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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.

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entgegnet haben würde. -- Topp! rief der Fürst,
das ist recht, so hilfst du uns also morgen Sanct
Hubert Devotion erzeigen -- und als mein Vater
sich mit einer Reise, mit Besuch, mit Unpäßlichkeit
entschuldigen wollte -- Oho! die Frau Gemahlin
steckt doch dahinter! Nun, der Sache müssen wir
auf den Grund kommen! Erinnert mich das näch-
stemal, wo ich mit der Gestrengen zusammentreffe,
daß ich ernstlich danach bei ihr anfrage.

In diesem Augenblicke faßte mein Vater seinen
Entschluß. Er hielt es für nöthig, der Mutter
einen ärgerlichen Auftritt, wie er von des Fürsten
Derbheit immer zu besorgen stand, zu ersparen,
und sagte daher: Damit Jedermänniglich sehe,
daß an all dem Argwohn nichts sei, so werde ich
die Jagd morgen mitmachen. Ein Beifallsklatschen
erscholl, unter Getöse wurde die Tafel aufgehoben;
der Fürst rief mit etwas schwerer Zunge: Bist
du aber morgen nicht um sechs Uhr am Versamm-
lungsplatze, so holen wir Alle dich in corpore aus
den Federn. -- Mein Vater nahm kurz und trocken
seinen Urlaub, fuhr den lügnerischen Lakaien, der
draußen im Vorgemache ihn verschmitzt lächelnd
befragte, ob er nun die Pferde befehle? barsch an,

entgegnet haben würde. — Topp! rief der Fürſt,
das iſt recht, ſo hilfſt du uns alſo morgen Sanct
Hubert Devotion erzeigen — und als mein Vater
ſich mit einer Reiſe, mit Beſuch, mit Unpäßlichkeit
entſchuldigen wollte — Oho! die Frau Gemahlin
ſteckt doch dahinter! Nun, der Sache müſſen wir
auf den Grund kommen! Erinnert mich das näch-
ſtemal, wo ich mit der Geſtrengen zuſammentreffe,
daß ich ernſtlich danach bei ihr anfrage.

In dieſem Augenblicke faßte mein Vater ſeinen
Entſchluß. Er hielt es für nöthig, der Mutter
einen ärgerlichen Auftritt, wie er von des Fürſten
Derbheit immer zu beſorgen ſtand, zu erſparen,
und ſagte daher: Damit Jedermänniglich ſehe,
daß an all dem Argwohn nichts ſei, ſo werde ich
die Jagd morgen mitmachen. Ein Beifallsklatſchen
erſcholl, unter Getöſe wurde die Tafel aufgehoben;
der Fürſt rief mit etwas ſchwerer Zunge: Biſt
du aber morgen nicht um ſechs Uhr am Verſamm-
lungsplatze, ſo holen wir Alle dich in corpore aus
den Federn. — Mein Vater nahm kurz und trocken
ſeinen Urlaub, fuhr den lügneriſchen Lakaien, der
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[357/0365] entgegnet haben würde. — Topp! rief der Fürſt, das iſt recht, ſo hilfſt du uns alſo morgen Sanct Hubert Devotion erzeigen — und als mein Vater ſich mit einer Reiſe, mit Beſuch, mit Unpäßlichkeit entſchuldigen wollte — Oho! die Frau Gemahlin ſteckt doch dahinter! Nun, der Sache müſſen wir auf den Grund kommen! Erinnert mich das näch- ſtemal, wo ich mit der Geſtrengen zuſammentreffe, daß ich ernſtlich danach bei ihr anfrage. In dieſem Augenblicke faßte mein Vater ſeinen Entſchluß. Er hielt es für nöthig, der Mutter einen ärgerlichen Auftritt, wie er von des Fürſten Derbheit immer zu beſorgen ſtand, zu erſparen, und ſagte daher: Damit Jedermänniglich ſehe, daß an all dem Argwohn nichts ſei, ſo werde ich die Jagd morgen mitmachen. Ein Beifallsklatſchen erſcholl, unter Getöſe wurde die Tafel aufgehoben; der Fürſt rief mit etwas ſchwerer Zunge: Biſt du aber morgen nicht um ſechs Uhr am Verſamm- lungsplatze, ſo holen wir Alle dich in corpore aus den Federn. — Mein Vater nahm kurz und trocken ſeinen Urlaub, fuhr den lügneriſchen Lakaien, der draußen im Vorgemache ihn verſchmitzt lächelnd befragte, ob er nun die Pferde befehle? barſch an,

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen01_1838/365>, abgerufen am 25.04.2024.