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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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des Leierkastens lag und das höllische Verbündniß
des Herzogs von Luxemburg enthielt. Ich komme
wegen Hungers zu Euch. Mich hungert. Ich hab'
seit drei Tagen nichts gefressen. Die Leute wollen
mir nichts mehr geben, weil sie der Lieder über-
drüssig sind. Hochzeitshaus ist offen Haus. Deß-
halb habe ich das Recht und die Befugniß, auf
den Oberhof zu kommen. Ich wollte Euch gebeten
haben, daß Ihr mich zum Spaßmacher für heute
Nachmittag annehmet und mir dafür, wie Recht,
Speise und Trank reichen lasset.

Der Hofschulze besah den unglücklichen Spaß-
macher von oben bis unten und sagte dann lang-
sam: Ihr habt nicht die Statur und Manier, daß
die Leute über Euch lachen können. Auch ist
Steinhausen bereits genommen worden und mit
zwei Spaßmachern giebt es Zank.

Steinhausen, rief der Spielmann zornig, weiß
nicht halb die Späße, wie ich! Ich habe die besten
und neuesten, von denen sich Steinhausen nichts
träumen läßt.

Dennoch bleibt es bei Steinhausen, erwiederte
der Hofschulze, ohne die Miene zu verziehen, denn
er hatte im Laufe des Gesprächs seine gewöhnliche

des Leierkaſtens lag und das hölliſche Verbündniß
des Herzogs von Luxemburg enthielt. Ich komme
wegen Hungers zu Euch. Mich hungert. Ich hab’
ſeit drei Tagen nichts gefreſſen. Die Leute wollen
mir nichts mehr geben, weil ſie der Lieder über-
drüſſig ſind. Hochzeitshaus iſt offen Haus. Deß-
halb habe ich das Recht und die Befugniß, auf
den Oberhof zu kommen. Ich wollte Euch gebeten
haben, daß Ihr mich zum Spaßmacher für heute
Nachmittag annehmet und mir dafür, wie Recht,
Speiſe und Trank reichen laſſet.

Der Hofſchulze beſah den unglücklichen Spaß-
macher von oben bis unten und ſagte dann lang-
ſam: Ihr habt nicht die Statur und Manier, daß
die Leute über Euch lachen können. Auch iſt
Steinhauſen bereits genommen worden und mit
zwei Spaßmachern giebt es Zank.

Steinhauſen, rief der Spielmann zornig, weiß
nicht halb die Späße, wie ich! Ich habe die beſten
und neueſten, von denen ſich Steinhauſen nichts
träumen läßt.

Dennoch bleibt es bei Steinhauſen, erwiederte
der Hofſchulze, ohne die Miene zu verziehen, denn
er hatte im Laufe des Geſprächs ſeine gewöhnliche

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[14/0028] des Leierkaſtens lag und das hölliſche Verbündniß des Herzogs von Luxemburg enthielt. Ich komme wegen Hungers zu Euch. Mich hungert. Ich hab’ ſeit drei Tagen nichts gefreſſen. Die Leute wollen mir nichts mehr geben, weil ſie der Lieder über- drüſſig ſind. Hochzeitshaus iſt offen Haus. Deß- halb habe ich das Recht und die Befugniß, auf den Oberhof zu kommen. Ich wollte Euch gebeten haben, daß Ihr mich zum Spaßmacher für heute Nachmittag annehmet und mir dafür, wie Recht, Speiſe und Trank reichen laſſet. Der Hofſchulze beſah den unglücklichen Spaß- macher von oben bis unten und ſagte dann lang- ſam: Ihr habt nicht die Statur und Manier, daß die Leute über Euch lachen können. Auch iſt Steinhauſen bereits genommen worden und mit zwei Spaßmachern giebt es Zank. Steinhauſen, rief der Spielmann zornig, weiß nicht halb die Späße, wie ich! Ich habe die beſten und neueſten, von denen ſich Steinhauſen nichts träumen läßt. Dennoch bleibt es bei Steinhauſen, erwiederte der Hofſchulze, ohne die Miene zu verziehen, denn er hatte im Laufe des Geſprächs ſeine gewöhnliche

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/28>, abgerufen am 28.03.2024.