Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite

Oesterreichisch Wein-
nämlich als wann das Faß nichts, anders wäre/ dann zwo Botunge/ oder zwen
[Abbildung] abgestämte Ke-
gel stöcke/ mit
den braiten Bö-
den auff einan-
der gestürtzt/ wie
bey der 18. Figur
zusehen/ noch
mehr aber bei hie
bey gefügter 21.
Figur/ da ist der
braitte Boden
VA, der Kegel-
stock VCTA,
vnnd der andere
vnten daran di-
sem gleich.

Es wölle sich
aber der einfälti-
ge Leser nicht er-
gern/ das ich von
solcherley Fas-
sern schreibe/ die
nicht in rorum
Natura,
oder
doch zum wenigsten nicht inn Teutschland seind; Es geschicht darumb/ weil die
Richtschnur/ nach welcher die Fässer sich arten/ muß vom grund auß disputirt
werden: diser Richtschnur hab ich im Lateinischen Wercknicht den namen Faß/
sondern vilmehr nomen artis, nämlich Truncus conicus, gegeben/ Teutsch
Kegelstock. Allhie aber inn disem Teutschen außzug/ hab ich mit dem namen
Faß/ dem Teutschen Leser etwas besser fürleuchten wöllen/ dieweil ich das mei-
ste (wiewol nicht alles) an den Fässern vnd sonderlich an den Botungen zusehen ist.

Weil nun hie durch den puncten A das Beihel verstanden wirt/ oder in den
Botungen der ranfft vnd durch AC die Visierruthen/ so bedencke ferners/ das sol-
che lenge AC bleiben/ vnd hingegen die form deß Fasses oder der Botung sich auff
vil vnd mancherley wege vergstalten vnd verstellen könde/ als AGCX ist ein halbes
Oester. wellenrundes oder gerades Faß/ ATCV ist noch die Oester. form/ aber
bauchet wie ein Botung/ dann die halbe Taufel AT helt sich gegen dem diame-
ter
am boden TC, gleich wie die halbe Taufel AG, gegen dem diameter am bo-
den GC, vnd haben doch baide formen nur ein Visierleng oder zwerlini AC. Also
kan sich der boden CT fort vnd fort verkleinern oder vermindern/ vnd hingegen der
bauch oder in der Botung die weite deß obern ranffts AV vermehren lassen/ dz CT
Auß dem
[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]. Th.
vnd AV je neher vnd neher zusamen kommen/ biß entlich baide linien CT, TA sammt-
lich der lini CA gleich lang werden/ vnnd hingegen AV so lang als baide AC,
CV;
darmit ist der Bauch AV oder die obere weite inn der Botung so groß ge-
wachsen/ biß entlich gar nichts mehr drinnen gebliben/ vnd baide böden am Faß
auff einander getruckt worden. Hierauß merckestu/ das entlich der grosse bauch
(verstehe an solchen Fässern da ein jede Taufel vom Beihel an/ zwo gerade strecken
hat) nur schädlich wirt/ vnd auß zweyen Fassen die nur ein Visier AC haben/
nicht allewege das ienige am meisten halt/ das den grössesten Bauch hat.

Was

Oeſterreichiſch Wein-
naͤmlich als wann das Faß nichts, anders waͤre/ dann zwo Botunge/ oder zwen
[Abbildung] abgeſtaͤmte Ke-
gel ſtoͤcke/ mit
den braiten Boͤ-
den auff einan-
der geſtuͤrtzt/ wie
bey der 18. Figur
zuſehen/ noch
mehr aber bei hie
bey gefuͤgter 21.
Figur/ da iſt der
braitte Boden
VA, der Kegel-
ſtock VCTA,
vnnd der andere
vnten daran di-
ſem gleich.

Es woͤlle ſich
aber der einfaͤlti-
ge Leſer nicht er-
gern/ das ich von
ſolcherley Faſ-
ſern ſchreibe/ die
nicht in rorum
Natura,
oder
doch zum wenigſten nicht inn Teutſchland ſeind; Es geſchicht darumb/ weil die
Richtſchnur/ nach welcher die Faͤſſer ſich arten/ muß vom grund auß diſputirt
werden: diſer Richtſchnur hab ich im Lateiniſchen Wercknicht den namen Faß/
ſondern vilmehr nomen artis, naͤmlich Truncus conicus, gegeben/ Teutſch
Kegelſtock. Allhie aber inn diſem Teutſchen außzug/ hab ich mit dem namen
Faß/ dem Teutſchen Leſer etwas beſſer fuͤrleuchten woͤllen/ dieweil ich das mei-
ſte (wiewol nicht alles) an den Faͤſſern vñ ſonderlich an den Botungen zuſehen iſt.

Weil nun hie durch den puncten A das Beihel verſtanden wirt/ oder in den
Botungen der ranfft vnd durch AC die Viſierꝛuthen/ ſo bedencke ferners/ das ſol-
che lenge AC bleiben/ vñ hingegen die form deß Faſſes oder der Botung ſich auff
vil vñ mancherley wege vergſtalten vñ verſtellen koͤnde/ als AGCX iſt ein halbes
Oeſter. wellenrundes oder gerades Faß/ ATCV iſt noch die Oeſter. form/ aber
bauchet wie ein Botung/ dañ die halbe Taufel AT helt ſich gegen dem diame-
ter
am boden TC, gleich wie die halbe Taufel AG, gegen dem diameter am bo-
den GC, vnd haben doch baide formen nur ein Viſierleng oder zwerlini AC. Alſo
kan ſich der boden CT fort vñ fort verkleinern oder vermindern/ vnd hingegen der
bauch oder in der Botung die weite deß obern ranffts AV vermehrẽ laſſen/ dz CT
Auß dem
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]. Th.
vñ AV je neher vñ neher zuſamen kom̃en/ biß entlich baide linien CT, TA ſam̃t-
lich der lini CA gleich lang werden/ vnnd hingegen AV ſo lang als baide AC,
CV;
darmit iſt der Bauch AV oder die obere weite inn der Botung ſo groß ge-
wachſen/ biß entlich gar nichts mehr drinnen gebliben/ vnd baide boͤden am Faß
auff einander getruckt worden. Hierauß merckeſtu/ das entlich der groſſe bauch
(verſtehe an ſolchen Faͤſſern da ein jede Taufel vom Beihel an/ zwo gerade ſtrecken
hat) nur ſchaͤdlich wirt/ vnd auß zweyen Faſſen die nur ein Viſier AC haben/
nicht allewege das ienige am meiſten halt/ das den groͤſſeſten Bauch hat.

Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0070" n="66"/><fw place="top" type="header">Oe&#x017F;terreichi&#x017F;ch Wein-</fw><lb/>
na&#x0364;mlich als wann das Faß nichts, anders wa&#x0364;re/ dann zwo Botunge/ oder zwen<lb/><figure/> abge&#x017F;ta&#x0364;mte Ke-<lb/>
gel &#x017F;to&#x0364;cke/ mit<lb/>
den braiten Bo&#x0364;-<lb/>
den auff einan-<lb/>
der ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt/ wie<lb/>
bey der 18. Figur<lb/>
zu&#x017F;ehen/ noch<lb/>
mehr aber bei hie<lb/>
bey gefu&#x0364;gter 21.<lb/>
Figur/ da i&#x017F;t der<lb/>
braitte Boden<lb/><hi rendition="#aq">VA,</hi> der Kegel-<lb/>
&#x017F;tock <hi rendition="#aq">VCTA,</hi><lb/>
vnnd der andere<lb/>
vnten daran di-<lb/>
&#x017F;em gleich.</p><lb/>
          <p>Es wo&#x0364;lle &#x017F;ich<lb/>
aber der einfa&#x0364;lti-<lb/>
ge Le&#x017F;er nicht er-<lb/>
gern/ das ich von<lb/>
&#x017F;olcherley Fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern &#x017F;chreibe/ die<lb/>
nicht <hi rendition="#aq">in rorum<lb/>
Natura,</hi> oder<lb/>
doch zum wenig&#x017F;ten nicht inn Teut&#x017F;chland &#x017F;eind; Es ge&#x017F;chicht darumb/ weil die<lb/>
Richt&#x017F;chnur/ nach welcher die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich arten/ muß vom grund auß <hi rendition="#aq">di&#x017F;putirt</hi><lb/>
werden: di&#x017F;er Richt&#x017F;chnur hab ich im Lateini&#x017F;chen Wercknicht den namen Faß/<lb/>
&#x017F;ondern vilmehr <hi rendition="#aq">nomen artis,</hi> na&#x0364;mlich <hi rendition="#aq">Truncus conicus,</hi> gegeben/ Teut&#x017F;ch<lb/>
Kegel&#x017F;tock. Allhie aber inn di&#x017F;em Teut&#x017F;chen außzug/ hab ich mit dem namen<lb/>
Faß/ dem Teut&#x017F;chen Le&#x017F;er etwas be&#x017F;&#x017F;er fu&#x0364;rleuchten wo&#x0364;llen/ dieweil ich das mei-<lb/>
&#x017F;te (wiewol nicht alles) an den Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern vn&#x0303; &#x017F;onderlich an den Botungen zu&#x017F;ehen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Weil nun hie durch den puncten <hi rendition="#aq">A</hi> das Beihel ver&#x017F;tanden wirt/ oder in den<lb/>
Botungen der ranfft vnd durch <hi rendition="#aq">AC</hi> die Vi&#x017F;ier&#xA75B;uthen/ &#x017F;o bedencke ferners/ das &#x017F;ol-<lb/>
che lenge <hi rendition="#aq">AC</hi> bleiben/ vn&#x0303; hingegen die form deß Fa&#x017F;&#x017F;es oder der Botung &#x017F;ich auff<lb/>
vil vn&#x0303; mancherley wege verg&#x017F;talten vn&#x0303; ver&#x017F;tellen ko&#x0364;nde/ als <hi rendition="#aq">AGCX</hi> i&#x017F;t ein halbes<lb/>
Oe&#x017F;ter. wellenrundes oder gerades Faß/ <hi rendition="#aq">ATCV</hi> i&#x017F;t noch die Oe&#x017F;ter. form/ aber<lb/>
bauchet wie ein Botung/ dan&#x0303; die halbe Taufel <hi rendition="#aq">AT</hi> helt &#x017F;ich gegen dem <hi rendition="#aq">diame-<lb/>
ter</hi> am boden <hi rendition="#aq">TC,</hi> gleich wie die halbe Taufel <hi rendition="#aq">AG,</hi> gegen dem <hi rendition="#aq">diameter</hi> am bo-<lb/>
den <hi rendition="#aq">GC,</hi> vnd haben doch baide formen nur ein Vi&#x017F;ierleng oder zwerlini <hi rendition="#aq">AC.</hi> Al&#x017F;o<lb/>
kan &#x017F;ich der boden <hi rendition="#aq">CT</hi> fort vn&#x0303; fort verkleinern oder vermindern/ vnd hingegen der<lb/>
bauch oder in der Botung die weite deß obern ranffts <hi rendition="#aq">AV</hi> vermehre&#x0303; la&#x017F;&#x017F;en/ dz <hi rendition="#aq">CT</hi><lb/><note place="left">Auß dem<lb/><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>. <hi rendition="#aq">Th.</hi></note>vn&#x0303; <hi rendition="#aq">AV</hi> je neher vn&#x0303; neher zu&#x017F;amen kom&#x0303;en/ biß entlich baide linien <hi rendition="#aq">CT, TA</hi> &#x017F;am&#x0303;t-<lb/>
lich der lini <hi rendition="#aq">CA</hi> gleich lang werden/ vnnd hingegen <hi rendition="#aq">AV</hi> &#x017F;o lang als baide <hi rendition="#aq">AC,<lb/>
CV;</hi> darmit i&#x017F;t der Bauch <hi rendition="#aq">AV</hi> oder die obere weite inn der Botung &#x017F;o groß ge-<lb/>
wach&#x017F;en/ biß entlich gar nichts mehr drinnen gebliben/ vnd baide bo&#x0364;den am Faß<lb/>
auff einander getruckt worden. Hierauß mercke&#x017F;tu/ das entlich der gro&#x017F;&#x017F;e bauch<lb/>
(ver&#x017F;tehe an &#x017F;olchen Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern da ein jede Taufel vom Beihel an/ zwo gerade &#x017F;trecken<lb/>
hat) nur &#x017F;cha&#x0364;dlich wirt/ vnd auß zweyen Fa&#x017F;&#x017F;en die nur ein Vi&#x017F;ier <hi rendition="#aq">AC</hi> haben/<lb/>
nicht allewege das ienige am mei&#x017F;ten halt/ das den gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Bauch hat.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0070] Oeſterreichiſch Wein- naͤmlich als wann das Faß nichts, anders waͤre/ dann zwo Botunge/ oder zwen [Abbildung] abgeſtaͤmte Ke- gel ſtoͤcke/ mit den braiten Boͤ- den auff einan- der geſtuͤrtzt/ wie bey der 18. Figur zuſehen/ noch mehr aber bei hie bey gefuͤgter 21. Figur/ da iſt der braitte Boden VA, der Kegel- ſtock VCTA, vnnd der andere vnten daran di- ſem gleich. Es woͤlle ſich aber der einfaͤlti- ge Leſer nicht er- gern/ das ich von ſolcherley Faſ- ſern ſchreibe/ die nicht in rorum Natura, oder doch zum wenigſten nicht inn Teutſchland ſeind; Es geſchicht darumb/ weil die Richtſchnur/ nach welcher die Faͤſſer ſich arten/ muß vom grund auß diſputirt werden: diſer Richtſchnur hab ich im Lateiniſchen Wercknicht den namen Faß/ ſondern vilmehr nomen artis, naͤmlich Truncus conicus, gegeben/ Teutſch Kegelſtock. Allhie aber inn diſem Teutſchen außzug/ hab ich mit dem namen Faß/ dem Teutſchen Leſer etwas beſſer fuͤrleuchten woͤllen/ dieweil ich das mei- ſte (wiewol nicht alles) an den Faͤſſern vñ ſonderlich an den Botungen zuſehen iſt. Weil nun hie durch den puncten A das Beihel verſtanden wirt/ oder in den Botungen der ranfft vnd durch AC die Viſierꝛuthen/ ſo bedencke ferners/ das ſol- che lenge AC bleiben/ vñ hingegen die form deß Faſſes oder der Botung ſich auff vil vñ mancherley wege vergſtalten vñ verſtellen koͤnde/ als AGCX iſt ein halbes Oeſter. wellenrundes oder gerades Faß/ ATCV iſt noch die Oeſter. form/ aber bauchet wie ein Botung/ dañ die halbe Taufel AT helt ſich gegen dem diame- ter am boden TC, gleich wie die halbe Taufel AG, gegen dem diameter am bo- den GC, vnd haben doch baide formen nur ein Viſierleng oder zwerlini AC. Alſo kan ſich der boden CT fort vñ fort verkleinern oder vermindern/ vnd hingegen der bauch oder in der Botung die weite deß obern ranffts AV vermehrẽ laſſen/ dz CT vñ AV je neher vñ neher zuſamen kom̃en/ biß entlich baide linien CT, TA ſam̃t- lich der lini CA gleich lang werden/ vnnd hingegen AV ſo lang als baide AC, CV; darmit iſt der Bauch AV oder die obere weite inn der Botung ſo groß ge- wachſen/ biß entlich gar nichts mehr drinnen gebliben/ vnd baide boͤden am Faß auff einander getruckt worden. Hierauß merckeſtu/ das entlich der groſſe bauch (verſtehe an ſolchen Faͤſſern da ein jede Taufel vom Beihel an/ zwo gerade ſtrecken hat) nur ſchaͤdlich wirt/ vnd auß zweyen Faſſen die nur ein Viſier AC haben/ nicht allewege das ienige am meiſten halt/ das den groͤſſeſten Bauch hat. Auß dem _. Th. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kepler_messekunst_1616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kepler_messekunst_1616/70
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Außzug auß der Vralten Messe Kunst Archimedis. Linz, 1616, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kepler_messekunst_1616/70>, abgerufen am 18.04.2024.