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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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76. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Sie haben sehr Recht, und ich hatte
vor 10 Jahren sehr [Unrecht], da ich mit ihr sogar an meinem
Geburtstage, den sie mir feierte, nach dem Abschiede der übrigen5
Gäste mit ihr über Frankreich zankte. Mallet hab ich nicht gelesen.

77. An Hofgerichtsrat Nikolaus Vogt in Frankfurt a. M.
[Konzept]

Mit freudiger Dankbarkeit nehm' ich den Ehrenplatz in Ihrem
Museum an, das selber unter den Museen Deutschlands einen so10
schönen Ehrenplatz behauptet. Glücklich sind Musen und Wissen-
schaften unter den Auspizien eines Fürsten wie der Ihrige; indeß
verdient Er doch nicht darum ein Mäcen oder Augustus derselben
zu heißen; denn erstlich beschirmt Er an ihnen gerade das, wogegen
beide Römer lebten, das Sittliche und Edle; zweitens steht Er15
beiden auch in der Unparteilichkeit nach, indem es sehr natürlich
ist, die Musen zu begünstigen, wenn man (wie Er) von ihnen selber
so sehr begünstigt geworden; und Er belohnt eigentlich, wenn Er
fremdes Verdienst belohnt, nur Sein eignes im Spiegel.

Oefters werd' ich -- da ich mir das Vergnügen der körperlichen20
Erscheinung bei Ihnen noch verweigern muß -- mir das der geistigen
machen; und Ihnen kleine Aufsätze zusenden. Mögen sie meinen
Wunsch und Ihren Zweck erreichen!

78. An Emanuel.
25

Guten Morgen! Warum nicht, Lieber? Warum nicht das
Porto ersparen und den Wangenheim überraschen? Hier der
Brief, den Sie, wie mehr gute Sachen, gerettet haben.

79. An Emanuel.
30

Dank, Rechter! -- Auch mich entflammt die Gesinnung, wenn
auch die Einsicht nicht die meinige ist. "Und dieses deutsche Volk
soll gefallen sein, Mr. Fichte?"

76. An Emanuel.

Guten Morgen, Alter! Sie haben ſehr Recht, und ich hatte
vor 10 Jahren ſehr [Unrecht], da ich mit ihr ſogar an meinem
Geburtstage, den ſie mir feierte, nach dem Abſchiede der übrigen5
Gäſte mit ihr über Frankreich zankte. Mallet hab ich nicht geleſen.

77. An Hofgerichtsrat Nikolaus Vogt in Frankfurt a. M.
[Konzept]

Mit freudiger Dankbarkeit nehm’ ich den Ehrenplatz in Ihrem
Muſeum an, das ſelber unter den Muſeen Deutſchlands einen ſo10
ſchönen Ehrenplatz behauptet. Glücklich ſind Muſen und Wiſſen-
ſchaften unter den Auſpizien eines Fürſten wie der Ihrige; indeß
verdient Er doch nicht darum ein Mäcen oder Auguſtus derſelben
zu heißen; denn erſtlich beſchirmt Er an ihnen gerade das, wogegen
beide Römer lebten, das Sittliche und Edle; zweitens ſteht Er15
beiden auch in der Unparteilichkeit nach, indem es ſehr natürlich
iſt, die Muſen zu begünſtigen, wenn man (wie Er) von ihnen ſelber
ſo ſehr begünſtigt geworden; und Er belohnt eigentlich, wenn Er
fremdes Verdienſt belohnt, nur Sein eignes im Spiegel.

Oefters werd’ ich — da ich mir das Vergnügen der körperlichen20
Erſcheinung bei Ihnen noch verweigern muß — mir das der geiſtigen
machen; und Ihnen kleine Aufſätze zuſenden. Mögen ſie meinen
Wunſch und Ihren Zweck erreichen!

78. An Emanuel.
25

Guten Morgen! Warum nicht, Lieber? Warum nicht das
Porto erſparen und den Wangenheim überraſchen? Hier der
Brief, den Sie, wie mehr gute Sachen, gerettet haben.

79. An Emanuel.
30

Dank, Rechter! — Auch mich entflammt die Geſinnung, wenn
auch die Einſicht nicht die meinige iſt. „Und dieſes deutſche Volk
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[25/0034] 76. An Emanuel. [Bayreuth, 13. April 1809] Guten Morgen, Alter! Sie haben ſehr Recht, und ich hatte vor 10 Jahren ſehr [Unrecht], da ich mit ihr ſogar an meinem Geburtstage, den ſie mir feierte, nach dem Abſchiede der übrigen 5 Gäſte mit ihr über Frankreich zankte. Mallet hab ich nicht geleſen. 77. An Hofgerichtsrat Nikolaus Vogt in Frankfurt a. M. [Bayreuth, Mitte April 1809] Mit freudiger Dankbarkeit nehm’ ich den Ehrenplatz in Ihrem Muſeum an, das ſelber unter den Muſeen Deutſchlands einen ſo 10 ſchönen Ehrenplatz behauptet. Glücklich ſind Muſen und Wiſſen- ſchaften unter den Auſpizien eines Fürſten wie der Ihrige; indeß verdient Er doch nicht darum ein Mäcen oder Auguſtus derſelben zu heißen; denn erſtlich beſchirmt Er an ihnen gerade das, wogegen beide Römer lebten, das Sittliche und Edle; zweitens ſteht Er 15 beiden auch in der Unparteilichkeit nach, indem es ſehr natürlich iſt, die Muſen zu begünſtigen, wenn man (wie Er) von ihnen ſelber ſo ſehr begünſtigt geworden; und Er belohnt eigentlich, wenn Er fremdes Verdienſt belohnt, nur Sein eignes im Spiegel. Oefters werd’ ich — da ich mir das Vergnügen der körperlichen 20 Erſcheinung bei Ihnen noch verweigern muß — mir das der geiſtigen machen; und Ihnen kleine Aufſätze zuſenden. Mögen ſie meinen Wunſch und Ihren Zweck erreichen! 78. An Emanuel. [Bayreuth, 23. April 1809] 25 Guten Morgen! Warum nicht, Lieber? Warum nicht das Porto erſparen und den Wangenheim überraſchen? Hier der Brief, den Sie, wie mehr gute Sachen, gerettet haben. 79. An Emanuel. [Bayreuth, 23. April 1809] 30 Dank, Rechter! — Auch mich entflammt die Geſinnung, wenn auch die Einſicht nicht die meinige iſt. „Und dieſes deutſche Volk ſoll gefallen ſein, Mr. Fichte?“

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/34>, abgerufen am 16.04.2024.