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Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839.

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gar auf dieser Gotteswelt ein Ausgestoßener sei.
Für den alten Schmitz wäre er durch's Feuer
gegangen, er, der sonst am vergnügtesten lachte,
wenn Anderen etwas recht Uebles begegnet war.

Jetzt lauschte er hinter einer Wallhecke an
einem Felde des Oberhofes, ob er seinen alten
Gönner nicht allein ansichtig werden möchte. Als
er ihn vorher in der Gesellschaft des Hofschulzen
vorbeiwandern gesehen, hatte er nicht gewagt,
ihn anzureden. Entdecken wollte er ihm etwas
vorlängst Geschehenes, und ihn um eine sonderbare
Hülfe ersuchen. Nach langem Harren war ihm
endlich die rechte Stunde dazu gekommen. -- Nun
ich meine Lust gebüßt habe an dem alten Blut-
hunde und er den Tort hoffentlich nicht verwindet,
den ich ihm angethan -- denn es liegt wohl ver-
steckt, tief versteckt, und das Dach wird er dar-
nach nicht abdecken lassen -- nun will ich auch
mein Recht erleiden, wie Recht ist, sagte er hinter
seiner Wallhecke.

Der alte Schmitz kam vom Oberhofe zurück
und ging vorüber. Der Patriotencaspar begrüßte
ihn und sagte: Herr Schmitz, ich habe hier auf Sie
gewartet, weil ich Ihnen etwas offenbaren wollte.


gar auf dieſer Gotteswelt ein Ausgeſtoßener ſei.
Für den alten Schmitz wäre er durch’s Feuer
gegangen, er, der ſonſt am vergnügteſten lachte,
wenn Anderen etwas recht Uebles begegnet war.

Jetzt lauſchte er hinter einer Wallhecke an
einem Felde des Oberhofes, ob er ſeinen alten
Gönner nicht allein anſichtig werden möchte. Als
er ihn vorher in der Geſellſchaft des Hofſchulzen
vorbeiwandern geſehen, hatte er nicht gewagt,
ihn anzureden. Entdecken wollte er ihm etwas
vorlängſt Geſchehenes, und ihn um eine ſonderbare
Hülfe erſuchen. Nach langem Harren war ihm
endlich die rechte Stunde dazu gekommen. — Nun
ich meine Luſt gebüßt habe an dem alten Blut-
hunde und er den Tort hoffentlich nicht verwindet,
den ich ihm angethan — denn es liegt wohl ver-
ſteckt, tief verſteckt, und das Dach wird er dar-
nach nicht abdecken laſſen — nun will ich auch
mein Recht erleiden, wie Recht iſt, ſagte er hinter
ſeiner Wallhecke.

Der alte Schmitz kam vom Oberhofe zurück
und ging vorüber. Der Patriotencaspar begrüßte
ihn und ſagte: Herr Schmitz, ich habe hier auf Sie
gewartet, weil ich Ihnen etwas offenbaren wollte.


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[42/0054] gar auf dieſer Gotteswelt ein Ausgeſtoßener ſei. Für den alten Schmitz wäre er durch’s Feuer gegangen, er, der ſonſt am vergnügteſten lachte, wenn Anderen etwas recht Uebles begegnet war. Jetzt lauſchte er hinter einer Wallhecke an einem Felde des Oberhofes, ob er ſeinen alten Gönner nicht allein anſichtig werden möchte. Als er ihn vorher in der Geſellſchaft des Hofſchulzen vorbeiwandern geſehen, hatte er nicht gewagt, ihn anzureden. Entdecken wollte er ihm etwas vorlängſt Geſchehenes, und ihn um eine ſonderbare Hülfe erſuchen. Nach langem Harren war ihm endlich die rechte Stunde dazu gekommen. — Nun ich meine Luſt gebüßt habe an dem alten Blut- hunde und er den Tort hoffentlich nicht verwindet, den ich ihm angethan — denn es liegt wohl ver- ſteckt, tief verſteckt, und das Dach wird er dar- nach nicht abdecken laſſen — nun will ich auch mein Recht erleiden, wie Recht iſt, ſagte er hinter ſeiner Wallhecke. Der alte Schmitz kam vom Oberhofe zurück und ging vorüber. Der Patriotencaspar begrüßte ihn und ſagte: Herr Schmitz, ich habe hier auf Sie gewartet, weil ich Ihnen etwas offenbaren wollte.

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Zitationshilfe: Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 4. Düsseldorf, 1839, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/immermann_muenchhausen04_1839/54>, abgerufen am 28.03.2024.