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Humboldt, Alexander von: Geognostisches Gemälde von Süd-Amerika. In: Zeitschrift für Mineralogie, Bd. 2 (1826), S. 97-124 und 481-500.

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keine fremdartigen oder untergeordneten
Lager
von Gneiss, Glimmerschiefer oder Urkalk
wahrgenommen.

Die Sierra Parime ist eines der am meisten
ausgedehnten Granit-Gebiete auf der Erde*: aber
der Granit, welcher an den Berg-Gehängen, wie in
den dieselben verbindenden Ebenen zu Tage ausgeht,
verlauft sich häufig in Gneiss. Am beständigsten
in seinem körnigen Gefüge, und als unabhängige
Formazion, trifft man denselben unfern des Enca-
ramada
, an der Enge von Baraguan und in der
Umgegend der Mission von Esmeralda. Häufig um-
schliesst er, gleich dem Granite der Pyrenäen und
jenen des südlichen Tyrol, einzeln zerstreute Horn-
blende-Krystalle, ohne dass deshalb Uebergänge in
Syenit Statt haben. Diese Modifikazionen sind beob-
achtbar an den Ufern des Orinoko, des Cassiquiare,
des Atabapo und des Tuamini. Die Aufhäufung
von Blöcken, welche in Europa auf dem Kamme
granitischer Berge (Riesen-Gebirge, Ochsenkopf)
gefunden wird, zeigt sich zumal in dem nordwestli-
chen Theile der Sierra Parime, zwischen Caycara,
Encaramada und Uruana; in den Wasserfällen von

* Lechenault de la Tour hat am Mana-Flusse, in
Französisch Guyana, die nämlichen Granit-Gneisse
(mit etwas Hornblende) gesammelt, welche von mir,
in 300 Meilen westlicher Entfernung, beim Zusam-
menflusse des Orinoko und Guaviare getroffen wurden.

keine fremdartigen oder untergeordneten
Lager
von Gneiſs, Glimmerschiefer oder Urkalk
wahrgenommen.

Die Sierra Parime ist eines der am meisten
ausgedehnten Granit-Gebiete auf der Erde*: aber
der Granit, welcher an den Berg-Gehängen, wie in
den dieselben verbindenden Ebenen zu Tage ausgeht,
verlauft sich häufig in Gneiſs. Am beständigsten
in seinem körnigen Gefüge, und als unabhängige
Formazion, trifft man denselben unfern des Enca-
ramada
, an der Enge von Baraguan und in der
Umgegend der Mission von Esmeralda. Häufig um-
schlieſst er, gleich dem Granite der Pyrenäen und
jenen des südlichen Tyrol, einzeln zerstreute Horn-
blende-Krystalle, ohne daſs deshalb Uebergänge in
Syenit Statt haben. Diese Modifikazionen sind beob-
achtbar an den Ufern des Orinoko, des Caſsiquiare,
des Atabapo und des Tuamini. Die Aufhäufung
von Blöcken, welche in Europa auf dem Kamme
granitischer Berge (Riesen-Gebirge, Ochsenkopf)
gefunden wird, zeigt sich zumal in dem nordwestli-
chen Theile der Sierra Parime, zwischen Caycara,
Encaramada und Uruana; in den Wasserfällen von

* Lechenault de la Tour hat am Mana-Flusse, in
Französisch Guyana, die nämlichen Granit-Gneiſse
(mit etwas Hornblende) gesammelt, welche von mir,
in 300 Meilen westlicher Entfernung, beim Zusam-
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[102/0009] keine fremdartigen oder untergeordneten Lager von Gneiſs, Glimmerschiefer oder Urkalk wahrgenommen. Die Sierra Parime ist eines der am meisten ausgedehnten Granit-Gebiete auf der Erde *: aber der Granit, welcher an den Berg-Gehängen, wie in den dieselben verbindenden Ebenen zu Tage ausgeht, verlauft sich häufig in Gneiſs. Am beständigsten in seinem körnigen Gefüge, und als unabhängige Formazion, trifft man denselben unfern des Enca- ramada, an der Enge von Baraguan und in der Umgegend der Mission von Esmeralda. Häufig um- schlieſst er, gleich dem Granite der Pyrenäen und jenen des südlichen Tyrol, einzeln zerstreute Horn- blende-Krystalle, ohne daſs deshalb Uebergänge in Syenit Statt haben. Diese Modifikazionen sind beob- achtbar an den Ufern des Orinoko, des Caſsiquiare, des Atabapo und des Tuamini. Die Aufhäufung von Blöcken, welche in Europa auf dem Kamme granitischer Berge (Riesen-Gebirge, Ochsenkopf) gefunden wird, zeigt sich zumal in dem nordwestli- chen Theile der Sierra Parime, zwischen Caycara, Encaramada und Uruana; in den Wasserfällen von * Lechenault de la Tour hat am Mana-Flusse, in Französisch Guyana, die nämlichen Granit-Gneiſse (mit etwas Hornblende) gesammelt, welche von mir, in 300 Meilen westlicher Entfernung, beim Zusam- menflusse des Orinoko und Guaviare getroffen wurden.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostisches Gemälde von Süd-Amerika. In: Zeitschrift für Mineralogie, Bd. 2 (1826), S. 97-124 und 481-500, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gemaelde_1826/9>, abgerufen am 28.03.2024.