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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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und des Rio Branko, d. h. zwischen dem Rupunuri einer-
seits und dem Pirara und Mahu oder Uraricuera anderer-
seits, als der klassische Boden des Dorado von Parime zu
betrachten ist.

Es steht zu hoffen, dass der unerschrockene Reisende,
welcher in neuester Zeit durch ein Labyrinth von Wasser-
fällen auf dem Massaruni bis zu der Gebirgspartie gekom-
men ist, wo ihm selbst das Tafelland des Arthur fünf bis
sechstausend Fuss hoch geschienen, durch häufige Anzei-
gen der Windstriche und der Entfernungen den Mangel
an astronomischen Beobachtungen habe ersetzen können.
"Wir hatten von Expeditionen sprechen hören", sagt
Herr Hillhouse etwas unbestimmt, "welche aus Cayenne
und Surinam abgeschickt und bedeutend südöstlich von
den genannten Kolonien vorgedrungen seien; nach den
Angaben wäre wenigstens eine derselben bis in den Ama-
zonenstrom gekommen und zwar durch einen seiner west-
lichen Zuflüsse. Noch aber sind wir ohne Kunde über die
Quellen des Essequibo und über seinen Lauf nach der
Verbindung mit dem Rippanouni (Rupunuri). Nachdem
ich den Atlas des Herrn von Humboldt zu Rathe gezogen,
gewann ich bald die Ueberzeugung, dass der Massaruni
(Mazaroni) zwischen dem Cuyuni und dem Essequibo
fliessen müsse, und dass er, wenn man sich seine Rich-
tung südwestlich (er hätte sagen sollen, südsüdwestlich)
dächte, das berühmte Dorado oder den grossen Goldsee
der geographischen Fabel zu durchschneiden habe, der
noch entdeckt werden soll." Man sieht, dass der Reisende
nördlich und nordöstlich von der Granitbergkette geblie-
ben ist, die eine Schwelle oder die Wasserscheide zwischen

und des Rio Branko, d. h. zwischen dem Rupunuri einer-
seits und dem Pirara und Mahu oder Uraricuera anderer-
seits, als der klassische Boden des Dorado von Parime zu
betrachten ist.

Es steht zu hoffen, dass der unerschrockene Reisende,
welcher in neuester Zeit durch ein Labyrinth von Wasser-
fällen auf dem Massaruni bis zu der Gebirgspartie gekom-
men ist, wo ihm selbst das Tafelland des Arthur fünf bis
sechstausend Fuss hoch geschienen, durch häufige Anzei-
gen der Windstriche und der Entfernungen den Mangel
an astronomischen Beobachtungen habe ersetzen können.
„Wir hatten von Expeditionen sprechen hören“, sagt
Herr Hillhouse etwas unbestimmt, „welche aus Cayenne
und Surinam abgeschickt und bedeutend südöstlich von
den genannten Kolonien vorgedrungen seien; nach den
Angaben wäre wenigstens eine derselben bis in den Ama-
zonenstrom gekommen und zwar durch einen seiner west-
lichen Zuflüsse. Noch aber sind wir ohne Kunde über die
Quellen des Essequibo und über seinen Lauf nach der
Verbindung mit dem Rippanouni (Rupunuri). Nachdem
ich den Atlas des Herrn von Humboldt zu Rathe gezogen,
gewann ich bald die Ueberzeugung, dass der Massaruni
(Mazaroni) zwischen dem Cuyuni und dem Essequibo
fliessen müsse, und dass er, wenn man sich seine Rich-
tung südwestlich (er hätte sagen sollen, südsüdwestlich)
dächte, das berühmte Dorado oder den grossen Goldsee
der geographischen Fabel zu durchschneiden habe, der
noch entdeckt werden soll.“ Man sieht, dass der Reisende
nördlich und nordöstlich von der Granitbergkette geblie-
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[9/0021] und des Rio Branko, d. h. zwischen dem Rupunuri einer- seits und dem Pirara und Mahu oder Uraricuera anderer- seits, als der klassische Boden des Dorado von Parime zu betrachten ist. Es steht zu hoffen, dass der unerschrockene Reisende, welcher in neuester Zeit durch ein Labyrinth von Wasser- fällen auf dem Massaruni bis zu der Gebirgspartie gekom- men ist, wo ihm selbst das Tafelland des Arthur fünf bis sechstausend Fuss hoch geschienen, durch häufige Anzei- gen der Windstriche und der Entfernungen den Mangel an astronomischen Beobachtungen habe ersetzen können. „Wir hatten von Expeditionen sprechen hören“, sagt Herr Hillhouse etwas unbestimmt, „welche aus Cayenne und Surinam abgeschickt und bedeutend südöstlich von den genannten Kolonien vorgedrungen seien; nach den Angaben wäre wenigstens eine derselben bis in den Ama- zonenstrom gekommen und zwar durch einen seiner west- lichen Zuflüsse. Noch aber sind wir ohne Kunde über die Quellen des Essequibo und über seinen Lauf nach der Verbindung mit dem Rippanouni (Rupunuri). Nachdem ich den Atlas des Herrn von Humboldt zu Rathe gezogen, gewann ich bald die Ueberzeugung, dass der Massaruni (Mazaroni) zwischen dem Cuyuni und dem Essequibo fliessen müsse, und dass er, wenn man sich seine Rich- tung südwestlich (er hätte sagen sollen, südsüdwestlich) dächte, das berühmte Dorado oder den grossen Goldsee der geographischen Fabel zu durchschneiden habe, der noch entdeckt werden soll.“ Man sieht, dass der Reisende nördlich und nordöstlich von der Granitbergkette geblie- ben ist, die eine Schwelle oder die Wasserscheide zwischen

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