft
mit der zwiſchen dem Luftſack und dem Cylinder in
Verbindung zu ſetzen. Durch dieſe Communication
wird nemlich der Luftſack, in welchem das Athmen

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0028" n="208"/>
        <p>Reizbarkeit der ganzen thieri&#x017F;chen Ma&#x017F;chine. Kommt<lb/>
Gemu&#x0364;thsunruhe, Mu&#x017F;kelan&#x017F;trengung, wie beym Mi-<lb/>
neur oder Bergmann, dazu, &#x017F;o wird die Di&#x017F;po&#x017F;ition<lb/>
zur Entzu&#x0364;ndung noch mehr erho&#x0364;ht, und inflammatori&#x017F;che<lb/>
Krankheiten, Folgen der Ueberreizung wu&#x0364;rden die un-<lb/>
aus&#x017F;prechlichen Folgen &#x017F;eyn. In meinem phy&#x017F;iologi-<lb/>
&#x017F;chen Werke u&#x0364;ber den <hi rendition="#g">Mu&#x017F;kelreiz</hi> werden Sie<lb/>
mannigfaltige Ver&#x017F;uche finden, welche dies und<lb/>
den chemi&#x017F;chen Proceß, auf dem mir alle vitale<lb/>
Functionen zu beruhen &#x017F;cheinen, in ein noch helleres<lb/>
Licht &#x017F;etzen.</p><lb/>
        <p>Man fu&#x0364;lle daher den Luft&#x017F;ack mit reiner atmo&#x017F;pha&#x0364;-<lb/>
ri&#x017F;cher Luft, und gebe dem Bergmann eben das Ge-<lb/>
mi&#x017F;ch von Gasarten zu athmen, das &#x017F;eit &#x017F;einer Geburt<lb/>
ein habitueller Reiz &#x017F;eines Sy&#x017F;tems i&#x017F;t. Das Fu&#x0364;llen<lb/>
ge&#x017F;chieht mittel&#x017F;t eines wenig vera&#x0364;nderten gemeinen<lb/>
Bla&#x017F;ebalgs, der da einge&#x017F;teckt wird, wo der Schlauch<lb/>
in den Luft&#x017F;ack eingemu&#x0364;ndet i&#x017F;t. Das Material zum<lb/>
Fu&#x0364;llen i&#x017F;t demnach in der Grube &#x017F;elb&#x017F;t, auf dem Stol-<lb/>
len, unter dem Schacht u&#x0364;berall, wo fri&#x017F;che Wetter<lb/>
&#x017F;ind, anzutreffen. Da die Sicherheit des Men&#x017F;chen,<lb/>
welcher &#x017F;ich der Rettungsfla&#x017F;che bedient, von der<lb/>
Dichtigkeit des Luft&#x017F;acks abha&#x0364;ngs; &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;e ich den&#x017F;el-<lb/>
&#x017F;elben, damit er beym Auftreiben nicht zerplatze, in<lb/>
ein cylindri&#x017F;ches Gefa&#x0364;ß von Ei&#x017F;enblech ein&#x017F;chließen.<lb/>
In dies Gefa&#x0364;ß geht der Schlauch durch eine Oeffnung<lb/>
hinein, welche weit genug i&#x017F;t, um die a&#x0364;ußere Luft<lb/>
mit der zwi&#x017F;chen dem Luft&#x017F;ack und dem Cylinder in<lb/>
Verbindung zu &#x017F;etzen. Durch die&#x017F;e Communication<lb/>
wird nemlich der Luft&#x017F;ack, in welchem das Athmen<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0028] Reizbarkeit der ganzen thieriſchen Maſchine. Kommt Gemuͤthsunruhe, Muſkelanſtrengung, wie beym Mi- neur oder Bergmann, dazu, ſo wird die Diſpoſition zur Entzuͤndung noch mehr erhoͤht, und inflammatoriſche Krankheiten, Folgen der Ueberreizung wuͤrden die un- ausſprechlichen Folgen ſeyn. In meinem phyſiologi- ſchen Werke uͤber den Muſkelreiz werden Sie mannigfaltige Verſuche finden, welche dies und den chemiſchen Proceß, auf dem mir alle vitale Functionen zu beruhen ſcheinen, in ein noch helleres Licht ſetzen. Man fuͤlle daher den Luftſack mit reiner atmoſphaͤ- riſcher Luft, und gebe dem Bergmann eben das Ge- miſch von Gasarten zu athmen, das ſeit ſeiner Geburt ein habitueller Reiz ſeines Syſtems iſt. Das Fuͤllen geſchieht mittelſt eines wenig veraͤnderten gemeinen Blaſebalgs, der da eingeſteckt wird, wo der Schlauch in den Luftſack eingemuͤndet iſt. Das Material zum Fuͤllen iſt demnach in der Grube ſelbſt, auf dem Stol- len, unter dem Schacht uͤberall, wo friſche Wetter ſind, anzutreffen. Da die Sicherheit des Menſchen, welcher ſich der Rettungsflaſche bedient, von der Dichtigkeit des Luftſacks abhaͤngs; ſo laſſe ich denſel- ſelben, damit er beym Auftreiben nicht zerplatze, in ein cylindriſches Gefaͤß von Eiſenblech einſchließen. In dies Gefaͤß geht der Schlauch durch eine Oeffnung hinein, welche weit genug iſt, um die aͤußere Luft mit der zwiſchen dem Luftſack und dem Cylinder in Verbindung zu ſetzen. Durch dieſe Communication wird nemlich der Luftſack, in welchem das Athmen die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/28
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die einfache Vorrichtung, durch welche sich Menschen stundenlang in irrespirablen Gasarten, ohne Nachtheil der Gesundheit, und mit brennenden Lichtern aufhalten können; oder vorläufige Anzeige einer Rettungsfläche und eines Lichterhalters. In: Chemische Annalen für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelahrtheit, Haushaltungskunde und Manufacturen. Bd. 2 (1796) S. 99-110, 195-210, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gasarten_1796/28>, abgerufen am 24.04.2024.