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Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

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Verliebte
Als sie ihren Nahmens-Tag
anderwerts begangen.
DEin Nahmens-Tag/ du holder Augen Sonne!
Verschliesset zwar vorlängsten seinen Schein;
Doch wie mein Hertz die Lust entfernt gewonne/
Die damahls mir nicht konte nahe seyn:
So lässet Mund und Hand
Nach frohen Wiedersehen/
Die Opffer-Glut geschehen/
Die dir zuvor im Geiste war entbrandt.
Es zünden sich nun tausend Freuden-Kertzen/
Ach glaub' es nur in meiner Seelen an/
Man nennt dich kaum/ so regt sich schon im Hertzen
Diß/ was dein Aug' im Spiegel sehen kan.
Gebräuche Weichen hier
Und der Calender Zeiten/
Denn deine Lieblichkeiten/
Begehen stets dein Nahmens-Fest in mir.
Ach meine nicht/ daß blosse Schmeicheleyen
Der Worte Glantz und falscher Firniß seyn/
Nein/ wahrer Ruhm muß Schönheit nur erfreuen/
Die Heßliche streicht Complimenten ein.
Es muß die gantze Welt
Mit einer Sonne prahlen/
Und deiner Augen Strahlen
Sind nur ein Blitz/ der tausend Hertzen fällt.
Du hast die Kunst an meiner Brust erwiesen/
Gesteh' es nur/ wie starck du mich gerührt.
Die Helena hat Griechenland gepriesen/
Und ward hernach durch sie in Brandt geführt.
Du bist auch wunderschön;
Doch leschen deine Hände
Nicht meiner Liebe Brände/
Wird man an mir ein ander Troja sehn.
Ver-
Verliebte
Als ſie ihren Nahmens-Tag
anderwerts begangen.
DEin Nahmens-Tag/ du holder Augen Sonne!
Verſchlieſſet zwar vorlaͤngſten ſeinen Schein;
Doch wie mein Hertz die Luſt entfernt gewonne/
Die damahls mir nicht konte nahe ſeyn:
So laͤſſet Mund und Hand
Nach frohen Wiederſehen/
Die Opffer-Glut geſchehen/
Die dir zuvor im Geiſte war entbrandt.
Es zuͤnden ſich nun tauſend Freuden-Kertzen/
Ach glaub' es nur in meiner Seelen an/
Man nennt dich kaum/ ſo regt ſich ſchon im Hertzen
Diß/ was dein Aug' im Spiegel ſehen kan.
Gebraͤuche Weichen hier
Und der Calender Zeiten/
Denn deine Lieblichkeiten/
Begehen ſtets dein Nahmens-Feſt in mir.
Ach meine nicht/ daß bloſſe Schmeicheleyen
Der Worte Glantz und falſcher Firniß ſeyn/
Nein/ wahrer Ruhm muß Schoͤnheit nur erfreuen/
Die Heßliche ſtreicht Complimenten ein.
Es muß die gantze Welt
Mit einer Sonne prahlen/
Und deiner Augen Strahlen
Sind nur ein Blitz/ der tauſend Hertzen faͤllt.
Du haſt die Kunſt an meiner Bruſt erwieſen/
Geſteh' es nur/ wie ſtarck du mich geruͤhrt.
Die Helena hat Griechenland geprieſen/
Und ward hernach durch ſie in Brandt gefuͤhrt.
Du biſt auch wunderſchoͤn;
Doch leſchen deine Haͤnde
Nicht meiner Liebe Braͤnde/
Wird man an mir ein ander Troja ſehn.
Ver-
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[66/0076] Verliebte Als ſie ihren Nahmens-Tag anderwerts begangen. DEin Nahmens-Tag/ du holder Augen Sonne! Verſchlieſſet zwar vorlaͤngſten ſeinen Schein; Doch wie mein Hertz die Luſt entfernt gewonne/ Die damahls mir nicht konte nahe ſeyn: So laͤſſet Mund und Hand Nach frohen Wiederſehen/ Die Opffer-Glut geſchehen/ Die dir zuvor im Geiſte war entbrandt. Es zuͤnden ſich nun tauſend Freuden-Kertzen/ Ach glaub' es nur in meiner Seelen an/ Man nennt dich kaum/ ſo regt ſich ſchon im Hertzen Diß/ was dein Aug' im Spiegel ſehen kan. Gebraͤuche Weichen hier Und der Calender Zeiten/ Denn deine Lieblichkeiten/ Begehen ſtets dein Nahmens-Feſt in mir. Ach meine nicht/ daß bloſſe Schmeicheleyen Der Worte Glantz und falſcher Firniß ſeyn/ Nein/ wahrer Ruhm muß Schoͤnheit nur erfreuen/ Die Heßliche ſtreicht Complimenten ein. Es muß die gantze Welt Mit einer Sonne prahlen/ Und deiner Augen Strahlen Sind nur ein Blitz/ der tauſend Hertzen faͤllt. Du haſt die Kunſt an meiner Bruſt erwieſen/ Geſteh' es nur/ wie ſtarck du mich geruͤhrt. Die Helena hat Griechenland geprieſen/ Und ward hernach durch ſie in Brandt gefuͤhrt. Du biſt auch wunderſchoͤn; Doch leſchen deine Haͤnde Nicht meiner Liebe Braͤnde/ Wird man an mir ein ander Troja ſehn. Ver-

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Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/76>, abgerufen am 28.03.2024.