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Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

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und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.
besondern Beschaffenheit des Landes stattfinden kann.
Weil aber nicht alle Waaren mit Vortheil im Lande
verfertiget werden können; so muß man hingegen die
Gewinnung und Ausfuhre solcher Waaren, darzu die
natürliche Beschaffenheit des Landes die Hand biethet,
zu vermehren suchen. Nachdem man Gold und Silber
als das allgemeine Vergütungsmittel aller Güther an-
genommen hat; so müssen die Commercien des Landes
eine solche Beschaffenheit haben, daß dadurch mehr Geld
in das Land ein-als ausgehet, oder daß wenigstens der
Ein- und Ausgang des Geldes in gleichem Verhältniß
stehet. Dieses heißet die Bilanz des Handels und ist
der große und einzige Grundsatz aller Commercien.
Man muß aber zu Gewinnung dieses Gleichgewichtes
sein hauptsächlichstes Augenmerk mehr auf die Vergrös-
serung der Ausfuhre, als auf Einschränkung der Ein-
fuhre setzen. Die Verminderung der Einfuhre ist alle-
mal eine Ausnahme von der Regel, die nur in dem
Falle anzuwenden ist, wenn die Vergrösserung der Aus-
fuhre nicht zu bewirken stehet.

Denn es ist offenbar, daß die Vergrösserung derDie Ver-
grösserung
der Ausfuh-
re ist vor-
theilhafti-
ger, als die
Einfuhre ge-
wisser Waa-
ren zu ver-
biethen.

Ausfuhre dem Staate ungleich vortheilhaftiger ist,
weil sie eine grössere Beschäftigung der Menschen, eine
grössere Bevölkerung und mehr natürliche Güther vor-
aussetzet, oder bey ihrer Bewirkung nach sich ziehet.
Das Verboth der Einfuhre aber gewisser Waaren,
worzu man heutiges Tages in den meisten Staaten
sehr eilfertig greifet, ist eine weit stärkere Ausnahme

von

und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken.
beſondern Beſchaffenheit des Landes ſtattfinden kann.
Weil aber nicht alle Waaren mit Vortheil im Lande
verfertiget werden koͤnnen; ſo muß man hingegen die
Gewinnung und Ausfuhre ſolcher Waaren, darzu die
natuͤrliche Beſchaffenheit des Landes die Hand biethet,
zu vermehren ſuchen. Nachdem man Gold und Silber
als das allgemeine Verguͤtungsmittel aller Guͤther an-
genommen hat; ſo muͤſſen die Commercien des Landes
eine ſolche Beſchaffenheit haben, daß dadurch mehr Geld
in das Land ein-als ausgehet, oder daß wenigſtens der
Ein- und Ausgang des Geldes in gleichem Verhaͤltniß
ſtehet. Dieſes heißet die Bilanz des Handels und iſt
der große und einzige Grundſatz aller Commercien.
Man muß aber zu Gewinnung dieſes Gleichgewichtes
ſein hauptſaͤchlichſtes Augenmerk mehr auf die Vergroͤſ-
ſerung der Ausfuhre, als auf Einſchraͤnkung der Ein-
fuhre ſetzen. Die Verminderung der Einfuhre iſt alle-
mal eine Ausnahme von der Regel, die nur in dem
Falle anzuwenden iſt, wenn die Vergroͤſſerung der Aus-
fuhre nicht zu bewirken ſtehet.

Denn es iſt offenbar, daß die Vergroͤſſerung derDie Ver-
gröſſerung
der Ausfuh-
re iſt vor-
theilhafti-
ger, als die
Einfuhre ge-
wiſſer Waa-
ren zu ver-
biethen.

Ausfuhre dem Staate ungleich vortheilhaftiger iſt,
weil ſie eine groͤſſere Beſchaͤftigung der Menſchen, eine
groͤſſere Bevoͤlkerung und mehr natuͤrliche Guͤther vor-
ausſetzet, oder bey ihrer Bewirkung nach ſich ziehet.
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worzu man heutiges Tages in den meiſten Staaten
ſehr eilfertig greifet, iſt eine weit ſtaͤrkere Ausnahme

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[11/0039] und dem Nutzen der Manuf. u. Fabriken. beſondern Beſchaffenheit des Landes ſtattfinden kann. Weil aber nicht alle Waaren mit Vortheil im Lande verfertiget werden koͤnnen; ſo muß man hingegen die Gewinnung und Ausfuhre ſolcher Waaren, darzu die natuͤrliche Beſchaffenheit des Landes die Hand biethet, zu vermehren ſuchen. Nachdem man Gold und Silber als das allgemeine Verguͤtungsmittel aller Guͤther an- genommen hat; ſo muͤſſen die Commercien des Landes eine ſolche Beſchaffenheit haben, daß dadurch mehr Geld in das Land ein-als ausgehet, oder daß wenigſtens der Ein- und Ausgang des Geldes in gleichem Verhaͤltniß ſtehet. Dieſes heißet die Bilanz des Handels und iſt der große und einzige Grundſatz aller Commercien. Man muß aber zu Gewinnung dieſes Gleichgewichtes ſein hauptſaͤchlichſtes Augenmerk mehr auf die Vergroͤſ- ſerung der Ausfuhre, als auf Einſchraͤnkung der Ein- fuhre ſetzen. Die Verminderung der Einfuhre iſt alle- mal eine Ausnahme von der Regel, die nur in dem Falle anzuwenden iſt, wenn die Vergroͤſſerung der Aus- fuhre nicht zu bewirken ſtehet. Denn es iſt offenbar, daß die Vergroͤſſerung der Ausfuhre dem Staate ungleich vortheilhaftiger iſt, weil ſie eine groͤſſere Beſchaͤftigung der Menſchen, eine groͤſſere Bevoͤlkerung und mehr natuͤrliche Guͤther vor- ausſetzet, oder bey ihrer Bewirkung nach ſich ziehet. Das Verboth der Einfuhre aber gewiſſer Waaren, worzu man heutiges Tages in den meiſten Staaten ſehr eilfertig greifet, iſt eine weit ſtaͤrkere Ausnahme von Die Ver- gröſſerung der Ausfuh- re iſt vor- theilhafti- ger, als die Einfuhre ge- wiſſer Waa- ren zu ver- biethen.

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Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/39>, abgerufen am 19.04.2024.