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Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913.

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weisen u. a. die Erhebungen, die der auf dem Ge-
biete des Kinderschutzes so verdienstvolle Lehrer
Agahd angestellt hat. Er stellte fest, daß sitzen-
geblieben waren in Klasse II 11,25 Prozent Nicht-
arbeiter, aber 70 Prozent arbeitende Kinder, in
Klasse III und IV 25 Prozent Nichtarbeiter, 50
Prozent arbeitende Kinder, in Klasse V und VI
25 Prozent Nichtarbeiter und 37 Prozent ar-
beitende Kinder.

Außer der gewerblichen Arbeit spielt hier auch
die Unterernährung eine große Rolle. Man ist
deshalb in sozial denkenden Kreisen zu der Ueber-
zeugung gelangt, daß mit einer besseren Durch-
führung des Gesetzes, die Schulspeisung für be-
dürftige Kinder Hand in Hand gehen müßte.

Die Gesellschaft für soziale Reform hat im
März 1911 eine Umfrage über die Lage der Schul-
speisung in Groß-Berlin veranstaltet. Helene
Simon teilt über das Ergebnis dieser Umfrage in
ihrer Broschüre "Die Schulspeisung in Groß-
Berlin"1) mit, daß von 38 angefragten Gemeinden
fünf überhaupt keine Antwort gegeben haben, von
den Auskunft erteilenden Gemeinden haben 17
irgendwelche Speiseeinrichtungen, 14 geben erstes
oder zweites Frühstück, fünf außerdem Mittag-
brot, drei nur Mittagbrot. Jm ganzen ist die
Schulspeisung fast überall noch völlig ungenügend,

1) Jena 1912.
14 Jchenhaeuser, Frauenziele.

weisen u. a. die Erhebungen, die der auf dem Ge-
biete des Kinderschutzes so verdienstvolle Lehrer
Agahd angestellt hat. Er stellte fest, daß sitzen-
geblieben waren in Klasse II 11,25 Prozent Nicht-
arbeiter, aber 70 Prozent arbeitende Kinder, in
Klasse III und IV 25 Prozent Nichtarbeiter, 50
Prozent arbeitende Kinder, in Klasse V und VI
25 Prozent Nichtarbeiter und 37 Prozent ar-
beitende Kinder.

Außer der gewerblichen Arbeit spielt hier auch
die Unterernährung eine große Rolle. Man ist
deshalb in sozial denkenden Kreisen zu der Ueber-
zeugung gelangt, daß mit einer besseren Durch-
führung des Gesetzes, die Schulspeisung für be-
dürftige Kinder Hand in Hand gehen müßte.

Die Gesellschaft für soziale Reform hat im
März 1911 eine Umfrage über die Lage der Schul-
speisung in Groß-Berlin veranstaltet. Helene
Simon teilt über das Ergebnis dieser Umfrage in
ihrer Broschüre „Die Schulspeisung in Groß-
Berlin“1) mit, daß von 38 angefragten Gemeinden
fünf überhaupt keine Antwort gegeben haben, von
den Auskunft erteilenden Gemeinden haben 17
irgendwelche Speiseeinrichtungen, 14 geben erstes
oder zweites Frühstück, fünf außerdem Mittag-
brot, drei nur Mittagbrot. Jm ganzen ist die
Schulspeisung fast überall noch völlig ungenügend,

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[209/0213] weisen u. a. die Erhebungen, die der auf dem Ge- biete des Kinderschutzes so verdienstvolle Lehrer Agahd angestellt hat. Er stellte fest, daß sitzen- geblieben waren in Klasse II 11,25 Prozent Nicht- arbeiter, aber 70 Prozent arbeitende Kinder, in Klasse III und IV 25 Prozent Nichtarbeiter, 50 Prozent arbeitende Kinder, in Klasse V und VI 25 Prozent Nichtarbeiter und 37 Prozent ar- beitende Kinder. Außer der gewerblichen Arbeit spielt hier auch die Unterernährung eine große Rolle. Man ist deshalb in sozial denkenden Kreisen zu der Ueber- zeugung gelangt, daß mit einer besseren Durch- führung des Gesetzes, die Schulspeisung für be- dürftige Kinder Hand in Hand gehen müßte. Die Gesellschaft für soziale Reform hat im März 1911 eine Umfrage über die Lage der Schul- speisung in Groß-Berlin veranstaltet. Helene Simon teilt über das Ergebnis dieser Umfrage in ihrer Broschüre „Die Schulspeisung in Groß- Berlin“ 1) mit, daß von 38 angefragten Gemeinden fünf überhaupt keine Antwort gegeben haben, von den Auskunft erteilenden Gemeinden haben 17 irgendwelche Speiseeinrichtungen, 14 geben erstes oder zweites Frühstück, fünf außerdem Mittag- brot, drei nur Mittagbrot. Jm ganzen ist die Schulspeisung fast überall noch völlig ungenügend, 1) Jena 1912. 14 Jchenhaeuser, Frauenziele.

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Zitationshilfe: Ichenhaeuser, Eliza: Frauenziele. Berlin, 1913, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ichenhaeuser_frauenziele_1913/213>, abgerufen am 25.04.2024.