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Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420.

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Abhandlungen.
der Stunde 3-4) gegen Nordwest abfallend zwischen
Valencia und Portocabello; ich fand ihn mit gros-
sen und schönen Feldspathcrystallen (von 11/2 Zoll
im Durchmesser) ähnlich dem großkörnigen Granit
der hohen Gipfel des Schneegebirgs, des Fichtel-
bergs
, von Schottland, von Chamounix und der
Guadarama, auf dem Rincon del Diablo, südöst-
lich von Portocabello. Er ist hier in sehr regel-
mäßige Prismen gespalten, und ich sah ihn auf der
Calavera du Cerro de Mariana über Cura und
auf der Silla de Caracas in dieser prismatischen
Form, die der gelehrte Mineraloge Hr. Karsten
auch auf der Schneekoppe in Schlesien beobachtet
hat. In Europa sind das Nördliche Teutschland,
die Länder an der Ostsee (nicht die Ebenen im Mit-
tag des Fichtelbergs, in Schwaben und Bayern) voll
ungeheurer Granitgeschiebe, die von Höhen herab-
gerollt sind. In den beiden Llanos von Süd-Ame-
rika (des Orinoco und des Amazone) die wir un-
tersucht haben, fanden wir keine solche Massen und
auch keine andere Geschiebe vom Urgebirg. Die
Granitberge de los Mariches bey Caracas, des Tor-
rito
(zwischen Valencia und S. Carlos) und die
Sierra Nevada de Merida enthalten wie der S. Gott-
hard
offene, mit ziemlich schönen und sehr gros-
ßen Bergcrystallen ausgekleidete Spalten.

Gneiß und Glimmerschiefer bedeckt den Gra-
nit, besonders auf der Cordillere der Küste von Ve-
nezuela
. Der Gneiß herrscht besonders vom Cap
Chichibocoa
an bis zum Cap Codera in den Teques,
der Cocuiza und dem Berg Guigue, so wie auf den
Inseln des Sees bey Valencia, wo ich (auf dem Cap

blanc

Abhandlungen.
der Stunde 3-4) gegen Nordweſt abfallend zwiſchen
Valencia und Portocabello; ich fand ihn mit gros-
ſen und ſchönen Feldſpathcryſtallen (von 1½ Zoll
im Durchmeſſer) ähnlich dem großkörnigen Granit
der hohen Gipfel des Schneegebirgs, des Fichtel-
bergs
, von Schottland, von Chamounix und der
Guadarama, auf dem Rincon del Diablo, ſüdöſt-
lich von Portocabello. Er iſt hier in ſehr regel-
mäßige Prismen geſpalten, und ich ſah ihn auf der
Calavera du Cerro de Mariana über Cura und
auf der Silla de Caracas in dieſer prismatiſchen
Form, die der gelehrte Mineraloge Hr. Karsten
auch auf der Schneekoppe in Schleſien beobachtet
hat. In Europa ſind das Nördliche Teutſchland,
die Länder an der Oſtſee (nicht die Ebenen im Mit-
tag des Fichtelbergs, in Schwaben und Bayern) voll
ungeheurer Granitgeſchiebe, die von Höhen herab-
gerollt ſind. In den beiden Llanos von Süd-Ame-
rika (des Orinoco und des Amazone) die wir un-
terſucht haben, fanden wir keine ſolche Maſſen und
auch keine andere Geſchiebe vom Urgebirg. Die
Granitberge de los Mariches bey Caracas, des Tor-
rito
(zwiſchen Valencia und S. Carlos) und die
Sierra Nevada de Merida enthalten wie der S. Gott-
hard
offene, mit ziemlich ſchönen und ſehr gros-
ßen Bergcryſtallen ausgekleidete Spalten.

Gneiß und Glimmerſchiefer bedeckt den Gra-
nit, beſonders auf der Cordillere der Küſte von Ve-
nezuela
. Der Gneiß herrſcht beſonders vom Cap
Chichibocoa
an bis zum Cap Codera in den Teques,
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[408/0020] Abhandlungen. der Stunde 3-4) gegen Nordweſt abfallend zwiſchen Valencia und Portocabello; ich fand ihn mit gros- ſen und ſchönen Feldſpathcryſtallen (von 1½ Zoll im Durchmeſſer) ähnlich dem großkörnigen Granit der hohen Gipfel des Schneegebirgs, des Fichtel- bergs, von Schottland, von Chamounix und der Guadarama, auf dem Rincon del Diablo, ſüdöſt- lich von Portocabello. Er iſt hier in ſehr regel- mäßige Prismen geſpalten, und ich ſah ihn auf der Calavera du Cerro de Mariana über Cura und auf der Silla de Caracas in dieſer prismatiſchen Form, die der gelehrte Mineraloge Hr. Karsten auch auf der Schneekoppe in Schleſien beobachtet hat. In Europa ſind das Nördliche Teutſchland, die Länder an der Oſtſee (nicht die Ebenen im Mit- tag des Fichtelbergs, in Schwaben und Bayern) voll ungeheurer Granitgeſchiebe, die von Höhen herab- gerollt ſind. In den beiden Llanos von Süd-Ame- rika (des Orinoco und des Amazone) die wir un- terſucht haben, fanden wir keine ſolche Maſſen und auch keine andere Geſchiebe vom Urgebirg. Die Granitberge de los Mariches bey Caracas, des Tor- rito (zwiſchen Valencia und S. Carlos) und die Sierra Nevada de Merida enthalten wie der S. Gott- hard offene, mit ziemlich ſchönen und ſehr gros- ßen Bergcryſtallen ausgekleidete Spalten. Gneiß und Glimmerſchiefer bedeckt den Gra- nit, beſonders auf der Cordillere der Küſte von Ve- nezuela. Der Gneiß herrſcht beſonders vom Cap Chichibocoa an bis zum Cap Codera in den Teques, der Cocuiza und dem Berg Guigue, ſo wie auf den Inſeln des Sees bey Valencia, wo ich (auf dem Cap blanc

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Skizze einer Geologischen Schilderung des südlichen Amerika. In: Allgemeine Geographische Ephemeriden. Bd. 9 (1802) St. 5, S. 389-420, hier S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_skizze02_1802/20>, abgerufen am 25.04.2024.