Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschnitt, von der Nothwendigkeit
Das ist das Bild von den meisten catholischen Staa-
ten in Teutschland; und es ist nicht zu läugnen, daß
dieses ein sehr betrübtes Bild ist. Eine solche Beschaf-
fenheit hat in alle weise Maaßregeln der Regierung
und in die Stärke des Staats einen sehr nachtheiligen
Einfluß; und verhintert alles Gute, was die oberste
Gewalt zu veranstalten in Begriff ist.

Ohne Ma-
nufacturen
und Fabri-
ken können
keine blu-
hende Com-
mercien
stattfinden.

Ob ich zwar glaube, daß die Manufacturen und
Fabriken die erste und vorzüglichste Aufmerksamkeit der
Regierung noch vor den auswärtigen Commercien ver-
dienen, davon die Gründe in der vorhergehenden Aus-
führung vor Augen liegen; so ist doch nicht zu läugnen,
daß die Commercien von überaus großen Nutzen vor
den Staat sind. Allein es ist gar nicht möglich zu
blühenden und dauerhaftigen auswärtigen Commercien
zu gelangen, wenn nicht blühende Manufacturen und
Fabriken den Grund darzu abgeben. Diese Wahrheit
ist so wichtig, daß ich sie ausführlich erörtern muß.

Es giebt
drey Haupt-
arten des
auswärtigen
Handels.

Jch habe in meiner Staatswirthschaft in den
Grundsätzen der Policey und in andern meinen Schrif-
ten gezeiget, daß es eigentlich drey Hauptarten der
Commercien giebt. Die erste ist, wenn man auswär-
tige Waaren zum Verbrauch im Lande kommen läßt
und davor Geld außer Landes sendet. Die andere Art
ist, wenn man ausländische Waaren abholet, um sol-
che wieder an andre Nationen zu verhandeln; und die

dritte

I. Abſchnitt, von der Nothwendigkeit
Das iſt das Bild von den meiſten catholiſchen Staa-
ten in Teutſchland; und es iſt nicht zu laͤugnen, daß
dieſes ein ſehr betruͤbtes Bild iſt. Eine ſolche Beſchaf-
fenheit hat in alle weiſe Maaßregeln der Regierung
und in die Staͤrke des Staats einen ſehr nachtheiligen
Einfluß; und verhintert alles Gute, was die oberſte
Gewalt zu veranſtalten in Begriff iſt.

Ohne Ma-
nufacturen
und Fabri-
ken können
keine blu-
hende Com-
mercien
ſtattfinden.

Ob ich zwar glaube, daß die Manufacturen und
Fabriken die erſte und vorzuͤglichſte Aufmerkſamkeit der
Regierung noch vor den auswaͤrtigen Commercien ver-
dienen, davon die Gruͤnde in der vorhergehenden Aus-
fuͤhrung vor Augen liegen; ſo iſt doch nicht zu laͤugnen,
daß die Commercien von uͤberaus großen Nutzen vor
den Staat ſind. Allein es iſt gar nicht moͤglich zu
bluͤhenden und dauerhaftigen auswaͤrtigen Commercien
zu gelangen, wenn nicht bluͤhende Manufacturen und
Fabriken den Grund darzu abgeben. Dieſe Wahrheit
iſt ſo wichtig, daß ich ſie ausfuͤhrlich eroͤrtern muß.

Es giebt
drey Haupt-
arten des
auswärtigen
Handels.

Jch habe in meiner Staatswirthſchaft in den
Grundſaͤtzen der Policey und in andern meinen Schrif-
ten gezeiget, daß es eigentlich drey Hauptarten der
Commercien giebt. Die erſte iſt, wenn man auswaͤr-
tige Waaren zum Verbrauch im Lande kommen laͤßt
und davor Geld außer Landes ſendet. Die andere Art
iſt, wenn man auslaͤndiſche Waaren abholet, um ſol-
che wieder an andre Nationen zu verhandeln; und die

dritte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0050" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Ab&#x017F;chnitt, von der Nothwendigkeit</hi></fw><lb/>
Das i&#x017F;t das Bild von den mei&#x017F;ten catholi&#x017F;chen Staa-<lb/>
ten in Teut&#x017F;chland; und es i&#x017F;t nicht zu la&#x0364;ugnen, daß<lb/>
die&#x017F;es ein &#x017F;ehr betru&#x0364;btes Bild i&#x017F;t. Eine &#x017F;olche Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit hat in alle wei&#x017F;e Maaßregeln der Regierung<lb/>
und in die Sta&#x0364;rke des Staats einen &#x017F;ehr nachtheiligen<lb/>
Einfluß; und verhintert alles Gute, was die ober&#x017F;te<lb/>
Gewalt zu veran&#x017F;talten in Begriff i&#x017F;t.</p><lb/>
          <note place="left">Ohne Ma-<lb/>
nufacturen<lb/>
und Fabri-<lb/>
ken können<lb/>
keine blu-<lb/>
hende Com-<lb/>
mercien<lb/>
&#x017F;tattfinden.</note>
          <p>Ob ich zwar glaube, daß die Manufacturen und<lb/>
Fabriken die er&#x017F;te und vorzu&#x0364;glich&#x017F;te Aufmerk&#x017F;amkeit der<lb/>
Regierung noch vor den auswa&#x0364;rtigen Commercien ver-<lb/>
dienen, davon die Gru&#x0364;nde in der vorhergehenden Aus-<lb/>
fu&#x0364;hrung vor Augen liegen; &#x017F;o i&#x017F;t doch nicht zu la&#x0364;ugnen,<lb/>
daß die Commercien von u&#x0364;beraus großen Nutzen vor<lb/>
den Staat &#x017F;ind. Allein es i&#x017F;t gar nicht mo&#x0364;glich zu<lb/>
blu&#x0364;henden und dauerhaftigen auswa&#x0364;rtigen Commercien<lb/>
zu gelangen, wenn nicht blu&#x0364;hende Manufacturen und<lb/>
Fabriken den Grund darzu abgeben. Die&#x017F;e Wahrheit<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;o wichtig, daß ich &#x017F;ie ausfu&#x0364;hrlich ero&#x0364;rtern muß.</p><lb/>
          <note place="left">Es giebt<lb/>
drey Haupt-<lb/>
arten des<lb/>
auswärtigen<lb/>
Handels.</note>
          <p>Jch habe in meiner Staatswirth&#x017F;chaft in den<lb/>
Grund&#x017F;a&#x0364;tzen der Policey und in andern meinen Schrif-<lb/>
ten gezeiget, daß es eigentlich drey Hauptarten der<lb/>
Commercien giebt. Die er&#x017F;te i&#x017F;t, wenn man auswa&#x0364;r-<lb/>
tige Waaren zum Verbrauch im Lande kommen la&#x0364;ßt<lb/>
und davor Geld außer Landes &#x017F;endet. Die andere Art<lb/>
i&#x017F;t, wenn man ausla&#x0364;ndi&#x017F;che Waaren abholet, um &#x017F;ol-<lb/>
che wieder an andre Nationen zu verhandeln; und die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dritte</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0050] I. Abſchnitt, von der Nothwendigkeit Das iſt das Bild von den meiſten catholiſchen Staa- ten in Teutſchland; und es iſt nicht zu laͤugnen, daß dieſes ein ſehr betruͤbtes Bild iſt. Eine ſolche Beſchaf- fenheit hat in alle weiſe Maaßregeln der Regierung und in die Staͤrke des Staats einen ſehr nachtheiligen Einfluß; und verhintert alles Gute, was die oberſte Gewalt zu veranſtalten in Begriff iſt. Ob ich zwar glaube, daß die Manufacturen und Fabriken die erſte und vorzuͤglichſte Aufmerkſamkeit der Regierung noch vor den auswaͤrtigen Commercien ver- dienen, davon die Gruͤnde in der vorhergehenden Aus- fuͤhrung vor Augen liegen; ſo iſt doch nicht zu laͤugnen, daß die Commercien von uͤberaus großen Nutzen vor den Staat ſind. Allein es iſt gar nicht moͤglich zu bluͤhenden und dauerhaftigen auswaͤrtigen Commercien zu gelangen, wenn nicht bluͤhende Manufacturen und Fabriken den Grund darzu abgeben. Dieſe Wahrheit iſt ſo wichtig, daß ich ſie ausfuͤhrlich eroͤrtern muß. Jch habe in meiner Staatswirthſchaft in den Grundſaͤtzen der Policey und in andern meinen Schrif- ten gezeiget, daß es eigentlich drey Hauptarten der Commercien giebt. Die erſte iſt, wenn man auswaͤr- tige Waaren zum Verbrauch im Lande kommen laͤßt und davor Geld außer Landes ſendet. Die andere Art iſt, wenn man auslaͤndiſche Waaren abholet, um ſol- che wieder an andre Nationen zu verhandeln; und die dritte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/50
Zitationshilfe: Justi, Johann Heinrich Gottlob von: Vollständige Abhandlung von denen Manufacuren und Fabriken. Bd. 1. Kopenhagen, 1758, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/justi_abhandlung01_1758/50>, abgerufen am 19.04.2024.