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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781.

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Elmentarl. II. Th. II. Abth. I. Buch.
erstlich als Erscheinungen, oder als Gegenstände des Den-
kens überhaupt. Wenn man diese Untereintheilung mit
der oberen verbindet, so ist alles Verhältniß der Vorstellun-
gen, davon wir uns entweder einen Begriff, oder Idee
machen können, dreyfach: 1. das Verhältniß zum Subiect,
2. zum Mannigfaltigen des Obiects in der Erscheinung,
3. zu allen Dingen überhaupt.

Nun haben es alle reine Begriffe überhaupt mit der
synthetischen Einheit der Vorstellungen, Begriffe der rei-
nen Vernunft (transscendentale Ideen) aber mit der un-
bedingten synthetischen Einheit aller Bedingungen überhaupt
zu thun. Folglich werden alle transscendentale Ideen sich
unter drey Classen bringen lassen, davon die erste die ab-
solute (unbedingte) Einheit des denkenden Subiects,
die zweite die absolute Einheit der Reihe der Bedin-
gungen der Erscheinung, die dritte die absolute Einheit
der Bedingung aller Gegenstände des Denkens über-
haupt enthält.

Das denkende Subiect ist der Gegenstand der Psy-
chologie, der Inbegriff aller Erscheinungen (die Welt)
der Gegenstand der Cosmologie und das Ding, welches die
oberste Bedingung der Möglichkeit von allem, was gedacht
werden kan, enthält, (das Wesen aller Wesen) der Ge-
genstand der Theologie. Also giebt die reine Vernunft
die Idee zu einer transscendentalen Seelenlehre (psycho-
logia rationalis
), zu einer transscendentalen Weltwissen-
schaft (cosmologia rationalis), endlich auch zu einer
trans-

scen-

Elmentarl. II. Th. II. Abth. I. Buch.
erſtlich als Erſcheinungen, oder als Gegenſtaͤnde des Den-
kens uͤberhaupt. Wenn man dieſe Untereintheilung mit
der oberen verbindet, ſo iſt alles Verhaͤltniß der Vorſtellun-
gen, davon wir uns entweder einen Begriff, oder Idee
machen koͤnnen, dreyfach: 1. das Verhaͤltniß zum Subiect,
2. zum Mannigfaltigen des Obiects in der Erſcheinung,
3. zu allen Dingen uͤberhaupt.

Nun haben es alle reine Begriffe uͤberhaupt mit der
ſynthetiſchen Einheit der Vorſtellungen, Begriffe der rei-
nen Vernunft (transſcendentale Ideen) aber mit der un-
bedingten ſynthetiſchen Einheit aller Bedingungen uͤberhaupt
zu thun. Folglich werden alle transſcendentale Ideen ſich
unter drey Claſſen bringen laſſen, davon die erſte die ab-
ſolute (unbedingte) Einheit des denkenden Subiects,
die zweite die abſolute Einheit der Reihe der Bedin-
gungen der Erſcheinung, die dritte die abſolute Einheit
der Bedingung aller Gegenſtaͤnde des Denkens uͤber-
haupt enthaͤlt.

Das denkende Subiect iſt der Gegenſtand der Pſy-
chologie, der Inbegriff aller Erſcheinungen (die Welt)
der Gegenſtand der Cosmologie und das Ding, welches die
oberſte Bedingung der Moͤglichkeit von allem, was gedacht
werden kan, enthaͤlt, (das Weſen aller Weſen) der Ge-
genſtand der Theologie. Alſo giebt die reine Vernunft
die Idee zu einer transſcendentalen Seelenlehre (pſycho-
logia rationalis
), zu einer transſcendentalen Weltwiſſen-
ſchaft (cosmologia rationalis), endlich auch zu einer
trans-

ſcen-
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[334/0364] Elmentarl. II. Th. II. Abth. I. Buch. erſtlich als Erſcheinungen, oder als Gegenſtaͤnde des Den- kens uͤberhaupt. Wenn man dieſe Untereintheilung mit der oberen verbindet, ſo iſt alles Verhaͤltniß der Vorſtellun- gen, davon wir uns entweder einen Begriff, oder Idee machen koͤnnen, dreyfach: 1. das Verhaͤltniß zum Subiect, 2. zum Mannigfaltigen des Obiects in der Erſcheinung, 3. zu allen Dingen uͤberhaupt. Nun haben es alle reine Begriffe uͤberhaupt mit der ſynthetiſchen Einheit der Vorſtellungen, Begriffe der rei- nen Vernunft (transſcendentale Ideen) aber mit der un- bedingten ſynthetiſchen Einheit aller Bedingungen uͤberhaupt zu thun. Folglich werden alle transſcendentale Ideen ſich unter drey Claſſen bringen laſſen, davon die erſte die ab- ſolute (unbedingte) Einheit des denkenden Subiects, die zweite die abſolute Einheit der Reihe der Bedin- gungen der Erſcheinung, die dritte die abſolute Einheit der Bedingung aller Gegenſtaͤnde des Denkens uͤber- haupt enthaͤlt. Das denkende Subiect iſt der Gegenſtand der Pſy- chologie, der Inbegriff aller Erſcheinungen (die Welt) der Gegenſtand der Cosmologie und das Ding, welches die oberſte Bedingung der Moͤglichkeit von allem, was gedacht werden kan, enthaͤlt, (das Weſen aller Weſen) der Ge- genſtand der Theologie. Alſo giebt die reine Vernunft die Idee zu einer transſcendentalen Seelenlehre (pſycho- logia rationalis), zu einer transſcendentalen Weltwiſſen- ſchaft (cosmologia rationalis), endlich auch zu einer trans- ſcen-

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Zitationshilfe: Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/364>, abgerufen am 28.04.2024.