Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Dritte Abhandlung. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1839. Berlin, 1839, S. 245-253.

Bild:
<< vorherige Seite

zigen Vulkans (z.B. des Tungurahua) geschildert. Die vulkanischen Mächte, welche erschütternd wirken, hausen unter dem ganzen Gewölbe des Hochlandes von Quito. Was wir dort einzelne Vulkane nennen, sind Öffnungen, die zu einem und demselben Heerde führen. Ignis in aliqua interna valleconceptus exaestuat, sagt Seneca sehr treffend, in ipso monte non alimentum habet, sed viam.

Wenn man einen allgemeinen Blick auf die geognostische Constitution des Hochlandes von Quito wirft, in so weit es sich zwischen zwei Cordilleren, vom Bergknoten der vulkanischen Provinz de los Pastos bis zu dem Querjoch des Assuay, in einer Länge von 50 geographischen Meilen, von Norden nach Süden hinzieht, so sind, bis auf wenige, aber sehr wichtige Ausnahmen, deren gleich besondere Erwähnung geschehen soll, alle bisher untersuchten Massen der Vulkane (namentlich die Massen des langen Rückens von Pichincha, des Gebirgsstocks von Antisana, des Cotopaxi, des Chimborazo, des einst feuerspeienden Yana-Urcu, der Gegend von Penipe, wie der von Riobamba-nuevo in dem Llano de Tapia, einer Ebene, welche die alten Ausbrüche des Capac-Urcu überdeckt haben) aus einem porphyrartigen Gemenge von Augit und Labrador-Krystallen zusammengesetzt. Dieses Resultat gründet sich auf die neuesten Untersuchungen, denen Hr. Gustav Rose die oryktognostische Zusammensetzung der Felsarten in der Sammlung, des Hr. v. H., wie in der sehr zahlreichen Sammlung des Hrn. Boussingault aus der Hochebene von Quito und der Provinz de los Pastos, unterworfen hat. Da beide Reisende (Hr. v. H. und Boussingault) zu sehr verschiedenen Zeiten und meist auf ganz verschiedenen Wegen zu den Berggipfeln aufgestiegen sind, so gewähren die abgeschlagenen Stücke ein vollständigeres Bild der vorherrschenden Gesteine. Selbst der Vulkan von Purace bei Popayan, 2 1/2 Grad nördlich von Quito, gehört noch zu diesen doleritartigen Gesteinen, die von eigentlichem Trachyt oder Andesit völlig verschieden sind. So mannigfaltig auch die Farbe und Dichtigkeit der Massen ist, compact oder porös (voll kleiner Höhlungen und Risse), pechsteinartig, graulichschwarz und fettglänzend, wie am Cotopaxi, oder schwarz und zugleich eben und matt, wie am Antisana, der allgemeine Character ist überall derselbe und wird bloss modificirt durch die relative Menge des Labrador und Augit. Nur in einem Fragmente des Vulkan Tungu-

zigen Vulkans (z.B. des Tungurahua) geschildert. Die vulkanischen Mächte, welche erschütternd wirken, hausen unter dem ganzen Gewölbe des Hochlandes von Quito. Was wir dort einzelne Vulkane nennen, sind Öffnungen, die zu einem und demselben Heerde führen. Ignis in aliqua interna valleconceptus exaestuat, sagt Seneca sehr treffend, in ipso monte non alimentum habet, sed viam.

Wenn man einen allgemeinen Blick auf die geognostische Constitution des Hochlandes von Quito wirft, in so weit es sich zwischen zwei Cordilleren, vom Bergknoten der vulkanischen Provinz de los Pastos bis zu dem Querjoch des Assuay, in einer Länge von 50 geographischen Meilen, von Norden nach Süden hinzieht, so sind, bis auf wenige, aber sehr wichtige Ausnahmen, deren gleich besondere Erwähnung geschehen soll, alle bisher untersuchten Massen der Vulkane (namentlich die Massen des langen Rückens von Pichincha, des Gebirgsstocks von Antisana, des Cotopaxi, des Chimborazo, des einst feuerspeienden Yana-Urcu, der Gegend von Penipe, wie der von Riobamba-nuevo in dem Llano de Tapia, einer Ebene, welche die alten Ausbrüche des Capac-Urcu überdeckt haben) aus einem porphyrartigen Gemenge von Augit und Labrador-Krystallen zusammengesetzt. Dieses Resultat gründet sich auf die neuesten Untersuchungen, denen Hr. Gustav Rose die oryktognostische Zusammensetzung der Felsarten in der Sammlung, des Hr. v. H., wie in der sehr zahlreichen Sammlung des Hrn. Boussingault aus der Hochebene von Quito und der Provinz de los Pastos, unterworfen hat. Da beide Reisende (Hr. v. H. und Boussingault) zu sehr verschiedenen Zeiten und meist auf ganz verschiedenen Wegen zu den Berggipfeln aufgestiegen sind, so gewähren die abgeschlagenen Stücke ein vollständigeres Bild der vorherrschenden Gesteine. Selbst der Vulkan von Purace bei Popayan, 2 ½ Grad nördlich von Quito, gehört noch zu diesen doleritartigen Gesteinen, die von eigentlichem Trachyt oder Andesit völlig verschieden sind. So mannigfaltig auch die Farbe und Dichtigkeit der Massen ist, compact oder porös (voll kleiner Höhlungen und Risse), pechsteinartig, graulichschwarz und fettglänzend, wie am Cotopaxi, oder schwarz und zugleich eben und matt, wie am Antisana, der allgemeine Character ist überall derselbe und wird bloſs modificirt durch die relative Menge des Labrador und Augit. Nur in einem Fragmente des Vulkan Tungu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0007" n="250"/>
zigen Vulkans (z.B. des <placeName>Tungurahua</placeName>)                     geschildert. Die vulkanischen Mächte, welche erschütternd wirken, hausen unter                     dem ganzen Gewölbe des <placeName>Hochlandes von Quito</placeName>. Was wir dort einzelne Vulkane nennen, sind Öffnungen, die zu einem und     demselben Heerde führen. <hi rendition="#g">Ignis in aliqua interna valleconceptus exaestuat</hi>, sagt <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118613200">Seneca</persName></hi> sehr treffend, <hi rendition="#g">in ipso monte non alimentum habet, sed                         viam.</hi></p><lb/>
        <p>Wenn man einen allgemeinen Blick auf die geognostische Constitution des     <placeName>Hochlandes von Quito</placeName> wirft, in so weit es sich zwischen zwei <placeName>Cordilleren</placeName>, vom Bergknoten der vulkanischen <placeName>Provinz de los Pastos</placeName> bis zu dem Querjoch des <placeName>Assuay</placeName>, in einer Länge von 50 geographischen Meilen, von Norden nach Süden hinzieht, so sind, bis auf wenige, aber sehr                     wichtige Ausnahmen, deren gleich besondere Erwähnung geschehen soll, alle bisher                     untersuchten Massen der Vulkane (namentlich die Massen des langen Rückens von                         <placeName>Pichincha</placeName>,                     des Gebirgsstocks von <placeName>Antisana</placeName>, des <placeName>Cotopaxi</placeName>, des <placeName>Chimborazo</placeName>, des einst feuerspeienden <placeName>Yana-Urcu</placeName>, der                     Gegend von <placeName>Penipe</placeName>,                     wie der von <placeName>Riobamba-nuevo</placeName> in dem <placeName>Llano de Tapia</placeName>, einer                     Ebene, welche die alten Ausbrüche des <placeName>Capac-Urcu</placeName> überdeckt                     haben) aus einem porphyrartigen Gemenge von Augit und Labrador-Krystallen zusammengesetzt. Dieses Resultat gründet sich                     auf die neuesten Untersuchungen, denen Hr. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/116609036">Gustav                         Rose</persName></hi> die oryktognostische     Zusammensetzung der Felsarten in der Sammlung, des Hr. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">v.         H.</persName>, wie in der sehr zahlreichen Sammlung des Hrn. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/101165250">Boussingault</persName></hi> aus der <placeName>Hochebene von Quito</placeName> und der <placeName>Provinz de los Pastos</placeName>, unterworfen     hat. Da beide Reisende (Hr. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">v. H.</persName> und <persName ref="http://d-nb.info/gnd/101165250">Boussingault</persName>)                     zu sehr verschiedenen Zeiten und meist auf ganz verschiedenen Wegen zu den                     Berggipfeln aufgestiegen sind, so gewähren die abgeschlagenen Stücke ein                     vollständigeres Bild der vorherrschenden Gesteine. Selbst der <placeName>Vulkan von Purace</placeName> bei <placeName>Popayan</placeName>, 2 ½ Grad nördlich von <placeName>Quito</placeName>, gehört noch zu diesen doleritartigen                     Gesteinen, die von eigentlichem Trachyt oder Andesit völlig verschieden sind. So mannigfaltig                     auch die Farbe und Dichtigkeit der Massen ist, compact oder porös (voll kleiner                     Höhlungen und Risse), pechsteinartig, graulichschwarz und fettglänzend, wie am                         <placeName>Cotopaxi</placeName>,                     oder schwarz und zugleich eben und matt, wie am <placeName>Antisana</placeName>, der <hi rendition="#g">allgemeine</hi> Character ist überall derselbe und wird blo&#x017F;s     modificirt durch die relative Menge des Labrador und Augit. Nur in einem Fragmente des Vulkan <placeName>Tungu-<lb/></placeName></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0007] zigen Vulkans (z.B. des Tungurahua) geschildert. Die vulkanischen Mächte, welche erschütternd wirken, hausen unter dem ganzen Gewölbe des Hochlandes von Quito. Was wir dort einzelne Vulkane nennen, sind Öffnungen, die zu einem und demselben Heerde führen. Ignis in aliqua interna valleconceptus exaestuat, sagt Seneca sehr treffend, in ipso monte non alimentum habet, sed viam. Wenn man einen allgemeinen Blick auf die geognostische Constitution des Hochlandes von Quito wirft, in so weit es sich zwischen zwei Cordilleren, vom Bergknoten der vulkanischen Provinz de los Pastos bis zu dem Querjoch des Assuay, in einer Länge von 50 geographischen Meilen, von Norden nach Süden hinzieht, so sind, bis auf wenige, aber sehr wichtige Ausnahmen, deren gleich besondere Erwähnung geschehen soll, alle bisher untersuchten Massen der Vulkane (namentlich die Massen des langen Rückens von Pichincha, des Gebirgsstocks von Antisana, des Cotopaxi, des Chimborazo, des einst feuerspeienden Yana-Urcu, der Gegend von Penipe, wie der von Riobamba-nuevo in dem Llano de Tapia, einer Ebene, welche die alten Ausbrüche des Capac-Urcu überdeckt haben) aus einem porphyrartigen Gemenge von Augit und Labrador-Krystallen zusammengesetzt. Dieses Resultat gründet sich auf die neuesten Untersuchungen, denen Hr. Gustav Rose die oryktognostische Zusammensetzung der Felsarten in der Sammlung, des Hr. v. H., wie in der sehr zahlreichen Sammlung des Hrn. Boussingault aus der Hochebene von Quito und der Provinz de los Pastos, unterworfen hat. Da beide Reisende (Hr. v. H. und Boussingault) zu sehr verschiedenen Zeiten und meist auf ganz verschiedenen Wegen zu den Berggipfeln aufgestiegen sind, so gewähren die abgeschlagenen Stücke ein vollständigeres Bild der vorherrschenden Gesteine. Selbst der Vulkan von Purace bei Popayan, 2 ½ Grad nördlich von Quito, gehört noch zu diesen doleritartigen Gesteinen, die von eigentlichem Trachyt oder Andesit völlig verschieden sind. So mannigfaltig auch die Farbe und Dichtigkeit der Massen ist, compact oder porös (voll kleiner Höhlungen und Risse), pechsteinartig, graulichschwarz und fettglänzend, wie am Cotopaxi, oder schwarz und zugleich eben und matt, wie am Antisana, der allgemeine Character ist überall derselbe und wird bloſs modificirt durch die relative Menge des Labrador und Augit. Nur in einem Fragmente des Vulkan Tungu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1839/7
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Geognostische und physikalische Beobachtungen über die Vulkane des Hochlandes von Quito. Dritte Abhandlung. In: Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1839. Berlin, 1839, S. 245-253, hier S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_geognostisch_1839/7>, abgerufen am 23.04.2024.