Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Fenster geöffnet, und bin ein Weilchen daran
stehen geblieben, um meinen Freunden nachzu-
sinnen; und jetzt, bis meine Knaben kommen,
will ich ein wenig mit Dir plaudern.

Zuerst von unserm Jammer, unserm Ver-
druß, Aerger, Zorn (was hievon es eigentlich
seyn müsse, wissen wir eben, leider! noch
nicht) über das ungewöhnlich lange Ausbleiben
Deiner Briefe. Clerdon will alles sein baares
Geld darauf verwetten, (wie viel meynst Du,
daß wir ihm dagegen setzen?) daß wir mit
dem ersten Postillon mehrere Briefe auf einmal
von Dir erhalten werden. So viel ist gewiß,
daß das U..r Paket schon zwey Posttage aus-
geblieben ist. Eine Ueberschwemmung, die bey
E * * die Brücke weggerissen und gewaltigen
Schaden angerichtet hat, soll Schuld daran
seyn. Schon am Montage glaubten wir, es
könne nicht mehr fehlen, ein Brief von Dir
müsse kommen; und doch wars gefehlt: und
so gings alle folgende Tage; nur daß an jedem,
mit unserer Hoffnung, auch unsere Zweifel

Fenſter geoͤffnet, und bin ein Weilchen daran
ſtehen geblieben, um meinen Freunden nachzu-
ſinnen; und jetzt, bis meine Knaben kommen,
will ich ein wenig mit Dir plaudern.

Zuerſt von unſerm Jammer, unſerm Ver-
druß, Aerger, Zorn (was hievon es eigentlich
ſeyn muͤſſe, wiſſen wir eben, leider! noch
nicht) uͤber das ungewoͤhnlich lange Ausbleiben
Deiner Briefe. Clerdon will alles ſein baares
Geld darauf verwetten, (wie viel meynſt Du,
daß wir ihm dagegen ſetzen?) daß wir mit
dem erſten Poſtillon mehrere Briefe auf einmal
von Dir erhalten werden. So viel iſt gewiß,
daß das U..r Paket ſchon zwey Poſttage aus-
geblieben iſt. Eine Ueberſchwemmung, die bey
E * * die Bruͤcke weggeriſſen und gewaltigen
Schaden angerichtet hat, ſoll Schuld daran
ſeyn. Schon am Montage glaubten wir, es
koͤnne nicht mehr fehlen, ein Brief von Dir
muͤſſe kommen; und doch wars gefehlt: und
ſo gings alle folgende Tage; nur daß an jedem,
mit unſerer Hoffnung, auch unſere Zweifel

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <p><pb facs="#f0085" n="47"/>
Fen&#x017F;ter geo&#x0364;ffnet, und bin ein Weilchen daran<lb/>
&#x017F;tehen geblieben, um meinen Freunden nachzu-<lb/>
&#x017F;innen; und jetzt, bis meine Knaben kommen,<lb/>
will ich ein wenig mit Dir plaudern.</p><lb/>
            <p>Zuer&#x017F;t von un&#x017F;erm Jammer, un&#x017F;erm Ver-<lb/>
druß, Aerger, Zorn (was hievon es eigentlich<lb/>
&#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wi&#x017F;&#x017F;en wir eben, leider! noch<lb/>
nicht) u&#x0364;ber das ungewo&#x0364;hnlich lange Ausbleiben<lb/>
Deiner Briefe. Clerdon will alles &#x017F;ein baares<lb/>
Geld darauf verwetten, (wie viel meyn&#x017F;t Du,<lb/>
daß wir ihm dagegen &#x017F;etzen?) daß wir mit<lb/>
dem er&#x017F;ten Po&#x017F;tillon mehrere Briefe auf einmal<lb/>
von Dir erhalten werden. So viel i&#x017F;t gewiß,<lb/>
daß das U..r Paket &#x017F;chon zwey Po&#x017F;ttage aus-<lb/>
geblieben i&#x017F;t. Eine Ueber&#x017F;chwemmung, die bey<lb/>
E * * die Bru&#x0364;cke weggeri&#x017F;&#x017F;en und gewaltigen<lb/>
Schaden angerichtet hat, &#x017F;oll Schuld daran<lb/>
&#x017F;eyn. Schon am Montage glaubten wir, es<lb/>
ko&#x0364;nne nicht mehr fehlen, ein Brief von Dir<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e kommen; und doch wars gefehlt: und<lb/>
&#x017F;o gings alle folgende Tage; nur daß an jedem,<lb/>
mit un&#x017F;erer Hoffnung, auch un&#x017F;ere Zweifel<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0085] Fenſter geoͤffnet, und bin ein Weilchen daran ſtehen geblieben, um meinen Freunden nachzu- ſinnen; und jetzt, bis meine Knaben kommen, will ich ein wenig mit Dir plaudern. Zuerſt von unſerm Jammer, unſerm Ver- druß, Aerger, Zorn (was hievon es eigentlich ſeyn muͤſſe, wiſſen wir eben, leider! noch nicht) uͤber das ungewoͤhnlich lange Ausbleiben Deiner Briefe. Clerdon will alles ſein baares Geld darauf verwetten, (wie viel meynſt Du, daß wir ihm dagegen ſetzen?) daß wir mit dem erſten Poſtillon mehrere Briefe auf einmal von Dir erhalten werden. So viel iſt gewiß, daß das U..r Paket ſchon zwey Poſttage aus- geblieben iſt. Eine Ueberſchwemmung, die bey E * * die Bruͤcke weggeriſſen und gewaltigen Schaden angerichtet hat, ſoll Schuld daran ſeyn. Schon am Montage glaubten wir, es koͤnne nicht mehr fehlen, ein Brief von Dir muͤſſe kommen; und doch wars gefehlt: und ſo gings alle folgende Tage; nur daß an jedem, mit unſerer Hoffnung, auch unſere Zweifel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/85
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/85>, abgerufen am 20.04.2024.