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Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

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des Mondts mit den Astronomis in 27 1/3 . Tagen/ vnd mache darauß 27. gerader Täge/ nicht darvmb/ als solte diß ein besonderer motus lunae seyn/ sondern nur anzuzeigen/ warvmb die Natur deß Patientens deß Anhangs von etlichen Stunden nichts achte: Die Vrsach hab ich droben num. 70 auch angerühret vnnd anderst geben. 7. Wol sey es wahr/ daß er fürgebe/ wie der Mondt nur 27. Täge/ vnnd nicht gar so lang gesehen werde/ vnnd so lang in dem Lufft seine wirckung habe: Es sey aber dieses nur ein ubereintziges Argument/ vnd bestehe Galenus mit seiner Rechnung nichts desto weniger auff der warhafften widerkehrung deß Monds an sein vorige Stelle. 8. So sey diß Galeni selber eygentliche meynung/ ob er sie wol bey den Egyptiern gelehrnt haben möge. Welches alles mir sehr wol zuschlägt.

Dann daß Galenus vngeacht deß Monscheins Adern öffnen heisset/ das ist diesem/ so bißhero de diebus criticis auß jhm angezogen/ nicht zuwider. Hat er doch an angezogenem Ort nit von der Cur geschrieben. Ja wann er gleich geschrieben hette/ man solt im Neuwmondt oder bösen Aspect nicht Aderlassen/ so were es doch nicht vom Nohtfall zu verstehen/ so wenig als Hippocratis Lehr von den zehen Hundstägen/ oder von reychung der Medicamenten diebus intercalaribus et paribus, das ist/ von verschonung der criticorum dierum.

So sagt auch Galenus nit (ich noch viel weniger) das deß Monds Lauff etwas thue/ Gott gebe/ die Matery sey darzu geschickt oder nit. Wie dann Galenus mit den angezogenen Worten de criticis, lib. 2. das gantze Geheymnuß entdecket/ vnnd meinen gantzen Discurs bestättiget: Daß nemlich die Natur gewisse Ordnung halte/ vnd wann sie vberhandt gewinne/ sie jhre Bewegungen in gewisser Proportion verrichte: wann sie aber der Matery nicht Meister sey/ so werde sie an jhrer Proportion verhindert.

Hierauff ich so viel sage: Jst die Natur geschickt/ gewisse Proportion vnd ordnung zu halten/ welches ein Werck der Vernunfft ist/ so ist sie auch geschickt/ solche jhre Proportion auß deß Himmels Lauff/ weil derselbig sich jhr durch seine Liechtstralen insinuirt vnd ertheilet/ herzunemmen.

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des Mondts mit den Astronomis in 27⅓. Tagen/ vnd mache darauß 27. gerader Täge/ nicht darvmb/ als solte diß ein besonderer motus lunae seyn/ sondern nur anzuzeigen/ warvmb die Natur deß Patientens deß Anhangs von etlichen Stunden nichts achte: Die Vrsach hab ich droben num. 70 auch angerühret vnnd anderst geben. 7. Wol sey es wahr/ daß er fürgebe/ wie der Mondt nur 27. Täge/ vnnd nicht gar so lang gesehen werde/ vnnd so lang in dem Lufft seine wirckung habe: Es sey aber dieses nur ein ubereintziges Argument/ vnd bestehe Galenus mit seiner Rechnung nichts desto weniger auff der warhafften widerkehrung deß Monds an sein vorige Stelle. 8. So sey diß Galeni selber eygentliche meynung/ ob er sie wol bey den Egyptiern gelehrnt haben möge. Welches alles mir sehr wol zuschlägt.

Dann daß Galenus vngeacht deß Monscheins Adern öffnen heisset/ das ist diesem/ so bißhero de diebus criticis auß jhm angezogen/ nicht zuwider. Hat er doch an angezogenem Ort nit von der Cur geschrieben. Ja wann er gleich geschrieben hette/ man solt im Neuwmondt oder bösen Aspect nicht Aderlassen/ so were es doch nicht vom Nohtfall zu verstehen/ so wenig als Hippocratis Lehr von den zehen Hundstägen/ oder von reychung der Medicamenten diebus intercalaribus et paribus, das ist/ von verschonung der criticorum dierum.

So sagt auch Galenus nit (ich noch viel weniger) das deß Monds Lauff etwas thue/ Gott gebe/ die Matery sey darzu geschickt oder nit. Wie dann Galenus mit den angezogenen Worten de criticis, lib. 2. das gantze Geheymnuß entdecket/ vnnd meinen gantzen Discurs bestättiget: Daß nemlich die Natur gewisse Ordnung halte/ vnd wann sie vberhandt gewinne/ sie jhre Bewegungen in gewisser Proportion verrichte: wann sie aber der Matery nicht Meister sey/ so werde sie an jhrer Proportion verhindert.

Hierauff ich so viel sage: Jst die Natur geschickt/ gewisse Proportion vnd ordnung zu halten/ welches ein Werck der Vernunfft ist/ so ist sie auch geschickt/ solche jhre Proportion auß deß Himmels Lauff/ weil derselbig sich jhr durch seine Liechtstralen insinuirt vnd ertheilet/ herzunemmen.

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[[Or]/0124] des Mondts mit den Astronomis in 27⅓. Tagen/ vnd mache darauß 27. gerader Täge/ nicht darvmb/ als solte diß ein besonderer motus lunae seyn/ sondern nur anzuzeigen/ warvmb die Natur deß Patientens deß Anhangs von etlichen Stunden nichts achte: Die Vrsach hab ich droben num. 70 auch angerühret vnnd anderst geben. 7. Wol sey es wahr/ daß er fürgebe/ wie der Mondt nur 27. Täge/ vnnd nicht gar so lang gesehen werde/ vnnd so lang in dem Lufft seine wirckung habe: Es sey aber dieses nur ein ubereintziges Argument/ vnd bestehe Galenus mit seiner Rechnung nichts desto weniger auff der warhafften widerkehrung deß Monds an sein vorige Stelle. 8. So sey diß Galeni selber eygentliche meynung/ ob er sie wol bey den Egyptiern gelehrnt haben möge. Welches alles mir sehr wol zuschlägt. Dann daß Galenus vngeacht deß Monscheins Adern öffnen heisset/ das ist diesem/ so bißhero de diebus criticis auß jhm angezogen/ nicht zuwider. Hat er doch an angezogenem Ort nit von der Cur geschrieben. Ja wann er gleich geschrieben hette/ man solt im Neuwmondt oder bösen Aspect nicht Aderlassen/ so were es doch nicht vom Nohtfall zu verstehen/ so wenig als Hippocratis Lehr von den zehen Hundstägen/ oder von reychung der Medicamenten diebus intercalaribus et paribus, das ist/ von verschonung der criticorum dierum. So sagt auch Galenus nit (ich noch viel weniger) das deß Monds Lauff etwas thue/ Gott gebe/ die Matery sey darzu geschickt oder nit. Wie dann Galenus mit den angezogenen Worten de criticis, lib. 2. das gantze Geheymnuß entdecket/ vnnd meinen gantzen Discurs bestättiget: Daß nemlich die Natur gewisse Ordnung halte/ vnd wann sie vberhandt gewinne/ sie jhre Bewegungen in gewisser Proportion verrichte: wann sie aber der Matery nicht Meister sey/ so werde sie an jhrer Proportion verhindert. Hierauff ich so viel sage: Jst die Natur geschickt/ gewisse Proportion vnd ordnung zu halten/ welches ein Werck der Vernunfft ist/ so ist sie auch geschickt/ solche jhre Proportion auß deß Himmels Lauff/ weil derselbig sich jhr durch seine Liechtstralen insinuirt vnd ertheilet/ herzunemmen. Or

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Or]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/124>, abgerufen am 29.04.2024.