Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

Bleibt also/ daß der Planet Mars vnd das cor Scorpii, &c. warhafftig an jhren eygenen Cörpern etwas haben/ das jhre röhte vervrsachet : Gleich wie der Kohl etwas hat/ dadurch sein Glantz roht gemacht wirdt/ nemlich hat er die Schwärtze/ wann nun das Feuwer durch die schwärtze herauß leuchtet/ so wirdt auß der Contemperation deß klaren oder gelben Liechts vnd schwartzen Kols ein rohter Schein. Vnd bleibt also Liechts halben der Mars ein feuwriger Kohl/ Saturnus ein Eyßzapff/ oder etwas dergleichen/ darüber mage D. Feselius jhme die gnüge lachen.

D. Feselius bringt noch ein Argument: Die Farben seyen widereinander/ vnd praesupponirn contraria principia, nemlich die elementa. Das Liecht aber sey himmlisch/ vnd nicht elementarisch/ könne jhme selber nicht zuwider seyn/ die Sternkugeln viel weniger auß den Elementen gemacht/ oder mit widerwärtigen qualitatibus begabt: seyen einfache vnd gleichförmige Cörper: Haben derowegen keine Farben.

Wider diß Argument hab ich gar viel zu streitten. Nego praemissas et conclusionem.

Erstlich seynd die Farben nicht widereinander wie Feuwer vnnd Wasser/ sondern weiß vnd schwartz ist vntereinander wie ja vnd nein. Andere Farben seynd disparata non contraria, wöllen sich fast mehr vmb maius et minus annemmen/ wie die quantitates, wie dann die Farben im Regenbogen entspringen ex obumbratione, et refractione, vel ex copia luminis, et copia aquae maioribus vel minoribus.

2. Hierauß erscheinet/ daß nicht alle Farben auß vermischung der vier Elementen herkommen/ vnd das Buch Aristotelis de coloribus einer erleuterung vnd ergäntzung bedörffe.

3. So nimbt das Liecht Farben an/ die seyen nun einander zuwider oder nit/ vnd bleibt gleichwol immateriata, es sey himmlisch oder jrrdisch/ dann auch die Katzen ein Liecht in Augen haben/ deß Steinholtzes oder Carfunckels (deren ich zwar nie keinen gesehen/ der gedeuttet hette/ wie jenes Bergmännlins Fingerlein) zugeschweigen.

Tr

Bleibt also/ daß der Planet Mars vnd das cor Scorpii, &c. warhafftig an jhren eygenen Cörpern etwas haben/ das jhre röhte vervrsachet : Gleich wie der Kohl etwas hat/ dadurch sein Glantz roht gemacht wirdt/ nemlich hat er die Schwärtze/ wann nun das Feuwer durch die schwärtze herauß leuchtet/ so wirdt auß der Contemperation deß klaren oder gelben Liechts vnd schwartzen Kols ein rohter Schein. Vnd bleibt also Liechts halben der Mars ein feuwriger Kohl/ Saturnus ein Eyßzapff/ oder etwas dergleichen/ darüber mage D. Feselius jhme die gnüge lachen.

D. Feselius bringt noch ein Argument: Die Farben seyen widereinander/ vnd praesupponirn contraria principia, nemlich die elementa. Das Liecht aber sey himmlisch/ vnd nicht elementarisch/ könne jhme selber nicht zuwider seyn/ die Sternkugeln viel weniger auß den Elementen gemacht/ oder mit widerwärtigen qualitatibus begabt: seyen einfache vnd gleichförmige Cörper: Haben derowegen keine Farben.

Wider diß Argument hab ich gar viel zu streitten. Nego praemissas et conclusionem.

Erstlich seynd die Farben nicht widereinander wie Feuwer vnnd Wasser/ sondern weiß vnd schwartz ist vntereinander wie ja vnd nein. Andere Farben seynd disparata non contraria, wöllen sich fast mehr vmb maius et minus annemmen/ wie die quantitates, wie dann die Farben im Regenbogen entspringen ex obumbratione, et refractione, vel ex copia luminis, et copia aquae maioribus vel minoribus.

2. Hierauß erscheinet/ daß nicht alle Farben auß vermischung der vier Elementen herkommen/ vnd das Buch Aristotelis de coloribus einer erleuterung vnd ergäntzung bedörffe.

3. So nimbt das Liecht Farben an/ die seyen nun einander zuwider oder nit/ vnd bleibt gleichwol immateriata, es sey himmlisch oder jrrdisch/ dann auch die Katzen ein Liecht in Augen haben/ deß Steinholtzes oder Carfunckels (deren ich zwar nie keinen gesehen/ der gedeuttet hette/ wie jenes Bergmännlins Fingerlein) zugeschweigen.

Tr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0164" n="[Tr]"/>
          <p> Bleibt also/ daß der Planet <hi rendition="#aq">Mars </hi>vnd das <hi rendition="#aq">cor Scorpii</hi>, &amp;c. warhafftig an jhren eygenen Cörpern etwas haben/ das jhre
             röhte vervrsachet : Gleich wie der Kohl etwas hat/ dadurch sein Glantz roht gemacht
             wirdt/ nemlich hat er die Schwärtze/ wann nun das Feuwer durch die schwärtze herauß
             leuchtet/ so wirdt auß der Contemperation deß klaren oder gelben Liechts vnd schwartzen
             Kols ein rohter Schein. Vnd bleibt also Liechts halben der <hi rendition="#aq">Mars
             </hi>ein feuwriger Kohl/ <hi rendition="#aq">Saturnus </hi>ein Eyßzapff/ oder etwas
             dergleichen/ darüber mage <hi rendition="#aq">D. Feselius </hi>jhme die gnüge lachen. </p>
          <p><hi rendition="#aq">D. Feselius </hi>bringt noch ein Argument: Die Farben seyen
             widereinander/ vnd <hi rendition="#aq">praesupponirn contraria principia, </hi>nemlich
             die <hi rendition="#aq">elementa</hi>. Das Liecht aber sey
              himmlisch/ vnd nicht elementarisch/ könne jhme selber
             nicht zuwider seyn/ die Sternkugeln viel weniger auß den Elementen gemacht/ oder mit
             widerwärtigen <hi rendition="#aq">qualitatibus </hi>begabt: seyen einfache vnd
             gleichförmige Cörper: Haben derowegen keine Farben. </p>
          <p> Wider diß Argument hab ich gar viel zu streitten. <hi rendition="#aq">Nego praemissas
               et conclusionem</hi>. </p>
          <p> Erstlich seynd die Farben nicht widereinander wie Feuwer vnnd Wasser/ sondern weiß vnd
             schwartz ist vntereinander wie ja vnd nein. Andere Farben seynd <hi rendition="#aq">disparata non contraria, </hi>wöllen sich fast mehr vmb <hi rendition="#aq">maius et minus </hi>annemmen/ wie die <hi rendition="#aq">quantitates,</hi> wie dann
             die Farben im Regenbogen entspringen <hi rendition="#aq">ex obumbratione, et  refractione, vel ex copia luminis, et copia aquae maioribus vel
               minoribus. </hi></p>
          <p> 2. Hierauß erscheinet/ daß nicht alle Farben auß vermischung der vier Elementen
             herkommen/ vnd das Buch <hi rendition="#aq">Aristotelis de coloribus </hi>einer
             erleuterung vnd ergäntzung bedörffe. </p>
          <p> 3. So nimbt das Liecht Farben an/ die seyen nun einander zuwider oder nit/ vnd bleibt
             gleichwol <hi rendition="#aq">immateriata, </hi>es sey himmlisch oder jrrdisch/ dann
             auch die Katzen ein Liecht in Augen haben/ deß Steinholtzes oder Carfunckels (deren ich
             zwar nie keinen gesehen/ der gedeuttet hette/ wie jenes Bergmännlins Fingerlein)
             zugeschweigen. </p>
          <fw type="sig" place="bottom">Tr</fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Tr]/0164] Bleibt also/ daß der Planet Mars vnd das cor Scorpii, &c. warhafftig an jhren eygenen Cörpern etwas haben/ das jhre röhte vervrsachet : Gleich wie der Kohl etwas hat/ dadurch sein Glantz roht gemacht wirdt/ nemlich hat er die Schwärtze/ wann nun das Feuwer durch die schwärtze herauß leuchtet/ so wirdt auß der Contemperation deß klaren oder gelben Liechts vnd schwartzen Kols ein rohter Schein. Vnd bleibt also Liechts halben der Mars ein feuwriger Kohl/ Saturnus ein Eyßzapff/ oder etwas dergleichen/ darüber mage D. Feselius jhme die gnüge lachen. D. Feselius bringt noch ein Argument: Die Farben seyen widereinander/ vnd praesupponirn contraria principia, nemlich die elementa. Das Liecht aber sey himmlisch/ vnd nicht elementarisch/ könne jhme selber nicht zuwider seyn/ die Sternkugeln viel weniger auß den Elementen gemacht/ oder mit widerwärtigen qualitatibus begabt: seyen einfache vnd gleichförmige Cörper: Haben derowegen keine Farben. Wider diß Argument hab ich gar viel zu streitten. Nego praemissas et conclusionem. Erstlich seynd die Farben nicht widereinander wie Feuwer vnnd Wasser/ sondern weiß vnd schwartz ist vntereinander wie ja vnd nein. Andere Farben seynd disparata non contraria, wöllen sich fast mehr vmb maius et minus annemmen/ wie die quantitates, wie dann die Farben im Regenbogen entspringen ex obumbratione, et refractione, vel ex copia luminis, et copia aquae maioribus vel minoribus. 2. Hierauß erscheinet/ daß nicht alle Farben auß vermischung der vier Elementen herkommen/ vnd das Buch Aristotelis de coloribus einer erleuterung vnd ergäntzung bedörffe. 3. So nimbt das Liecht Farben an/ die seyen nun einander zuwider oder nit/ vnd bleibt gleichwol immateriata, es sey himmlisch oder jrrdisch/ dann auch die Katzen ein Liecht in Augen haben/ deß Steinholtzes oder Carfunckels (deren ich zwar nie keinen gesehen/ der gedeuttet hette/ wie jenes Bergmännlins Fingerlein) zugeschweigen. Tr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/164
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Tr]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/164>, abgerufen am 16.05.2024.