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Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Dritte Abhandlung. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1839. Berlin, 1839, S. 245-253.

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tere, Auswurfs-Kegel, Schlamm- und Gas-Quellen, Ausdehnung der gleichzeitigen Erschütterungskreise) in einen befriedigenden Einklang treten. Dieser vervollkommnete Zustand der Wissenschaft, zu dem das jetzt allgemein gefühlte Bedürfniss geognostischer Profile und geognostischer Karten so kräftig beigetragen, kann denen nicht entgehen, die das Neuere mit dem noch nicht sehr Veralteten zu vergleichen bemüht sind. Die Schärfe der Beobachtungen, denen die messenden und experimentirenden Disciplinen längst ihre unbestrittenen Vorzüge verdanken, ist in anderen Bestrebungen endlich auch ein nothwendiges Erforderniss geworden, und während dass frühere Reisende in der Schilderung tropischer Klimate, der Verheerungen der Vulkane und der Wirkungen des Erdbebens vorzugsweise das Sonderbare hervorhoben, sucht, wenigstens die grössere Zahl der neueren Reisenden, nach der Vorschrift des amasischen Geographen "das Wahre mehr als das Erstaunliche zu sammeln."

Die Hochebene von Quito gehört, wie Japan, die Insel Java und, in einem kleineren Massstabe, San Miguel der Azoren und Lancerote unter den Canarischen Inseln, zu den Theilen der bekannten Erde, in denen die Menschen, seit den frühesten Zeiten, am häufigsten daran gemahnt wurden, dass die sogenannten Festen verschiebbar sind, dass unter der alten Erdrinde, vielleicht in nicht sehr grosser Tiefe, noch dieselben Mächte walten, welche, entfesselt oder minder eingezwängt, in urweltlicher Zeit, den ganzen Continenten, wie einzelnen Bergzügen, Form und Richtung, dem Luftmeere seinen periodisch-fluthenden Druck und seine Mischung, den Typen des organischen Lebens üppige Fülle, epochenweis-wechselnde Gestalten und doch schon eine fixe geographische Begrenzung gaben. Hr. v. H. untersucht nach einander die Analogien, welche Vulkane ohne eigentliche Lavaströme darbieten, er schildert geographisch und hypsometrisch den Schauplatz der grossen Erschütterungskreise in den nördlichen Anden, wie die Lage und Umgebungen des Capac-Urcu, dessen Einsturz eine der wichtigstenBegebenheiten der politischen Geschichte des Hochlandes von Quito, die Epoche desUnterganges der Nationalität eines eingebornen Volksstammes (der Puruguay), die Zerstörung des Reichs des Conchocando vor Lican Guaynna-Abomatta durch die von Cuzco aus eindringenden Incas bezeichnet. Durch synchronisti-

tere, Auswurfs-Kegel, Schlamm- und Gas-Quellen, Ausdehnung der gleichzeitigen Erschütterungskreise) in einen befriedigenden Einklang treten. Dieser vervollkommnete Zustand der Wissenschaft, zu dem das jetzt allgemein gefühlte Bedürfniſs geognostischer Profile und geognostischer Karten so kräftig beigetragen, kann denen nicht entgehen, die das Neuere mit dem noch nicht sehr Veralteten zu vergleichen bemüht sind. Die Schärfe der Beobachtungen, denen die messenden und experimentirenden Disciplinen längst ihre unbestrittenen Vorzüge verdanken, ist in anderen Bestrebungen endlich auch ein nothwendiges Erforderniſs geworden, und während daſs frühere Reisende in der Schilderung tropischer Klimate, der Verheerungen der Vulkane und der Wirkungen des Erdbebens vorzugsweise das Sonderbare hervorhoben, sucht, wenigstens die gröſsere Zahl der neueren Reisenden, nach der Vorschrift des amasischen Geographen „das Wahre mehr als das Erstaunliche zu sammeln.“

Die Hochebene von Quito gehört, wie Japan, die Insel Java und, in einem kleineren Maſsstabe, San Miguel der Azoren und Lancerote unter den Canarischen Inseln, zu den Theilen der bekannten Erde, in denen die Menschen, seit den frühesten Zeiten, am häufigsten daran gemahnt wurden, daſs die sogenannten Festen verschiebbar sind, daſs unter der alten Erdrinde, vielleicht in nicht sehr groſser Tiefe, noch dieselben Mächte walten, welche, entfesselt oder minder eingezwängt, in urweltlicher Zeit, den ganzen Continenten, wie einzelnen Bergzügen, Form und Richtung, dem Luftmeere seinen periodisch-fluthenden Druck und seine Mischung, den Typen des organischen Lebens üppige Fülle, epochenweis-wechselnde Gestalten und doch schon eine fixe geographische Begrenzung gaben. Hr. v. H. untersucht nach einander die Analogien, welche Vulkane ohne eigentliche Lavaströme darbieten, er schildert geographisch und hypsometrisch den Schauplatz der groſsen Erschütterungskreise in den nördlichen Anden, wie die Lage und Umgebungen des Capac-Urcu, dessen Einsturz eine der wichtigstenBegebenheiten der politischen Geschichte des Hochlandes von Quito, die Epoche desUnterganges der Nationalität eines eingebornen Volksstammes (der Puruguay), die Zerstörung des Reichs des Conchocando vor Lican Guayña-Abomatta durch die von Cuzco aus eindringenden Incas bezeichnet. Durch synchronisti-

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[247/0004] tere, Auswurfs-Kegel, Schlamm- und Gas-Quellen, Ausdehnung der gleichzeitigen Erschütterungskreise) in einen befriedigenden Einklang treten. Dieser vervollkommnete Zustand der Wissenschaft, zu dem das jetzt allgemein gefühlte Bedürfniſs geognostischer Profile und geognostischer Karten so kräftig beigetragen, kann denen nicht entgehen, die das Neuere mit dem noch nicht sehr Veralteten zu vergleichen bemüht sind. Die Schärfe der Beobachtungen, denen die messenden und experimentirenden Disciplinen längst ihre unbestrittenen Vorzüge verdanken, ist in anderen Bestrebungen endlich auch ein nothwendiges Erforderniſs geworden, und während daſs frühere Reisende in der Schilderung tropischer Klimate, der Verheerungen der Vulkane und der Wirkungen des Erdbebens vorzugsweise das Sonderbare hervorhoben, sucht, wenigstens die gröſsere Zahl der neueren Reisenden, nach der Vorschrift des amasischen Geographen „das Wahre mehr als das Erstaunliche zu sammeln.“ Die Hochebene von Quito gehört, wie Japan, die Insel Java und, in einem kleineren Maſsstabe, San Miguel der Azoren und Lancerote unter den Canarischen Inseln, zu den Theilen der bekannten Erde, in denen die Menschen, seit den frühesten Zeiten, am häufigsten daran gemahnt wurden, daſs die sogenannten Festen verschiebbar sind, daſs unter der alten Erdrinde, vielleicht in nicht sehr groſser Tiefe, noch dieselben Mächte walten, welche, entfesselt oder minder eingezwängt, in urweltlicher Zeit, den ganzen Continenten, wie einzelnen Bergzügen, Form und Richtung, dem Luftmeere seinen periodisch-fluthenden Druck und seine Mischung, den Typen des organischen Lebens üppige Fülle, epochenweis-wechselnde Gestalten und doch schon eine fixe geographische Begrenzung gaben. Hr. v. H. untersucht nach einander die Analogien, welche Vulkane ohne eigentliche Lavaströme darbieten, er schildert geographisch und hypsometrisch den Schauplatz der groſsen Erschütterungskreise in den nördlichen Anden, wie die Lage und Umgebungen des Capac-Urcu, dessen Einsturz eine der wichtigstenBegebenheiten der politischen Geschichte des Hochlandes von Quito, die Epoche desUnterganges der Nationalität eines eingebornen Volksstammes (der Puruguay), die Zerstörung des Reichs des Conchocando vor Lican Guayña-Abomatta durch die von Cuzco aus eindringenden Incas bezeichnet. Durch synchronisti-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Dritte Abhandlung. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1839. Berlin, 1839, S. 245-253, hier S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1839/4>, abgerufen am 25.04.2024.