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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839.

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trug einen abgeschabten grauen Frack und eine
gelbe Nankingmütze mit einer Troddel. Dieser
hatte eine besonders nachdenkliche Miene angelegt,
er öffnete endlich seinen Mund und sprach: Hab'
ich's Euch nicht hundertmal gesagt, Leute, die
Natur steckt voller Wunder, hab' ich's nicht?
Choc, Gegenchoc, das ist ein großes Geheimniß.

Die Bauern gaben ihm theils mit Worten,
theils durch Gebärden Recht, denn er erfreute sich
unter ihnen einer großen Autorität. Er war der
Chirurgus, welcher Lisbeth verbunden hatte und
erklärte alle Uebel, welche den Menschen treffen
können, aus dem Choc und Gegenchoc, wie er sich
in seiner Terminologie ausdrückte.

Zum Beispiel, fuhr der Chirurgus fort, indem
er ein Glas Wachholderbranntwein gegen den bösen
Nebel trank; die Natur draußen wird im Herbst,
oder so gegen das Frühjahr rheumatisch, das thut
ein Geschnaube von Winden hin und her, in die-
sem Augenblicke warm, im nächstfolgenden kalt,
Regnen und Graupeln vom Himmel, Feuchtigkeit --
mit einem Worte: Katarrh draußen -- Choc --
Gleich die Natur inwendig auch zu schnauben an-
gefangen -- Hitze, Kälte, Augen thränend und

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trug einen abgeſchabten grauen Frack und eine
gelbe Nankingmütze mit einer Troddel. Dieſer
hatte eine beſonders nachdenkliche Miene angelegt,
er öffnete endlich ſeinen Mund und ſprach: Hab’
ich’s Euch nicht hundertmal geſagt, Leute, die
Natur ſteckt voller Wunder, hab’ ich’s nicht?
Choc, Gegenchoc, das iſt ein großes Geheimniß.

Die Bauern gaben ihm theils mit Worten,
theils durch Gebärden Recht, denn er erfreute ſich
unter ihnen einer großen Autorität. Er war der
Chirurgus, welcher Lisbeth verbunden hatte und
erklärte alle Uebel, welche den Menſchen treffen
können, aus dem Choc und Gegenchoc, wie er ſich
in ſeiner Terminologie ausdrückte.

Zum Beiſpiel, fuhr der Chirurgus fort, indem
er ein Glas Wachholderbranntwein gegen den böſen
Nebel trank; die Natur draußen wird im Herbſt,
oder ſo gegen das Frühjahr rheumatiſch, das thut
ein Geſchnaube von Winden hin und her, in die-
ſem Augenblicke warm, im nächſtfolgenden kalt,
Regnen und Graupeln vom Himmel, Feuchtigkeit —
mit einem Worte: Katarrh draußen — Choc —
Gleich die Natur inwendig auch zu ſchnauben an-
gefangen — Hitze, Kälte, Augen thränend und

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[403/0417] trug einen abgeſchabten grauen Frack und eine gelbe Nankingmütze mit einer Troddel. Dieſer hatte eine beſonders nachdenkliche Miene angelegt, er öffnete endlich ſeinen Mund und ſprach: Hab’ ich’s Euch nicht hundertmal geſagt, Leute, die Natur ſteckt voller Wunder, hab’ ich’s nicht? Choc, Gegenchoc, das iſt ein großes Geheimniß. Die Bauern gaben ihm theils mit Worten, theils durch Gebärden Recht, denn er erfreute ſich unter ihnen einer großen Autorität. Er war der Chirurgus, welcher Lisbeth verbunden hatte und erklärte alle Uebel, welche den Menſchen treffen können, aus dem Choc und Gegenchoc, wie er ſich in ſeiner Terminologie ausdrückte. Zum Beiſpiel, fuhr der Chirurgus fort, indem er ein Glas Wachholderbranntwein gegen den böſen Nebel trank; die Natur draußen wird im Herbſt, oder ſo gegen das Frühjahr rheumatiſch, das thut ein Geſchnaube von Winden hin und her, in die- ſem Augenblicke warm, im nächſtfolgenden kalt, Regnen und Graupeln vom Himmel, Feuchtigkeit — mit einem Worte: Katarrh draußen — Choc — Gleich die Natur inwendig auch zu ſchnauben an- gefangen — Hitze, Kälte, Augen thränend und 26*

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 3. Düsseldorf, 1839, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen03_1839/417>, abgerufen am 23.04.2024.