Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite


§. 22.

Sind denn aber so viele Proben derFortse-
tzung des
vorigen.

genauesten Einsicht GOttes in das in-
nere Wesen der Dinge und ihre Wür-
ckungen auf viele tausend Jahre vor un-
sern Augen. Sehen wir, daß der
Schöpfer so viele Dinge gemacht, wo-
bey wir die weiseste Verbindung und die
gütigsten Absichten zu bewundern haben.
Finden wir dergleichen in kleinen und
grossen Theilen der Welt. Sollte es
denn nicht sicherer seyn, bey den Din-
gen, deren Absicht wir nicht erreichen,
unsern engen Verstand zu erkennen und
zu schliessen, der Schöpfer wird auch
hierbey weise Absichten haben, die mir
verborgen sind? Ja wir können aus der
Grösse des göttlichen Verstandes, der
sich an allen Orten dieser Welt zeiget,
sicher urtheilen, daß er nichts ohne die
weisesten Absichten gemacht, und daß
alles dasjenige Ziel erreiche, so er zum
Voraus gesehen. Die Erfahrung bestä-
tiget, daß je weiter wir die Dinge ler-
nen einsehen, desto mehr Verbindung
nehmen wir wahr, und begreifen, wie

nöthig
X 5


§. 22.

Sind denn aber ſo viele Proben derFortſe-
tzung des
vorigen.

genaueſten Einſicht GOttes in das in-
nere Weſen der Dinge und ihre Wuͤr-
ckungen auf viele tauſend Jahre vor un-
ſern Augen. Sehen wir, daß der
Schoͤpfer ſo viele Dinge gemacht, wo-
bey wir die weiſeſte Verbindung und die
guͤtigſten Abſichten zu bewundern haben.
Finden wir dergleichen in kleinen und
groſſen Theilen der Welt. Sollte es
denn nicht ſicherer ſeyn, bey den Din-
gen, deren Abſicht wir nicht erreichen,
unſern engen Verſtand zu erkennen und
zu ſchlieſſen, der Schoͤpfer wird auch
hierbey weiſe Abſichten haben, die mir
verborgen ſind? Ja wir koͤnnen aus der
Groͤſſe des goͤttlichen Verſtandes, der
ſich an allen Orten dieſer Welt zeiget,
ſicher urtheilen, daß er nichts ohne die
weiſeſten Abſichten gemacht, und daß
alles dasjenige Ziel erreiche, ſo er zum
Voraus geſehen. Die Erfahrung beſtaͤ-
tiget, daß je weiter wir die Dinge ler-
nen einſehen, deſto mehr Verbindung
nehmen wir wahr, und begreifen, wie

noͤthig
X 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0347" n="329"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 22.</head><lb/>
          <p>Sind denn aber &#x017F;o viele Proben der<note place="right">Fort&#x017F;e-<lb/>
tzung des<lb/>
vorigen.</note><lb/>
genaue&#x017F;ten Ein&#x017F;icht GOttes in das in-<lb/>
nere We&#x017F;en der Dinge und ihre Wu&#x0364;r-<lb/>
ckungen auf viele tau&#x017F;end Jahre vor un-<lb/>
&#x017F;ern Augen. Sehen wir, daß der<lb/>
Scho&#x0364;pfer &#x017F;o viele Dinge gemacht, wo-<lb/>
bey wir die wei&#x017F;e&#x017F;te Verbindung und die<lb/>
gu&#x0364;tig&#x017F;ten Ab&#x017F;ichten zu bewundern haben.<lb/>
Finden wir dergleichen in kleinen und<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Theilen der Welt. Sollte es<lb/>
denn nicht &#x017F;icherer &#x017F;eyn, bey den Din-<lb/>
gen, deren Ab&#x017F;icht wir nicht erreichen,<lb/>
un&#x017F;ern engen Ver&#x017F;tand zu erkennen und<lb/>
zu &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en, der Scho&#x0364;pfer wird auch<lb/>
hierbey wei&#x017F;e Ab&#x017F;ichten haben, die mir<lb/>
verborgen &#x017F;ind? Ja wir ko&#x0364;nnen aus der<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e des go&#x0364;ttlichen Ver&#x017F;tandes, der<lb/>
&#x017F;ich an allen Orten die&#x017F;er Welt zeiget,<lb/>
&#x017F;icher urtheilen, daß er nichts ohne die<lb/>
wei&#x017F;e&#x017F;ten Ab&#x017F;ichten gemacht, und daß<lb/>
alles dasjenige Ziel erreiche, &#x017F;o er zum<lb/>
Voraus ge&#x017F;ehen. Die Erfahrung be&#x017F;ta&#x0364;-<lb/>
tiget, daß je weiter wir die Dinge ler-<lb/>
nen ein&#x017F;ehen, de&#x017F;to mehr Verbindung<lb/>
nehmen wir wahr, und begreifen, wie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 5</fw><fw place="bottom" type="catch">no&#x0364;thig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0347] §. 22. Sind denn aber ſo viele Proben der genaueſten Einſicht GOttes in das in- nere Weſen der Dinge und ihre Wuͤr- ckungen auf viele tauſend Jahre vor un- ſern Augen. Sehen wir, daß der Schoͤpfer ſo viele Dinge gemacht, wo- bey wir die weiſeſte Verbindung und die guͤtigſten Abſichten zu bewundern haben. Finden wir dergleichen in kleinen und groſſen Theilen der Welt. Sollte es denn nicht ſicherer ſeyn, bey den Din- gen, deren Abſicht wir nicht erreichen, unſern engen Verſtand zu erkennen und zu ſchlieſſen, der Schoͤpfer wird auch hierbey weiſe Abſichten haben, die mir verborgen ſind? Ja wir koͤnnen aus der Groͤſſe des goͤttlichen Verſtandes, der ſich an allen Orten dieſer Welt zeiget, ſicher urtheilen, daß er nichts ohne die weiſeſten Abſichten gemacht, und daß alles dasjenige Ziel erreiche, ſo er zum Voraus geſehen. Die Erfahrung beſtaͤ- tiget, daß je weiter wir die Dinge ler- nen einſehen, deſto mehr Verbindung nehmen wir wahr, und begreifen, wie noͤthig Fortſe- tzung des vorigen. X 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/347
Zitationshilfe: Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 2. Göttingen, 1745, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen02_1745/347>, abgerufen am 28.03.2024.