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Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 3. Stuttgart u. a., 1850.

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9 Schlüssen erkannt worden ist. Newton erhob sich zu der Erklärung des Weltsystems, da es ihm glückte die Kraft zu finden, von deren Wirkung die Kepler'schen Gesetze die nothwendige Folge sind." Vergl. über diesen Gegenstand (on laws and causes) die vortrefflichen Bemerkungen in Sir John Herschel's Address for the fifteenth meeting of the Brit. Assoc. at Cambridge 1845 p. XLII, und Edinb. Rev. Vol. 87. 1848 p. 180-183.
10 (S. 11.) In der denkwürdigen Stelle (Metaph. XII, 8 pag. 1074 Bekker), in welcher Aristoteles von "den Trümmern einer früher einmal gefundenen und dann wieder verlorenen Weisheit" spricht, beißt es sehr bedeutungsvoll und frei von der Verehrung der Naturkräfte und menschenähnlicher Götter: "vieles ist mythisch hinzugefügt, zur Ueberredung der Menge, wie auch der Gesetze und anderer nützlicher Zwecke wegen."
11 (S. 11.) Die wichtige Verschiedenheit dieser naturphilosophischen Richtungen, tropoi, ist klar angedeutet in Aristot. Phys. Auscult. I, 4 pag. 187 Bekk. (Vergl. Brandis im Rhein. Museum für Philologie Jahrg. III. S. 105.)
12 (S. 12.) Kosmos Bd. I. S. 139 und 405 Note 59, Bd. II. S. 348 und 501 Note 27. Eine merkwürdige Stelle des Simplicius p. 491b setzt die Centripetalkraft deutlichst dem Umschwunge, der Centrifugalkraft, entgegen. Sie gedenkt des "Nicht-Herabfallens der himmlischen Körper, wenn der Umschwung die Oberhand hat über die eigene Fallkraft, den Zug nach unten". Deshalb wird bei Plutarch de facie in orbe Lunae p. 923 der nicht zur Erde fallende Mond mit "dem Stein in der Schleuder" verglichen. Ueber die eigentliche Bedeutung der perikhoresis des Anaxagoras vergl. Schaubach in Anaxag. Clazom. Fragm. 1827 p. 107-109.
13 (S. 12.) Schaubach a. a. O. p. 151-156 und 185-189. Für von dem Geiste, nous, beseelt werden auch die Pflanzen gehalten; Aristot. de Plant. I, 1 p. 815 Bekk.
14 (S. 13.) Vergl. über diesen Theil der mathematischen Physik des Plato: Böckh de platonico syst. caelestium globorum 1810 et 1811; Martin, Etudes sur le Timee T. II. p. 234-242 und Brandis in der Geschichte der Griechisch-Römischen Philosophie Th. II. Abth. 1. 1844 S. 375.
9 Schlüssen erkannt worden ist. Newton erhob sich zu der Erklärung des Weltsystems, da es ihm glückte die Kraft zu finden, von deren Wirkung die Kepler'schen Gesetze die nothwendige Folge sind.“ Vergl. über diesen Gegenstand (on laws and causes) die vortrefflichen Bemerkungen in Sir John Herschel's Address for the fifteenth meeting of the Brit. Assoc. at Cambridge 1845 p. XLII, und Edinb. Rev. Vol. 87. 1848 p. 180–183.
10 (S. 11.) In der denkwürdigen Stelle (Metaph. XII, 8 pag. 1074 Bekker), in welcher Aristoteles von „den Trümmern einer früher einmal gefundenen und dann wieder verlorenen Weisheit“ spricht, beißt es sehr bedeutungsvoll und frei von der Verehrung der Naturkräfte und menschenähnlicher Götter: „vieles ist mythisch hinzugefügt, zur Ueberredung der Menge, wie auch der Gesetze und anderer nützlicher Zwecke wegen.“
11 (S. 11.) Die wichtige Verschiedenheit dieser naturphilosophischen Richtungen, τρόποι, ist klar angedeutet in Aristot. Phys. Auscult. I, 4 pag. 187 Bekk. (Vergl. Brandis im Rhein. Museum für Philologie Jahrg. III. S. 105.)
12 (S. 12.) Kosmos Bd. I. S. 139 und 405 Note 59, Bd. II. S. 348 und 501 Note 27. Eine merkwürdige Stelle des Simplicius p. 491b setzt die Centripetalkraft deutlichst dem Umschwunge, der Centrifugalkraft, entgegen. Sie gedenkt des „Nicht-Herabfallens der himmlischen Körper, wenn der Umschwung die Oberhand hat über die eigene Fallkraft, den Zug nach unten“. Deshalb wird bei Plutarch de facie in orbe Lunae p. 923 der nicht zur Erde fallende Mond mit „dem Stein in der Schleuder“ verglichen. Ueber die eigentliche Bedeutung der περιχώρεσις des Anaxagoras vergl. Schaubach in Anaxag. Clazom. Fragm. 1827 p. 107–109.
13 (S. 12.) Schaubach a. a. O. p. 151–156 und 185–189. Für von dem Geiste, νοῦς, beseelt werden auch die Pflanzen gehalten; Aristot. de Plant. I, 1 p. 815 Bekk.
14 (S. 13.) Vergl. über diesen Theil der mathematischen Physik des Plato: Böckh de platonico syst. caelestium globorum 1810 et 1811; Martin, Études sur le Timée T. II. p. 234–242 und Brandis in der Geschichte der Griechisch-Römischen Philosophie Th. II. Abth. 1. 1844 S. 375.
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[27/0032] ⁹ Schlüssen erkannt worden ist. Newton erhob sich zu der Erklärung des Weltsystems, da es ihm glückte die Kraft zu finden, von deren Wirkung die Kepler'schen Gesetze die nothwendige Folge sind.“ Vergl. über diesen Gegenstand (on laws and causes) die vortrefflichen Bemerkungen in Sir John Herschel's Address for the fifteenth meeting of the Brit. Assoc. at Cambridge 1845 p. XLII, und Edinb. Rev. Vol. 87. 1848 p. 180–183. ¹⁰ (S. 11.) In der denkwürdigen Stelle (Metaph. XII, 8 pag. 1074 Bekker), in welcher Aristoteles von „den Trümmern einer früher einmal gefundenen und dann wieder verlorenen Weisheit“ spricht, beißt es sehr bedeutungsvoll und frei von der Verehrung der Naturkräfte und menschenähnlicher Götter: „vieles ist mythisch hinzugefügt, zur Ueberredung der Menge, wie auch der Gesetze und anderer nützlicher Zwecke wegen.“ ¹¹ (S. 11.) Die wichtige Verschiedenheit dieser naturphilosophischen Richtungen, τρόποι, ist klar angedeutet in Aristot. Phys. Auscult. I, 4 pag. 187 Bekk. (Vergl. Brandis im Rhein. Museum für Philologie Jahrg. III. S. 105.) ¹² (S. 12.) Kosmos Bd. I. S. 139 und 405 Note 59, Bd. II. S. 348 und 501 Note 27. Eine merkwürdige Stelle des Simplicius p. 491b setzt die Centripetalkraft deutlichst dem Umschwunge, der Centrifugalkraft, entgegen. Sie gedenkt des „Nicht-Herabfallens der himmlischen Körper, wenn der Umschwung die Oberhand hat über die eigene Fallkraft, den Zug nach unten“. Deshalb wird bei Plutarch de facie in orbe Lunae p. 923 der nicht zur Erde fallende Mond mit „dem Stein in der Schleuder“ verglichen. Ueber die eigentliche Bedeutung der περιχώρεσις des Anaxagoras vergl. Schaubach in Anaxag. Clazom. Fragm. 1827 p. 107–109. ¹³ (S. 12.) Schaubach a. a. O. p. 151–156 und 185–189. Für von dem Geiste, νοῦς, beseelt werden auch die Pflanzen gehalten; Aristot. de Plant. I, 1 p. 815 Bekk. ¹⁴ (S. 13.) Vergl. über diesen Theil der mathematischen Physik des Plato: Böckh de platonico syst. caelestium globorum 1810 et 1811; Martin, Études sur le Timée T. II. p. 234–242 und Brandis in der Geschichte der Griechisch-Römischen Philosophie Th. II. Abth. 1. 1844 S. 375.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 3. Stuttgart u. a., 1850, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_kosmos03_1850/32>, abgerufen am 28.03.2024.