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Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810.

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Warum giebt es in keinem Deutschen Zeit¬
weiser eine Sammlung Deutscher Namen, zwei
auf jeden Tag, ein männlicher und weiblicher?
Wir Deutschen haben ohnedieß zu wenig Erb¬
theil von unsern Vätern gerettet, und nach dem Lan¬
gewiederzusammengesparten giert fremde Volks¬
selbstsucht. Namen wie Hermann, Karl, Hein¬
rich, Otto, Rudolph, Walter, Arnold, Wilhelm,
Bernhard, Friedrich, u. a. m. sollten wie theure
Nachbleibsel von Schutzheiligen gelten. An
Namen knüpfen sich Erinnerungen, mit dem Au¬
ßenruf erwacht leicht der innere Beruf zu einem
Ernst, Freimuth, Sehrmann, Löser,
Siegfried und Thorild. Namen pflanzen
sich fort, und Gedanken an den Zuerstsogenann¬
ten, und alle die Braven, die nachher so hießen.


2. Volksthümliche Becher.

"Bücher regieren die Welt" soll der Gro߬
herrscher gesagt haben, als die Preßfreiheit im¬
mer höher wuchs, wie die Palme, die keine Äste

Warum giebt es in keinem Deutſchen Zeit¬
weiſer eine Sammlung Deutſcher Namen, zwei
auf jeden Tag, ein männlicher und weiblicher?
Wir Deutſchen haben ohnedieß zu wenig Erb¬
theil von unſern Vätern gerettet, und nach dem Lan¬
gewiederzuſammengeſparten giert fremde Volks¬
ſelbſtſucht. Namen wie Hermann, Karl, Hein¬
rich, Otto, Rudolph, Walter, Arnold, Wilhelm,
Bernhard, Friedrich, u. a. m. ſollten wie theure
Nachbleibſel von Schutzheiligen gelten. An
Namen knüpfen ſich Erinnerungen, mit dem Au¬
ßenruf erwacht leicht der innere Beruf zu einem
Ernſt, Freimuth, Sehrmann, Löſer,
Siegfried und Thorild. Namen pflanzen
ſich fort, und Gedanken an den Zuerſtſogenann¬
ten, und alle die Braven, die nachher ſo hießen.


2. Volksthuͤmliche Bͤcher.

„Bücher regieren die Welt“ ſoll der Gro߬
herrſcher geſagt haben, als die Preßfreiheit im¬
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[381/0411] 381 Warum giebt es in keinem Deutſchen Zeit¬ weiſer eine Sammlung Deutſcher Namen, zwei auf jeden Tag, ein männlicher und weiblicher? Wir Deutſchen haben ohnedieß zu wenig Erb¬ theil von unſern Vätern gerettet, und nach dem Lan¬ gewiederzuſammengeſparten giert fremde Volks¬ ſelbſtſucht. Namen wie Hermann, Karl, Hein¬ rich, Otto, Rudolph, Walter, Arnold, Wilhelm, Bernhard, Friedrich, u. a. m. ſollten wie theure Nachbleibſel von Schutzheiligen gelten. An Namen knüpfen ſich Erinnerungen, mit dem Au¬ ßenruf erwacht leicht der innere Beruf zu einem Ernſt, Freimuth, Sehrmann, Löſer, Siegfried und Thorild. Namen pflanzen ſich fort, und Gedanken an den Zuerſtſogenann¬ ten, und alle die Braven, die nachher ſo hießen. 2. Volksthuͤmliche Bͤcher. „Bücher regieren die Welt“ ſoll der Gro߬ herrſcher geſagt haben, als die Preßfreiheit im¬ mer höher wuchs, wie die Palme, die keine Äſte

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Zitationshilfe: Jahn, Friedrich Ludwig: Deutsches Volksthum. Lübeck, 1810, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jahn_volksthum_1810/411>, abgerufen am 23.04.2024.