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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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bahnt, hat er ungefähr 60 Yards Breite und seine Umge-
bungen sind ungemein malerisch. Dieses Thal, so wie
die Ufer des Buroburo, der dem Siparuni zuströmt, wer-
den von den Macusis bewohnt. Im April sind die ganzen
Savannen überschwemmt und bieten dann die eigenthüm-
liche Erscheinung dar, dass sich die, zwei verschiedenen
Flussgebieten angehörenden Gewässer mit einander vermi-
schen. Wahrscheinlich hat die ungeheure Ausdehnung
dieser zeitweiligen Ueberschwemmung Veranlassung zu
der Mythe vom See Parime gegeben. Während der Re-
genzeit bietet sich im Innern des Landes eine Wasserver-
bindung vom Essequibo nach dem Rio Branko und Gran-
Para dar. Einige Baumgruppen erheben sich gleich Oa-
sen auf den Sandhügeln der Savannen und erscheinen zur
Zeit der Ueberschwemmungen gleich in einem See zer-
streut herum liegende Inseln: dies sind ohne Zweifel "die
Ipomucenainseln des Don Antonio Santos."

In den Manuscripten d'Anville's, dessen Erben mir
die Durchsicht derselben gütigst gestatteten, habe ich ge-
funden, dass der Chirurg Hortsmann aus Hildesheim, der
diese Gegenden mit grosser Sorgfalt beschrieben, noch
einen zweiten Alpensee gesehen, den er zwei Tagereisen
oberhalb des Zusammenflusses des Mahu mit dem Rio Pa-
rime (Takutu?) setzt. Es ist ein Schwarzwassersee auf
dem Gipfel eines Berges. Er unterscheidet ihn bestimmt
von dem See Amucu, den er "mit Binsen bedeckt" an-
gibt. Die Reiseberichte Hortsmann's und Santos' lassen
eben so wenig an eine beständige Verbindung zwischen
dem Rupunuri und dem See Amucu denken, als die por-
tugiesischen Manuscriptkarten des Marinebureaus zu Rio

bahnt, hat er ungefähr 60 Yards Breite und seine Umge-
bungen sind ungemein malerisch. Dieses Thal, so wie
die Ufer des Buroburo, der dem Siparuni zuströmt, wer-
den von den Macusis bewohnt. Im April sind die ganzen
Savannen überschwemmt und bieten dann die eigenthüm-
liche Erscheinung dar, dass sich die, zwei verschiedenen
Flussgebieten angehörenden Gewässer mit einander vermi-
schen. Wahrscheinlich hat die ungeheure Ausdehnung
dieser zeitweiligen Ueberschwemmung Veranlassung zu
der Mythe vom See Parime gegeben. Während der Re-
genzeit bietet sich im Innern des Landes eine Wasserver-
bindung vom Essequibo nach dem Rio Branko und Gran-
Para dar. Einige Baumgruppen erheben sich gleich Oa-
sen auf den Sandhügeln der Savannen und erscheinen zur
Zeit der Ueberschwemmungen gleich in einem See zer-
streut herum liegende Inseln: dies sind ohne Zweifel „die
Ipomucenainseln des Don Antonio Santos.“

In den Manuscripten d'Anville's, dessen Erben mir
die Durchsicht derselben gütigst gestatteten, habe ich ge-
funden, dass der Chirurg Hortsmann aus Hildesheim, der
diese Gegenden mit grosser Sorgfalt beschrieben, noch
einen zweiten Alpensee gesehen, den er zwei Tagereisen
oberhalb des Zusammenflusses des Mahu mit dem Rio Pa-
rime (Takutu?) setzt. Es ist ein Schwarzwassersee auf
dem Gipfel eines Berges. Er unterscheidet ihn bestimmt
von dem See Amucu, den er „mit Binsen bedeckt“ an-
gibt. Die Reiseberichte Hortsmann's und Santos' lassen
eben so wenig an eine beständige Verbindung zwischen
dem Rupunuri und dem See Amucu denken, als die por-
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[32/0044] bahnt, hat er ungefähr 60 Yards Breite und seine Umge- bungen sind ungemein malerisch. Dieses Thal, so wie die Ufer des Buroburo, der dem Siparuni zuströmt, wer- den von den Macusis bewohnt. Im April sind die ganzen Savannen überschwemmt und bieten dann die eigenthüm- liche Erscheinung dar, dass sich die, zwei verschiedenen Flussgebieten angehörenden Gewässer mit einander vermi- schen. Wahrscheinlich hat die ungeheure Ausdehnung dieser zeitweiligen Ueberschwemmung Veranlassung zu der Mythe vom See Parime gegeben. Während der Re- genzeit bietet sich im Innern des Landes eine Wasserver- bindung vom Essequibo nach dem Rio Branko und Gran- Para dar. Einige Baumgruppen erheben sich gleich Oa- sen auf den Sandhügeln der Savannen und erscheinen zur Zeit der Ueberschwemmungen gleich in einem See zer- streut herum liegende Inseln: dies sind ohne Zweifel „die Ipomucenainseln des Don Antonio Santos.“ In den Manuscripten d'Anville's, dessen Erben mir die Durchsicht derselben gütigst gestatteten, habe ich ge- funden, dass der Chirurg Hortsmann aus Hildesheim, der diese Gegenden mit grosser Sorgfalt beschrieben, noch einen zweiten Alpensee gesehen, den er zwei Tagereisen oberhalb des Zusammenflusses des Mahu mit dem Rio Pa- rime (Takutu?) setzt. Es ist ein Schwarzwassersee auf dem Gipfel eines Berges. Er unterscheidet ihn bestimmt von dem See Amucu, den er „mit Binsen bedeckt“ an- gibt. Die Reiseberichte Hortsmann's und Santos' lassen eben so wenig an eine beständige Verbindung zwischen dem Rupunuri und dem See Amucu denken, als die por- tugiesischen Manuscriptkarten des Marinebureaus zu Rio

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/44>, abgerufen am 24.04.2024.