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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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daß ein jeglicher Mann nur eine Frau, undder Viel-
weiberey.

eine jede Frauens-Person nur einen Mann
haben, und dadurch das menschliche Ge-
schlecht auf eine bequeme Art fortgepflan-
tzet werden sollte. Wäre die Absicht GOt-
tes gewesen, daß das menschliche Geschlecht
durch eine Vielweiberey sollte erhalten und
vermehret werden, so hätte er seinem End-
zweck entgegen gehandelt, da er die Einrich-
tung nicht so gemacht, daß die Anzahl der
Frauens-Personen das männliche Ge-
schlecht mercklich überstiege. Nun aber
ist GOtt das weiseste Wesen, und verbin-
det jederzeit mit seinen Absichten die gehö-
rigen Mittel. Wo wir derowegen die ge-
hörigen Mittel zu einem gewissen Ziel in
der Einrichtung der Welt nicht finden, da
können wir sicher schliessen, daß der HErr
sich einen andern Endzweck erwehlet, nem-
lich den, zu welchem man nach seiner Ein-
richtung die Mittel findet. Da nun die
Einrichtung der beyden Geschlechter unter
den Menschen auf Erden so gemacht, daß
ordentlicher Weise nicht mehr Frauens-
Personen, so zum Ehe-Stande geschickt
sind, vorhanden, als dergleichen Manns-
Personen, so wird daraus klar, daß die

Absicht
Jacobi Betr. 2. Band. L



daß ein jeglicher Mann nur eine Frau, undder Viel-
weiberey.

eine jede Frauens-Perſon nur einen Mann
haben, und dadurch das menſchliche Ge-
ſchlecht auf eine bequeme Art fortgepflan-
tzet werden ſollte. Waͤre die Abſicht GOt-
tes geweſen, daß das menſchliche Geſchlecht
durch eine Vielweiberey ſollte erhalten und
vermehret werden, ſo haͤtte er ſeinem End-
zweck entgegen gehandelt, da er die Einrich-
tung nicht ſo gemacht, daß die Anzahl der
Frauens-Perſonen das maͤnnliche Ge-
ſchlecht mercklich uͤberſtiege. Nun aber
iſt GOtt das weiſeſte Weſen, und verbin-
det jederzeit mit ſeinen Abſichten die gehoͤ-
rigen Mittel. Wo wir derowegen die ge-
hoͤrigen Mittel zu einem gewiſſen Ziel in
der Einrichtung der Welt nicht finden, da
koͤnnen wir ſicher ſchlieſſen, daß der HErr
ſich einen andern Endzweck erwehlet, nem-
lich den, zu welchem man nach ſeiner Ein-
richtung die Mittel findet. Da nun die
Einrichtung der beyden Geſchlechter unter
den Menſchen auf Erden ſo gemacht, daß
ordentlicher Weiſe nicht mehr Frauens-
Perſonen, ſo zum Ehe-Stande geſchickt
ſind, vorhanden, als dergleichen Manns-
Perſonen, ſo wird daraus klar, daß die

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Jacobi Betr. 2. Band. L
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[161/0179] daß ein jeglicher Mann nur eine Frau, und eine jede Frauens-Perſon nur einen Mann haben, und dadurch das menſchliche Ge- ſchlecht auf eine bequeme Art fortgepflan- tzet werden ſollte. Waͤre die Abſicht GOt- tes geweſen, daß das menſchliche Geſchlecht durch eine Vielweiberey ſollte erhalten und vermehret werden, ſo haͤtte er ſeinem End- zweck entgegen gehandelt, da er die Einrich- tung nicht ſo gemacht, daß die Anzahl der Frauens-Perſonen das maͤnnliche Ge- ſchlecht mercklich uͤberſtiege. Nun aber iſt GOtt das weiſeſte Weſen, und verbin- det jederzeit mit ſeinen Abſichten die gehoͤ- rigen Mittel. Wo wir derowegen die ge- hoͤrigen Mittel zu einem gewiſſen Ziel in der Einrichtung der Welt nicht finden, da koͤnnen wir ſicher ſchlieſſen, daß der HErr ſich einen andern Endzweck erwehlet, nem- lich den, zu welchem man nach ſeiner Ein- richtung die Mittel findet. Da nun die Einrichtung der beyden Geſchlechter unter den Menſchen auf Erden ſo gemacht, daß ordentlicher Weiſe nicht mehr Frauens- Perſonen, ſo zum Ehe-Stande geſchickt ſind, vorhanden, als dergleichen Manns- Perſonen, ſo wird daraus klar, daß die Abſicht der Viel- weiberey. Jacobi Betr. 2. Band. L

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/179>, abgerufen am 25.04.2024.