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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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spanische Expedition im Jahre 1775 zur Entdeckung des
Dorado kostete mehren hundert Menschen das Leben),
haben sich damit beendigt, dass die Geographie einige
Früchte daraus gezogen hat. Im Jahre 1512 kamen Tau-
sende von Soldaten bei der Expedition um, welche Ponce
de Leon unternahm, um die Quelle der Jugend auf der
kleinen Insel Bahama zu entdecken, die Bimini heisst,
und die man kaum auf unsern Karten findet. Diese Expe-
dition führte zur Eroberung von Florida und zur Kennt-
niss des grossen Seestroms, des Gulfstroms, der durch
den Kanal von Bahama mündet. Der Durst nach Schätzen
und der Wunsch nach Verjüngung, das Dorado und die
Quellen der Jugend, haben beinahe wetteifernd die Leiden-
schaften der Völker gereizt.

In der Sitzung der alterthumsforschenden Gesellschaft
zu London wurde den 17ten November 1836 eine Denk-
schrift des Herrn Schomburgk über die religiösen Sagen
der Macusiindianer verlesen, welche den obern Mahu und
einen Theil der Pacarainagebirge bewohnen, eine Nation,
die folglich seit einem Jahrhundert (seit der Reise des
kühnen Hortsmann) ihre Wohnsitze nicht verändert hat.
"Die Macusis", sagt Herr Schomburgk, "glauben, dass
der einzige Mensch, der eine allgemeine Ueberschwem-
mung überlebt, die Erde wieder bevölkert, indem er die
Steine in Menschen verwandelt habe." Wenn diese My-
the, die Frucht der lebendigen Phantasie dieser Völker,
an Deukalion und Pyrrha erinnert, so zeigt sie sich unter
einer etwas veränderten Form bei den Tamanaquen des Ori-
noko. Wenn man diese fragt, wie das Menschengeschlecht
diese grosse Fluth, das Zeitalter der Wasser der Mexika-

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spanische Expedition im Jahre 1775 zur Entdeckung des
Dorado kostete mehren hundert Menschen das Leben),
haben sich damit beendigt, dass die Geographie einige
Früchte daraus gezogen hat. Im Jahre 1512 kamen Tau-
sende von Soldaten bei der Expedition um, welche Ponce
de Leon unternahm, um die Quelle der Jugend auf der
kleinen Insel Bahama zu entdecken, die Bimini heisst,
und die man kaum auf unsern Karten findet. Diese Expe-
dition führte zur Eroberung von Florida und zur Kennt-
niss des grossen Seestroms, des Gulfstroms, der durch
den Kanal von Bahama mündet. Der Durst nach Schätzen
und der Wunsch nach Verjüngung, das Dorado und die
Quellen der Jugend, haben beinahe wetteifernd die Leiden-
schaften der Völker gereizt.

In der Sitzung der alterthumsforschenden Gesellschaft
zu London wurde den 17ten November 1836 eine Denk-
schrift des Herrn Schomburgk über die religiösen Sagen
der Macusiindianer verlesen, welche den obern Mahu und
einen Theil der Pacarainagebirge bewohnen, eine Nation,
die folglich seit einem Jahrhundert (seit der Reise des
kühnen Hortsmann) ihre Wohnsitze nicht verändert hat.
„Die Macusis“, sagt Herr Schomburgk, „glauben, dass
der einzige Mensch, der eine allgemeine Ueberschwem-
mung überlebt, die Erde wieder bevölkert, indem er die
Steine in Menschen verwandelt habe.“ Wenn diese My-
the, die Frucht der lebendigen Phantasie dieser Völker,
an Deukalion und Pyrrha erinnert, so zeigt sie sich unter
einer etwas veränderten Form bei den Tamanaquen des Ori-
noko. Wenn man diese fragt, wie das Menschengeschlecht
diese grosse Fluth, das Zeitalter der Wasser der Mexika-

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[35/0047] spanische Expedition im Jahre 1775 zur Entdeckung des Dorado kostete mehren hundert Menschen das Leben), haben sich damit beendigt, dass die Geographie einige Früchte daraus gezogen hat. Im Jahre 1512 kamen Tau- sende von Soldaten bei der Expedition um, welche Ponce de Leon unternahm, um die Quelle der Jugend auf der kleinen Insel Bahama zu entdecken, die Bimini heisst, und die man kaum auf unsern Karten findet. Diese Expe- dition führte zur Eroberung von Florida und zur Kennt- niss des grossen Seestroms, des Gulfstroms, der durch den Kanal von Bahama mündet. Der Durst nach Schätzen und der Wunsch nach Verjüngung, das Dorado und die Quellen der Jugend, haben beinahe wetteifernd die Leiden- schaften der Völker gereizt. In der Sitzung der alterthumsforschenden Gesellschaft zu London wurde den 17ten November 1836 eine Denk- schrift des Herrn Schomburgk über die religiösen Sagen der Macusiindianer verlesen, welche den obern Mahu und einen Theil der Pacarainagebirge bewohnen, eine Nation, die folglich seit einem Jahrhundert (seit der Reise des kühnen Hortsmann) ihre Wohnsitze nicht verändert hat. „Die Macusis“, sagt Herr Schomburgk, „glauben, dass der einzige Mensch, der eine allgemeine Ueberschwem- mung überlebt, die Erde wieder bevölkert, indem er die Steine in Menschen verwandelt habe.“ Wenn diese My- the, die Frucht der lebendigen Phantasie dieser Völker, an Deukalion und Pyrrha erinnert, so zeigt sie sich unter einer etwas veränderten Form bei den Tamanaquen des Ori- noko. Wenn man diese fragt, wie das Menschengeschlecht diese grosse Fluth, das Zeitalter der Wasser der Mexika- 3*

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_vorwort_1841/47>, abgerufen am 29.03.2024.