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Humboldt, Alexander von: [N]eue physikalische Beobachtungen im spanischen Amerika. Aus Briefen an Fourcroy und Lalande. In: Annalen der Physik, Bd. 7, 1801, S. 335-347.

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mittelst eines Sextanten, mit aller Sorgfalt beobach-
tet. Sie war im Vendemiaire, (Oktober 1799,)
zu Mittag in Cumana, und zwanzig Lieues weiter
nach Osten 4° 13' 45' östlich; in Caripe, (dem
Hauptorte der Kapuziner-Missionen unter den Chai-
mas und Caraiben,) 3° 15' östlich.

Während des Erdbebens zu Cumana am 4ten
November 1799 veränderte sich die Inclination, nicht
aber die Declination der Magnetnadel. Erstere war
vor dem Stoße 44°,20 der neuen Kreistheilung;
nach dem Stoße blieb sie 43°,35. Die Schwingungs-
zahl der Inclinationsnadel war indeß nach wie vor
dieselbe, 229 in 10 Minuten. Dies, vereint mit
andern Beobachtungen, scheint mir zu beweisen,
daß sich beim Erdbeben dieser kleine Theil der Erd-
kugel, und nicht die Nadel verändert habe; denn
in den Gegenden, wo man nie ein Erdbeben spürt,
in der Urkette aus geschichtetem Granit, war die
Inclination auch nachher noch so groß als zuvor.

Bei dem Interesse, welches Sie an Allem nehmen,
was die Schifffahrt betrifft, werden Ihnen folgende
Bemerkungen nicht unlieb seyn. Ich habe das, was
Franklin und der Kapitän Jonathan Wil-
liams
über den Gebrauch des Thermometers, Un-
tiefen zur See zu entdecken
, in den Transact. of the
American Society
, Vol. 3, p. 82, behaupten, sorg-
fältig geprüft, und muß es völlig bestätigen. Ich
war verwundert, zu sehn, wie das Wasser, je nach-
dem die Tiefe desselben abnimmt, zusehends kälter
wird, und wie Untiefen und Küsten sich dadurch

mittelſt eines Sextanten, mit aller Sorgfalt beobach-
tet. Sie war im Vendemiaire, (Oktober 1799,)
zu Mittag in Cumana, und zwanzig Lieues weiter
nach Oſten 4° 13′ 45′ öſtlich; in Caripe, (dem
Hauptorte der Kapuziner-Miſſionen unter den Chai-
mas und Caraiben,) 3° 15′ öſtlich.

Während des Erdbebens zu Cumana am 4ten
November 1799 veränderte ſich die Inclination, nicht
aber die Declination der Magnetnadel. Erſtere war
vor dem Stoße 44°,20 der neuen Kreistheilung;
nach dem Stoße blieb ſie 43°,35. Die Schwingungs-
zahl der Inclinationsnadel war indeß nach wie vor
dieſelbe, 229 in 10 Minuten. Dies, vereint mit
andern Beobachtungen, ſcheint mir zu beweiſen,
daß ſich beim Erdbeben dieſer kleine Theil der Erd-
kugel, und nicht die Nadel verändert habe; denn
in den Gegenden, wo man nie ein Erdbeben ſpürt,
in der Urkette aus geſchichtetem Granit, war die
Inclination auch nachher noch ſo groß als zuvor.

Bei dem Intereſſe, welches Sie an Allem nehmen,
was die Schifffahrt betrifft, werden Ihnen folgende
Bemerkungen nicht unlieb ſeyn. Ich habe das, was
Franklin und der Kapitän Jonathan Wil-
liams
über den Gebrauch des Thermometers, Un-
tiefen zur See zu entdecken
, in den Transact. of the
American Society
, Vol. 3, p. 82, behaupten, ſorg-
fältig geprüft, und muß es völlig beſtätigen. Ich
war verwundert, zu ſehn, wie das Waſſer, je nach-
dem die Tiefe deſſelben abnimmt, zuſehends kälter
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[342/0015] mittelſt eines Sextanten, mit aller Sorgfalt beobach- tet. Sie war im Vendemiaire, (Oktober 1799,) zu Mittag in Cumana, und zwanzig Lieues weiter nach Oſten 4° 13′ 45′ öſtlich; in Caripe, (dem Hauptorte der Kapuziner-Miſſionen unter den Chai- mas und Caraiben,) 3° 15′ öſtlich. Während des Erdbebens zu Cumana am 4ten November 1799 veränderte ſich die Inclination, nicht aber die Declination der Magnetnadel. Erſtere war vor dem Stoße 44°,20 der neuen Kreistheilung; nach dem Stoße blieb ſie 43°,35. Die Schwingungs- zahl der Inclinationsnadel war indeß nach wie vor dieſelbe, 229 in 10 Minuten. Dies, vereint mit andern Beobachtungen, ſcheint mir zu beweiſen, daß ſich beim Erdbeben dieſer kleine Theil der Erd- kugel, und nicht die Nadel verändert habe; denn in den Gegenden, wo man nie ein Erdbeben ſpürt, in der Urkette aus geſchichtetem Granit, war die Inclination auch nachher noch ſo groß als zuvor. Bei dem Intereſſe, welches Sie an Allem nehmen, was die Schifffahrt betrifft, werden Ihnen folgende Bemerkungen nicht unlieb ſeyn. Ich habe das, was Franklin und der Kapitän Jonathan Wil- liams über den Gebrauch des Thermometers, Un- tiefen zur See zu entdecken, in den Transact. of the American Society, Vol. 3, p. 82, behaupten, ſorg- fältig geprüft, und muß es völlig beſtätigen. Ich war verwundert, zu ſehn, wie das Waſſer, je nach- dem die Tiefe deſſelben abnimmt, zuſehends kälter wird, und wie Untiefen und Küſten ſich dadurch

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: [N]eue physikalische Beobachtungen im spanischen Amerika. Aus Briefen an Fourcroy und Lalande. In: Annalen der Physik, Bd. 7, 1801, S. 335-347, hier S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_lalande_1801/15>, abgerufen am 29.03.2024.