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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

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die Väter und Mütter mit ihren Töchtern
zu den Heyden übergegangen, um diesen
Männer zu schaffen. Es ist dieses so ge-
wiß, daß niemand daran zweifeln wird,
wer die alten Zeiten kennet. Dieses aber
wäre allerdings ein weit grösser Uebel für
die Welt gewesen, welche durch dieses
Volck in eine gantz andere Verfassung
sollte gesetzet werden, als dasjenige Uebel,
so die Vielweiberey besonders in solchen
Umständen mit sich verknüpft hatte. Und
hierinne meynen wir die Absicht entdecket
zu haben, die GOtt bey der ehmahligen
Duldung der Vielweiberey unter seinem
Volck gehabt. Da wir allezeit das Gu-
te, so aus einer Sache folget, als eine gött-
liche Absicht bey derselben ansehen können;
so wird dieses wenigstens eine Absicht
GOttes bey der Vielweiberey unter sei-
nem Volck mit gewesen seyn, daß ihnen
dadurch eine sehr wichtige Ursache benom-
men worden, sich mit den Heiden zu ver-
mischen. Und diese Absicht hat meiner
Einsicht nach eine genaue Verbindung mit
den andern Absichten GOttes, und ist folg-
lich der Weißheit GOttes völlig gemäß.

§. 18.



die Vaͤter und Muͤtter mit ihren Toͤchtern
zu den Heyden uͤbergegangen, um dieſen
Maͤnner zu ſchaffen. Es iſt dieſes ſo ge-
wiß, daß niemand daran zweifeln wird,
wer die alten Zeiten kennet. Dieſes aber
waͤre allerdings ein weit groͤſſer Uebel fuͤr
die Welt geweſen, welche durch dieſes
Volck in eine gantz andere Verfaſſung
ſollte geſetzet werden, als dasjenige Uebel,
ſo die Vielweiberey beſonders in ſolchen
Umſtaͤnden mit ſich verknuͤpft hatte. Und
hierinne meynen wir die Abſicht entdecket
zu haben, die GOtt bey der ehmahligen
Duldung der Vielweiberey unter ſeinem
Volck gehabt. Da wir allezeit das Gu-
te, ſo aus einer Sache folget, als eine goͤtt-
liche Abſicht bey derſelben anſehen koͤnnen;
ſo wird dieſes wenigſtens eine Abſicht
GOttes bey der Vielweiberey unter ſei-
nem Volck mit geweſen ſeyn, daß ihnen
dadurch eine ſehr wichtige Urſache benom-
men worden, ſich mit den Heiden zu ver-
miſchen. Und dieſe Abſicht hat meiner
Einſicht nach eine genaue Verbindung mit
den andern Abſichten GOttes, und iſt folg-
lich der Weißheit GOttes voͤllig gemaͤß.

§. 18.
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[216/0234] die Vaͤter und Muͤtter mit ihren Toͤchtern zu den Heyden uͤbergegangen, um dieſen Maͤnner zu ſchaffen. Es iſt dieſes ſo ge- wiß, daß niemand daran zweifeln wird, wer die alten Zeiten kennet. Dieſes aber waͤre allerdings ein weit groͤſſer Uebel fuͤr die Welt geweſen, welche durch dieſes Volck in eine gantz andere Verfaſſung ſollte geſetzet werden, als dasjenige Uebel, ſo die Vielweiberey beſonders in ſolchen Umſtaͤnden mit ſich verknuͤpft hatte. Und hierinne meynen wir die Abſicht entdecket zu haben, die GOtt bey der ehmahligen Duldung der Vielweiberey unter ſeinem Volck gehabt. Da wir allezeit das Gu- te, ſo aus einer Sache folget, als eine goͤtt- liche Abſicht bey derſelben anſehen koͤnnen; ſo wird dieſes wenigſtens eine Abſicht GOttes bey der Vielweiberey unter ſei- nem Volck mit geweſen ſeyn, daß ihnen dadurch eine ſehr wichtige Urſache benom- men worden, ſich mit den Heiden zu ver- miſchen. Und dieſe Abſicht hat meiner Einſicht nach eine genaue Verbindung mit den andern Abſichten GOttes, und iſt folg- lich der Weißheit GOttes voͤllig gemaͤß. §. 18.

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Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/234>, abgerufen am 29.03.2024.