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Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329.

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Abhandlungen.
Aruba) den Ruinen der Cordillere vom Cap Chi-
chibacoa
, die alle dem Aequator parallel sind, zeigt.
Eben dieses Vorgebirge Chichibacoa war es auch,
seiner wenigen beträchtlichen Höhe ungeachtet, das
durch seinen Widerstand gegen die Fluth, das Kö-
nigreich Neugrenada geschützt hat, dass es nicht
so viel Land verlor, wie die Capitanie generale von
Caracas.

Die zweyte ursprüngliche Cordillere des südli-
chen Amerika, die ich die Cordillere der Ca-
taracten des Orinoco
genennt habe, ist noch
sehr wenig bekannt. Auf der Reise, die wir an den
schwarzen Fluss gemacht haben, bis zu den Grän-
zen des grossen Bara haben wir sie durchreist auf
mehr als 200 Meilen (lie[u]es) zuerst von Norden
nach Süden, von Cerro de Uruana bis zum Ata-
bapo
und Tuamini, sodann von Westen nach Osten
von den Mündungen des Ventuari bis zum Vulcan
von Duida
, den ich unter 3° 13' 26" Breite, 4 St.
34' 7" Länge westlich von Paris gefunden habe.
Ueber diese Cordillere, der man auch den Namen
von Parima oder Dorado (einen Namen, der so
viel Unglück in Amerika und so viel Scherz in Eu-
ropa verursacht hat.) geben könnte, ist erst seit 30
Jahren, seit der Reise der Herren Ituriaga und So-
lano
der Uebergang möglich; da aber alle Europäi-
sche Niederlassungen am Alto Orinoco und Rio Ne-
gro
dermalen nur 400 Indianische Familien enthal-
ten, und der Weg von Esmeralde nach Erevato
und Caura sich ganz verloren hat, so stellten sich
unsern Untersuchungen in einem noch so wenig er-
oberten Lande mehr Schwierigkeiten entgegen, als

Con-
A. G. Eph. IX. Bds. 4. St. X

Abhandlungen.
Aruba) den Ruinen der Cordillere vom Cap Chi-
chibacoa
, die alle dem Aequator parallel ſind, zeigt.
Eben dieſes Vorgebirge Chichibacoa war es auch,
ſeiner wenigen beträchtlichen Höhe ungeachtet, das
durch ſeinen Widerſtand gegen die Fluth, das Kö-
nigreich Neugrenada geſchützt hat, daſs es nicht
ſo viel Land verlor, wie die Capitanie générale von
Caracas.

Die zweyte urſprüngliche Cordillere des ſüdli-
chen Amerika, die ich die Cordillere der Ca-
taracten des Orinoco
genennt habe, iſt noch
ſehr wenig bekannt. Auf der Reiſe, die wir an den
ſchwarzen Fluſs gemacht haben, bis zu den Grän-
zen des groſsen Bara haben wir ſie durchreiſt auf
mehr alſ 200 Meilen (lie[u]es) zuerſt von Norden
nach Süden, von Cerro de Uruana bis zum Ata-
bapo
und Tuamini, ſodann von Weſten nach Oſten
von den Mündungen des Ventuari bis zum Vulcan
von Duida
, den ich unter 3° 13′ 26″ Breite, 4 St.
34′ 7″ Länge weſtlich von Paris gefunden habe.
Ueber dieſe Cordillere, der man auch den Namen
von Parima oder Dorado (einen Namen, der ſo
viel Unglück in Amerika und ſo viel Scherz in Eu-
ropa verurſacht hat.) geben könnte, iſt erſt ſeit 30
Jahren, ſeit der Reiſe der Herren Ituriaga und So-
lano
der Uebergang möglich; da aber alle Europäi-
ſche Niederlaſſungen am Alto Orinoco und Rio Ne-
gro
dermalen nur 400 Indianiſche Familien enthal-
ten, und der Weg von Esmeralde nach Erevato
und Caura ſich ganz verloren hat, ſo ſtellten ſich
unſern Unterſuchungen in einem noch ſo wenig er-
oberten Lande mehr Schwierigkeiten entgegen, als

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A. G. Eph. IX. Bds. 4. St. X
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[325/0017] Abhandlungen. Aruba) den Ruinen der Cordillere vom Cap Chi- chibacoa, die alle dem Aequator parallel ſind, zeigt. Eben dieſes Vorgebirge Chichibacoa war es auch, ſeiner wenigen beträchtlichen Höhe ungeachtet, das durch ſeinen Widerſtand gegen die Fluth, das Kö- nigreich Neugrenada geſchützt hat, daſs es nicht ſo viel Land verlor, wie die Capitanie générale von Caracas. Die zweyte urſprüngliche Cordillere des ſüdli- chen Amerika, die ich die Cordillere der Ca- taracten des Orinoco genennt habe, iſt noch ſehr wenig bekannt. Auf der Reiſe, die wir an den ſchwarzen Fluſs gemacht haben, bis zu den Grän- zen des groſsen Bara haben wir ſie durchreiſt auf mehr alſ 200 Meilen (lieues) zuerſt von Norden nach Süden, von Cerro de Uruana bis zum Ata- bapo und Tuamini, ſodann von Weſten nach Oſten von den Mündungen des Ventuari bis zum Vulcan von Duida, den ich unter 3° 13′ 26″ Breite, 4 St. 34′ 7″ Länge weſtlich von Paris gefunden habe. Ueber dieſe Cordillere, der man auch den Namen von Parima oder Dorado (einen Namen, der ſo viel Unglück in Amerika und ſo viel Scherz in Eu- ropa verurſacht hat.) geben könnte, iſt erſt ſeit 30 Jahren, ſeit der Reiſe der Herren Ituriaga und So- lano der Uebergang möglich; da aber alle Europäi- ſche Niederlaſſungen am Alto Orinoco und Rio Ne- gro dermalen nur 400 Indianiſche Familien enthal- ten, und der Weg von Esmeralde nach Erevato und Caura ſich ganz verloren hat, ſo ſtellten ſich unſern Unterſuchungen in einem noch ſo wenig er- oberten Lande mehr Schwierigkeiten entgegen, als Con- A. G. Eph. IX. Bds. 4. St. X

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 4, S. 310-329, hier S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze01_1802/17>, abgerufen am 25.04.2024.