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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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lich leisten werden, Rechenschaft ablegen. So
bekommen die Kinder ihre Erzieher, die zukünf-
tigen Erzieher, was sie ebenso nötig brauchen, ihre
Erziehungsobjekte. Er verurteilt es, daß die
Lehrer erst an die Sechsjährigen herangelassen
werden. Viel wichtiger sei die Erziehung der vor-
ausgehenden Jahre.

Jst die gemeinsame Erziehung aller Volks-
kreise schon im Kindergarten erwünscht, so in der
Volksschule erst recht. Stellt auch die Volksschule
wohl die einzige Lehranstalt dar, in der Mädchen
und Knaben gleichwertig ausgebildet werden, so
genügt doch auch sie nicht mehr den Bedürfnissen
der Gegenwart.

Auf der im Dezember 1911 in Berlin stattge-
habten Versammlung des Goethebundes nannte
Generalsekretär Johannes Tews, die Kost, die in
unseren Volksschulen vielfach gereicht wird, eine
Kost, die stark an die Volksküche erinnere. Da
aber die Volksschulen zweifellos nicht mit einem
geistigen Proletariermagen ausgerüstet seien, so
sei es nicht ein Zeichen besonderen pädagogischen
Fortschrittes, wenn man selbst in einer Stadt wie
Berlin noch Vorschulen einrichte, sondern richtig
wäre es, daß man sämtliche Kinder desselben
Alters nach demselben Lehrplan unterrichtet und
nicht durch die Schaffung von Elementarschulen
erster Güte die Volksschulen zu Schulen zweiter

lich leisten werden, Rechenschaft ablegen. So
bekommen die Kinder ihre Erzieher, die zukünf-
tigen Erzieher, was sie ebenso nötig brauchen, ihre
Erziehungsobjekte. Er verurteilt es, daß die
Lehrer erst an die Sechsjährigen herangelassen
werden. Viel wichtiger sei die Erziehung der vor-
ausgehenden Jahre.

Jst die gemeinsame Erziehung aller Volks-
kreise schon im Kindergarten erwünscht, so in der
Volksschule erst recht. Stellt auch die Volksschule
wohl die einzige Lehranstalt dar, in der Mädchen
und Knaben gleichwertig ausgebildet werden, so
genügt doch auch sie nicht mehr den Bedürfnissen
der Gegenwart.

Auf der im Dezember 1911 in Berlin stattge-
habten Versammlung des Goethebundes nannte
Generalsekretär Johannes Tews, die Kost, die in
unseren Volksschulen vielfach gereicht wird, eine
Kost, die stark an die Volksküche erinnere. Da
aber die Volksschulen zweifellos nicht mit einem
geistigen Proletariermagen ausgerüstet seien, so
sei es nicht ein Zeichen besonderen pädagogischen
Fortschrittes, wenn man selbst in einer Stadt wie
Berlin noch Vorschulen einrichte, sondern richtig
wäre es, daß man sämtliche Kinder desselben
Alters nach demselben Lehrplan unterrichtet und
nicht durch die Schaffung von Elementarschulen
erster Güte die Volksschulen zu Schulen zweiter

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[116/0120] lich leisten werden, Rechenschaft ablegen. So bekommen die Kinder ihre Erzieher, die zukünf- tigen Erzieher, was sie ebenso nötig brauchen, ihre Erziehungsobjekte. Er verurteilt es, daß die Lehrer erst an die Sechsjährigen herangelassen werden. Viel wichtiger sei die Erziehung der vor- ausgehenden Jahre. Jst die gemeinsame Erziehung aller Volks- kreise schon im Kindergarten erwünscht, so in der Volksschule erst recht. Stellt auch die Volksschule wohl die einzige Lehranstalt dar, in der Mädchen und Knaben gleichwertig ausgebildet werden, so genügt doch auch sie nicht mehr den Bedürfnissen der Gegenwart. Auf der im Dezember 1911 in Berlin stattge- habten Versammlung des Goethebundes nannte Generalsekretär Johannes Tews, die Kost, die in unseren Volksschulen vielfach gereicht wird, eine Kost, die stark an die Volksküche erinnere. Da aber die Volksschulen zweifellos nicht mit einem geistigen Proletariermagen ausgerüstet seien, so sei es nicht ein Zeichen besonderen pädagogischen Fortschrittes, wenn man selbst in einer Stadt wie Berlin noch Vorschulen einrichte, sondern richtig wäre es, daß man sämtliche Kinder desselben Alters nach demselben Lehrplan unterrichtet und nicht durch die Schaffung von Elementarschulen erster Güte die Volksschulen zu Schulen zweiter

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/120>, abgerufen am 24.04.2024.