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Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141.

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sättigt ist. Jch rede hier nicht von ihrem Nutzen
als gewöhnlicher Salzgeist, welchen der Thon
(mittelst der Affinität des kieselerdigen Antheils
zum Alkali) aus dem Küchensalze austreibt, nicht
von ihrer Verbindung mit flüchtigem Laugensalze
im Salmiak - sondern von ihrer Anwendung
zum Bleichen, wenn sie mit Lebensluft über-
säuret ist.

Als Hr. Scheele die, nach der stahlschen
Theorie, sogenannte dephlogistisirte Salzsäure
(acide muriatique suroxygene) entdeckte, und
ihre Fähigkeit, Pflanzensäfte zu entfärben, beob-
achtete, ahndete wohl noch niemand, wie interes-
sant für die Verbesserung der Manufakturen
diese Beobachtung einst werden würde. Herr
Berthollet, welcher, so wie mehrere andere
Chemisten, vorzüglich Morveau, Pelletier,
Hassenfratz, Westrumb, Hermbstedt und
Gren, die neue Säure bea[r]beitete, fiel am Ende
des Jahrs 1788 auf den glücklichen Gedanken,
sie zum Bleichen der Zeugarten und Gespinnste
aus Pflanzenstoffen*) (Baumwolle und Lein-
wand) anzuwenden. Während daß man in
Deutschland noch über die Ausführbarkeit
seines Prozesses stritt, legte Hr. Bonoeil, aber

(wie
*) Denn thierische Stoffe färbt sie größtentheils gelb.

ſaͤttigt iſt. Jch rede hier nicht von ihrem Nutzen
als gewoͤhnlicher Salzgeiſt, welchen der Thon
(mittelſt der Affinitaͤt des kieſelerdigen Antheils
zum Alkali) aus dem Kuͤchenſalze austreibt, nicht
von ihrer Verbindung mit fluͤchtigem Laugenſalze
im Salmiak – ſondern von ihrer Anwendung
zum Bleichen, wenn ſie mit Lebensluft uͤber-
ſaͤuret iſt.

Als Hr. Scheele die, nach der ſtahlſchen
Theorie, ſogenannte dephlogiſtiſirte Salzſaͤure
(acide muriatique ſuroxygené) entdeckte, und
ihre Faͤhigkeit, Pflanzenſaͤfte zu entfaͤrben, beob-
achtete, ahndete wohl noch niemand, wie intereſ-
ſant fuͤr die Verbeſſerung der Manufakturen
dieſe Beobachtung einſt werden wuͤrde. Herr
Berthollet, welcher, ſo wie mehrere andere
Chemiſten, vorzuͤglich Morveau, Pelletier,
Haſſenfratz, Weſtrumb, Hermbſtedt und
Gren, die neue Saͤure bea[r]beitete, fiel am Ende
des Jahrs 1788 auf den gluͤcklichen Gedanken,
ſie zum Bleichen der Zeugarten und Geſpinnſte
aus Pflanzenſtoffen*) (Baumwolle und Lein-
wand) anzuwenden. Waͤhrend daß man in
Deutſchland noch uͤber die Ausfuͤhrbarkeit
ſeines Prozeſſes ſtritt, legte Hr. Bonoeil, aber

(wie
*) Denn thieriſche Stoffe faͤrbt ſie groͤßtentheils gelb.
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[12/0013] ſaͤttigt iſt. Jch rede hier nicht von ihrem Nutzen als gewoͤhnlicher Salzgeiſt, welchen der Thon (mittelſt der Affinitaͤt des kieſelerdigen Antheils zum Alkali) aus dem Kuͤchenſalze austreibt, nicht von ihrer Verbindung mit fluͤchtigem Laugenſalze im Salmiak – ſondern von ihrer Anwendung zum Bleichen, wenn ſie mit Lebensluft uͤber- ſaͤuret iſt. Als Hr. Scheele die, nach der ſtahlſchen Theorie, ſogenannte dephlogiſtiſirte Salzſaͤure (acide muriatique ſuroxygené) entdeckte, und ihre Faͤhigkeit, Pflanzenſaͤfte zu entfaͤrben, beob- achtete, ahndete wohl noch niemand, wie intereſ- ſant fuͤr die Verbeſſerung der Manufakturen dieſe Beobachtung einſt werden wuͤrde. Herr Berthollet, welcher, ſo wie mehrere andere Chemiſten, vorzuͤglich Morveau, Pelletier, Haſſenfratz, Weſtrumb, Hermbſtedt und Gren, die neue Saͤure bearbeitete, fiel am Ende des Jahrs 1788 auf den gluͤcklichen Gedanken, ſie zum Bleichen der Zeugarten und Geſpinnſte aus Pflanzenſtoffen *) (Baumwolle und Lein- wand) anzuwenden. Waͤhrend daß man in Deutſchland noch uͤber die Ausfuͤhrbarkeit ſeines Prozeſſes ſtritt, legte Hr. Bonoeil, aber (wie *) Denn thieriſche Stoffe faͤrbt ſie groͤßtentheils gelb.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Versuch über einige physikalische und chemische Grundsätze der Salzwerkskunde. In: Bergmännisches Journal, Bd. V.1 (1792), S. 1–45, S. 97–141, hier S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_salzwerkskunde_1792/13>, abgerufen am 29.03.2024.