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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

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84. An Emanuel.

Dank für die Nachrichten! Nicht auf 3 Tage sind die Wendungen
des Kriegs zu weissagen. Mit dem Wetter ist es anders; 9 Jahre
lang prophezeit Lamark, ob er gleich nicht sonderlich trift (denn5
ich gehe sehr von ihm ab). Ich meines Orts hätte längst mich
anders besonnen.

84a. An Otto.

Guten Morgen, Lieber! Hier ein närrischer Brief, der auf der10
einen Seite so genau wie Wachs mich kopiert, daß man an Parodie
denken sollte, auf der andern aber so viel Witz und Laune hat, daß
ichs doch nicht denke.

*85. An Martin Hieronymus Hudtwalcker in Bamberg.
15

Kommen Sie nur! Ihr Brief ist ein besseres Vorgemälde als
sonst Prinzessinnen voraussenden, um geliebt zu werden.

Ich hätte Ihnen gern früher geantwortet, wenn der Poststall --
welcher die Poststube überwiegt -- es erlaubt hätte.

Insofern Sie an mich schreiben, haben Sie an dem Humor und20
Witze Ihrer Briefe nichts zu ändern; insofern Sie an andere, d. h.
ans Publikum, müssen Sie Ihre Perioden mehr verengern und
Ihre Anspielungen mehr beleuchten.

Ich freue mich auf Ihre Ansicht.

Vom Teufel sollen Sie hier nichts finden als dessen begehrte25
Papiere.

Ich wohne in der Friedrichsstraße No. 343.

So erscheinen Sie denn; Ihr Blättchen hat mir viel Freude mit-
gebracht.

Leben -- d. h. fahren Sie wol von Bamberg bis Bayreuth30
und dann weiter so fort.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
84. An Emanuel.

Dank für die Nachrichten! Nicht auf 3 Tage ſind die Wendungen
des Kriegs zu weiſſagen. Mit dem Wetter iſt es anders; 9 Jahre
lang prophezeit Lamark, ob er gleich nicht ſonderlich trift (denn5
ich gehe ſehr von ihm ab). Ich meines Orts hätte längſt mich
anders beſonnen.

84a. An Otto.

Guten Morgen, Lieber! Hier ein närriſcher Brief, der auf der10
einen Seite ſo genau wie Wachs mich kopiert, daß man an Parodie
denken ſollte, auf der andern aber ſo viel Witz und Laune hat, daß
ichs doch nicht denke.

*85. An Martin Hieronymus Hudtwalcker in Bamberg.
15

Kommen Sie nur! Ihr Brief iſt ein beſſeres Vorgemälde als
ſonſt Prinzeſſinnen vorausſenden, um geliebt zu werden.

Ich hätte Ihnen gern früher geantwortet, wenn der Poſtſtall —
welcher die Poſtſtube überwiegt — es erlaubt hätte.

Inſofern Sie an mich ſchreiben, haben Sie an dem Humor und20
Witze Ihrer Briefe nichts zu ändern; inſofern Sie an andere, d. h.
ans Publikum, müſſen Sie Ihre Perioden mehr verengern und
Ihre Anſpielungen mehr beleuchten.

Ich freue mich auf Ihre Anſicht.

Vom Teufel ſollen Sie hier nichts finden als deſſen begehrte25
Papiere.

Ich wohne in der Friedrichsſtraße No. 343.

So erſcheinen Sie denn; Ihr Blättchen hat mir viel Freude mit-
gebracht.

Leben — d. h. fahren Sie wol von Bamberg bis Bayreuth30
und dann weiter ſo fort.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
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[27/0036] 84. An Emanuel. [Bayreuth, 29. April 1809] Dank für die Nachrichten! Nicht auf 3 Tage ſind die Wendungen des Kriegs zu weiſſagen. Mit dem Wetter iſt es anders; 9 Jahre lang prophezeit Lamark, ob er gleich nicht ſonderlich trift (denn 5 ich gehe ſehr von ihm ab). Ich meines Orts hätte längſt mich anders beſonnen. 84a. An Otto. [Bayreuth, Ende April 1809?] Guten Morgen, Lieber! Hier ein närriſcher Brief, der auf der 10 einen Seite ſo genau wie Wachs mich kopiert, daß man an Parodie denken ſollte, auf der andern aber ſo viel Witz und Laune hat, daß ichs doch nicht denke. *85. An Martin Hieronymus Hudtwalcker in Bamberg. Bayreuth d. 30 Apr. 1809 15 Kommen Sie nur! Ihr Brief iſt ein beſſeres Vorgemälde als ſonſt Prinzeſſinnen vorausſenden, um geliebt zu werden. Ich hätte Ihnen gern früher geantwortet, wenn der Poſtſtall — welcher die Poſtſtube überwiegt — es erlaubt hätte. Inſofern Sie an mich ſchreiben, haben Sie an dem Humor und 20 Witze Ihrer Briefe nichts zu ändern; inſofern Sie an andere, d. h. ans Publikum, müſſen Sie Ihre Perioden mehr verengern und Ihre Anſpielungen mehr beleuchten. Ich freue mich auf Ihre Anſicht. Vom Teufel ſollen Sie hier nichts finden als deſſen begehrte 25 Papiere. Ich wohne in der Friedrichsſtraße No. 343. So erſcheinen Sie denn; Ihr Blättchen hat mir viel Freude mit- gebracht. Leben — d. h. fahren Sie wol von Bamberg bis Bayreuth 30 und dann weiter ſo fort. Ihr Jean Paul Fr. Richter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/36>, abgerufen am 23.04.2024.