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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839.

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aussprachen, unter Freunden seyn -- Ihre göttliche
Tochter ist mir trotz aller Werthschätzung, die ich
für sie empfinde, durchaus zuwider.

Eigentlich sollte ich das übel nehmen, ich als
Vater, sagte der alte Baron. Aber mir liegt
hauptsächlich nur daran, daß zwischen Euch keine
Mariage zu Stande kommt, und deßhalb ist es mir
lieb, daß Ihr Renzel'n nicht leiden könnt. Nennt
sie denn also in Gottes Namen du. Unter uns,
heißt das, nicht vor dem Schulmeister. Anfangs
wärt Ihr mir als Schwiegersohn wie eine er-
wünschte Stütze meines Alters vorgekommen, aber
seit Ihr so manches Naturspiel an Euch entfaltet,
hat sich die Sache geändert. Zwar erschrecke ich
vor nichts mehr an Euch. Wenn Ihr nach Euren
geheimen Experimenten oft verteufelt mineralisch
riecht, wie Nenndorf, Pouhon und Aachen durch-
einander, pflege ich zu sprechen: Thut nichts,
große Männer haben ihre Eigenheiten, und nehme
eine stärkere Prise Doppelmops. Ich halte Euch
wirklich für einen großen Mann, aber -- zum
drittenmale sei es gesagt: Unter Freunden muß
Offenheit seyn -- obschon ich Eure Qualitäten
wahrhaft anerkenne -- Ihr seid nach gerade für

ausſprachen, unter Freunden ſeyn — Ihre göttliche
Tochter iſt mir trotz aller Werthſchätzung, die ich
für ſie empfinde, durchaus zuwider.

Eigentlich ſollte ich das übel nehmen, ich als
Vater, ſagte der alte Baron. Aber mir liegt
hauptſächlich nur daran, daß zwiſchen Euch keine
Mariage zu Stande kommt, und deßhalb iſt es mir
lieb, daß Ihr Renzel’n nicht leiden könnt. Nennt
ſie denn alſo in Gottes Namen du. Unter uns,
heißt das, nicht vor dem Schulmeiſter. Anfangs
wärt Ihr mir als Schwiegerſohn wie eine er-
wünſchte Stütze meines Alters vorgekommen, aber
ſeit Ihr ſo manches Naturſpiel an Euch entfaltet,
hat ſich die Sache geändert. Zwar erſchrecke ich
vor nichts mehr an Euch. Wenn Ihr nach Euren
geheimen Experimenten oft verteufelt mineraliſch
riecht, wie Nenndorf, Pouhon und Aachen durch-
einander, pflege ich zu ſprechen: Thut nichts,
große Männer haben ihre Eigenheiten, und nehme
eine ſtärkere Priſe Doppelmops. Ich halte Euch
wirklich für einen großen Mann, aber — zum
drittenmale ſei es geſagt: Unter Freunden muß
Offenheit ſeyn — obſchon ich Eure Qualitäten
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[6/0024] ausſprachen, unter Freunden ſeyn — Ihre göttliche Tochter iſt mir trotz aller Werthſchätzung, die ich für ſie empfinde, durchaus zuwider. Eigentlich ſollte ich das übel nehmen, ich als Vater, ſagte der alte Baron. Aber mir liegt hauptſächlich nur daran, daß zwiſchen Euch keine Mariage zu Stande kommt, und deßhalb iſt es mir lieb, daß Ihr Renzel’n nicht leiden könnt. Nennt ſie denn alſo in Gottes Namen du. Unter uns, heißt das, nicht vor dem Schulmeiſter. Anfangs wärt Ihr mir als Schwiegerſohn wie eine er- wünſchte Stütze meines Alters vorgekommen, aber ſeit Ihr ſo manches Naturſpiel an Euch entfaltet, hat ſich die Sache geändert. Zwar erſchrecke ich vor nichts mehr an Euch. Wenn Ihr nach Euren geheimen Experimenten oft verteufelt mineraliſch riecht, wie Nenndorf, Pouhon und Aachen durch- einander, pflege ich zu ſprechen: Thut nichts, große Männer haben ihre Eigenheiten, und nehme eine ſtärkere Priſe Doppelmops. Ich halte Euch wirklich für einen großen Mann, aber — zum drittenmale ſei es geſagt: Unter Freunden muß Offenheit ſeyn — obſchon ich Eure Qualitäten wahrhaft anerkenne — Ihr ſeid nach gerade für

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 2. Düsseldorf, 1839, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen02_1839/24>, abgerufen am 28.03.2024.