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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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punuri, unter 3° 50' nördl. Breite, in der Nähe der Bucht
Primoso 1 die Spuren eines holländischen Etablissements
zu finden. Dieser Posten wurde früher gegen die Einfälle
der Karaiben befestigt. Es ist nicht ohne Interesse, zu
erfahren, dass Don Antonio Santos in seinem Reisebericht
von 1775 von derselben holländischen Niederlassung am
obern Essequibo spricht. Die europäischen Niederlassun-
gen waren damals weiter nach Süden und Westen vorge-
rückt, als sie es heutigen Tages sind. Man findet aus jener
Zeit drei Landwege vom Bassin des Rio Branko nach dem
Demerary angezeigt, nämlich vom Mahu durch die Berge
zum Benamo, einem Zufluss des Cuyuni; vom Canno Pi-
rara zum Tavaricuru (Waa-Ecuru) und vom Sarauru, der
in den Takutu fällt, an den Rupunuri etwas südlich von
den Bergen Cumucumu, die vielleicht gleich sind mit dem
Conocongebirge (Conoconu) der schomburgkischen Karte.

So sehen wir denn durch neuere Forschungen das
grosse Mer de la Parima, welches so schwer von unsern
Karten zu entfernen war, dass man ihm nach meiner
Rückkehr aus Amerika sogar noch 40 Meilen Länge zu-
setzte, auf den zwei oder drei Meilen umfassenden See
Amucu 2 zurückgeführt! Die Täuschungen, die beinahe
zwei Jahrhunderte hindurch gehegt wurden (die letzte

1 Journal der geographischen Gesellschaft, Bd. VI. Th. I. S. 263.
2 Die Wichtigkeit, welche seit dem Alterthum die Völker auf
die Quellen der Flüsse und auf Flüsse, die aus einem See hervorströ-
men, gelegt haben, ist so gross, dass mir schon während meines kur-
zen Aufenthaltes im Fort San Carlos del Rio Negro ein Bewohner von
Bareclos, ein Farbiger, "einen kleinen See bezeichnete, aus welchem
der Rio Tacucu (Takutu) hervorströme und mit einem andern Flusse
(dem Uraricuera) den Rio Branko bilde." Er verwechselt nur den Ta-
kutu mit dem Mahu und betrachtet den Pirara als den Anfang des Mahu.

punuri, unter 3° 50′ nördl. Breite, in der Nähe der Bucht
Primoso 1 die Spuren eines holländischen Etablissements
zu finden. Dieser Posten wurde früher gegen die Einfälle
der Karaiben befestigt. Es ist nicht ohne Interesse, zu
erfahren, dass Don Antonio Santos in seinem Reisebericht
von 1775 von derselben holländischen Niederlassung am
obern Essequibo spricht. Die europäischen Niederlassun-
gen waren damals weiter nach Süden und Westen vorge-
rückt, als sie es heutigen Tages sind. Man findet aus jener
Zeit drei Landwege vom Bassin des Rio Branko nach dem
Demerary angezeigt, nämlich vom Mahu durch die Berge
zum Benamo, einem Zufluss des Cuyuni; vom Caño Pi-
rara zum Tavaricuru (Waa-Ecuru) und vom Sarauru, der
in den Takutu fällt, an den Rupunuri etwas südlich von
den Bergen Cumucumu, die vielleicht gleich sind mit dem
Conocongebirge (Conoconu) der schomburgkischen Karte.

So sehen wir denn durch neuere Forschungen das
grosse Mer de la Parima, welches so schwer von unsern
Karten zu entfernen war, dass man ihm nach meiner
Rückkehr aus Amerika sogar noch 40 Meilen Länge zu-
setzte, auf den zwei oder drei Meilen umfassenden See
Amucu 2 zurückgeführt! Die Täuschungen, die beinahe
zwei Jahrhunderte hindurch gehegt wurden (die letzte

1 Journal der geographischen Gesellschaft, Bd. VI. Th. I. S. 263.
2 Die Wichtigkeit, welche seit dem Alterthum die Völker auf
die Quellen der Flüsse und auf Flüsse, die aus einem See hervorströ-
men, gelegt haben, ist so gross, dass mir schon während meines kur-
zen Aufenthaltes im Fort San Carlos del Rio Negro ein Bewohner von
Bareclos, ein Farbiger, „einen kleinen See bezeichnete, aus welchem
der Rio Tacucu (Takutu) hervorströme und mit einem andern Flusse
(dem Uraricuera) den Rio Branko bilde.“ Er verwechselt nur den Ta-
kutu mit dem Mahu und betrachtet den Pirara als den Anfang des Mahu.
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[34/0046] punuri, unter 3° 50′ nördl. Breite, in der Nähe der Bucht Primoso 1 die Spuren eines holländischen Etablissements zu finden. Dieser Posten wurde früher gegen die Einfälle der Karaiben befestigt. Es ist nicht ohne Interesse, zu erfahren, dass Don Antonio Santos in seinem Reisebericht von 1775 von derselben holländischen Niederlassung am obern Essequibo spricht. Die europäischen Niederlassun- gen waren damals weiter nach Süden und Westen vorge- rückt, als sie es heutigen Tages sind. Man findet aus jener Zeit drei Landwege vom Bassin des Rio Branko nach dem Demerary angezeigt, nämlich vom Mahu durch die Berge zum Benamo, einem Zufluss des Cuyuni; vom Caño Pi- rara zum Tavaricuru (Waa-Ecuru) und vom Sarauru, der in den Takutu fällt, an den Rupunuri etwas südlich von den Bergen Cumucumu, die vielleicht gleich sind mit dem Conocongebirge (Conoconu) der schomburgkischen Karte. So sehen wir denn durch neuere Forschungen das grosse Mer de la Parima, welches so schwer von unsern Karten zu entfernen war, dass man ihm nach meiner Rückkehr aus Amerika sogar noch 40 Meilen Länge zu- setzte, auf den zwei oder drei Meilen umfassenden See Amucu 2 zurückgeführt! Die Täuschungen, die beinahe zwei Jahrhunderte hindurch gehegt wurden (die letzte 1 Journal der geographischen Gesellschaft, Bd. VI. Th. I. S. 263. 2 Die Wichtigkeit, welche seit dem Alterthum die Völker auf die Quellen der Flüsse und auf Flüsse, die aus einem See hervorströ- men, gelegt haben, ist so gross, dass mir schon während meines kur- zen Aufenthaltes im Fort San Carlos del Rio Negro ein Bewohner von Bareclos, ein Farbiger, „einen kleinen See bezeichnete, aus welchem der Rio Tacucu (Takutu) hervorströme und mit einem andern Flusse (dem Uraricuera) den Rio Branko bilde.“ Er verwechselt nur den Ta- kutu mit dem Mahu und betrachtet den Pirara als den Anfang des Mahu.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/46>, abgerufen am 24.04.2024.