Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.

Bild:
<< vorherige Seite

4. Auch frage ich hie: wie D. Feselius in Himmel gestiegen/ daß er so gewiß wisse/ was die Kugeln für Cörper seyen/ hat er doch droben den Astrologis nicht so viel glauben geben wöllen.

Jch frage aber was er meyne/ daß die Erdtkugel für ein corpus seye/ ob er meyne/ daß sie auß vier Elementen bestehe? Warvmb daß sie dann nicht auch vntergehet? oder kan die Erdt bleiben/ so kan Aristoteles auß der vnveränderlichen wehrung auß außdauwrung der Sternen nicht schliessen/ daß die Sterne nicht auß widerwärtigen Materien bestehen. Dann was die zergängliche dinge belanget hie auff Erden/ die seynd viel zu klein/ daß die im Mondt dieselbige sehen köndten: Derohalben auch dergleichen in einer Sternkugel wol geschehen/ aber von vns nicht gesehen werden kan. So hab ich probiret in meinem Buch de Marte, daß Sonn vnd Erde ein verwandtnuß haben/ sonderlich aber die Erde vnd der Mondt/ wie wir zwar schier mit Augen sehen/ vnd zu erkennen haben: Vnd wird doch der Mond von D. Feselio in Himmel gesetzt. Ja was soll ich sagen/ die Erdtkugel selbst ist im Himmel/ vnd läufft drinnen hervmb.

5. Derhalben ich droben num. 32. mich nit gescheuwet/ auch den Sternen selbsten jhre alterationes oder ob man wil/ jhre contrarietates zu ertheilen/ in billicher erwegung/ daß sie viel zu weyt von einander vnd einander nicht beissen oder auffessen.

6. Was solte mich dann jrren/ jhnen nach anzeig jhrer Liechtstralen auch vnterschiedliche Farben zuzuschreiben

Es meynt aber D. Feselius, weil alle Sternen leuchten/ seyen sie alle (wann man gleich warhafftige Farben zugebe) feuwerfarb. Derwegen sie nur ein Qualitet haben/ nemlich die Wärme/ die da auch trücknet/ vnd nicht die Kält oder Feuchte. Mit dieser gantzen Pericopa wil ich den Leser hinauff zu num. 26. 27. 28. gewiesen haben/ da er sehen wirdt/ daß das Liecht von den Materien/ darinnen es ist/ vnnd durch welche es gehet/ gefärbet werde/ vnnd demnach solche Materien an qualitatibus vnterscheiden seyn müssen. Da ich die dünnere vnd dückere Substantz/ welche Feselius zugibt/ nicht außgeschlossen haben wil.

Tijv

4. Auch frage ich hie: wie D. Feselius in Himmel gestiegen/ daß er so gewiß wisse/ was die Kugeln für Cörper seyen/ hat er doch droben den Astrologis nicht so viel glauben geben wöllen.

Jch frage aber was er meyne/ daß die Erdtkugel für ein corpus seye/ ob er meyne/ daß sie auß vier Elementen bestehe? Warvmb daß sie dann nicht auch vntergehet? oder kan die Erdt bleiben/ so kan Aristoteles auß der vnveränderlichen wehrung auß außdauwrung der Sternen nicht schliessen/ daß die Sterne nicht auß widerwärtigen Materien bestehen. Dann was die zergängliche dinge belanget hie auff Erden/ die seynd viel zu klein/ daß die im Mondt dieselbige sehen köndten: Derohalben auch dergleichen in einer Sternkugel wol geschehen/ aber von vns nicht gesehen werden kan. So hab ich probiret in meinem Buch de Marte, daß Sonn vnd Erde ein verwandtnuß haben/ sonderlich aber die Erde vnd der Mondt/ wie wir zwar schier mit Augen sehen/ vnd zu erkennen haben: Vnd wird doch der Mond von D. Feselio in Himmel gesetzt. Ja was soll ich sagen/ die Erdtkugel selbst ist im Himmel/ vnd läufft drinnen hervmb.

5. Derhalben ich droben num. 32. mich nit gescheuwet/ auch den Sternen selbsten jhre alterationes oder ob man wil/ jhre contrarietates zu ertheilen/ in billicher erwegung/ daß sie viel zu weyt von einander vnd einander nicht beissen oder auffessen.

6. Was solte mich dann jrren/ jhnen nach anzeig jhrer Liechtstralen auch vnterschiedliche Farben zuzuschreiben

Es meynt aber D. Feselius, weil alle Sternen leuchten/ seyen sie alle (wann man gleich warhafftige Farben zugebe) feuwerfarb. Derwegen sie nur ein Qualitet haben/ nemlich die Wärme/ die da auch trücknet/ vnd nicht die Kält oder Feuchte. Mit dieser gantzen Pericopa wil ich den Leser hinauff zu num. 26. 27. 28. gewiesen haben/ da er sehen wirdt/ daß das Liecht von den Materien/ darinnen es ist/ vnnd durch welche es gehet/ gefärbet werde/ vnnd demnach solche Materien an qualitatibus vnterscheiden seyn müssen. Da ich die dünnere vnd dückere Substantz/ welche Feselius zugibt/ nicht außgeschlossen haben wil.

Tijv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0165" n="[Tijv]"/>
          <p> 4. Auch frage ich hie: wie <hi rendition="#aq">D. Feselius </hi>in Himmel gestiegen/
             daß er so gewiß wisse/ was die Kugeln für Cörper seyen/ hat er doch droben den <hi rendition="#aq">Astrologis </hi>nicht so viel glauben geben wöllen. </p>
          <p> Jch frage aber was er meyne/ daß die Erdtkugel für ein <hi rendition="#aq">corpus
             </hi>seye/ ob er meyne/ daß sie auß vier Elementen bestehe? Warvmb daß sie dann nicht
             auch vntergehet? oder kan die Erdt bleiben/ so kan <hi rendition="#aq">Aristoteles
             </hi>auß der vnveränderlichen wehrung auß außdauwrung der Sternen nicht schliessen/ daß
             die Sterne nicht auß widerwärtigen Materien bestehen. Dann was die zergängliche dinge
             belanget hie auff Erden/ die seynd viel zu klein/ daß die im Mondt dieselbige sehen
             köndten: Derohalben auch dergleichen in einer Sternkugel wol geschehen/ aber von vns
             nicht gesehen werden kan. So hab ich probiret in meinem Buch <hi rendition="#aq">de
               Marte,</hi> daß Sonn vnd Erde ein verwandtnuß haben/ sonderlich aber die Erde vnd der
             Mondt/ wie wir zwar schier mit Augen sehen/ vnd zu erkennen haben: Vnd wird doch der
             Mond von <hi rendition="#aq">D. Feselio </hi>in Himmel gesetzt. Ja was soll ich sagen/
             die Erdtkugel selbst ist im Himmel/ vnd läufft drinnen hervmb. </p>
          <p> 5. Derhalben ich droben <hi rendition="#aq">num.</hi> 32. mich nit gescheuwet/ auch
             den Sternen selbsten jhre <hi rendition="#aq">alterationes</hi> oder ob man wil/ jhre <hi rendition="#aq">contrarietates</hi> zu ertheilen/ in billicher erwegung/ daß sie
             viel zu weyt von einander vnd einander nicht beissen oder auffessen. </p>
          <p> 6. Was solte mich dann jrren/ jhnen nach anzeig jhrer Liechtstralen auch
             vnterschiedliche Farben zuzuschreiben </p>
          <p> Es meynt aber <hi rendition="#aq">D. Feselius, </hi>weil alle Sternen leuchten/ seyen
             sie alle (wann man gleich warhafftige Farben zugebe) feuwerfarb. Derwegen sie nur ein
             Qualitet haben/ nemlich die Wärme/ die da auch trücknet/ vnd nicht die Kält oder
             Feuchte. Mit dieser gantzen <hi rendition="#aq">Pericopa</hi> wil ich den Leser hinauff
             zu <hi rendition="#aq">num.</hi> 26. 27. 28. gewiesen haben/ da er sehen wirdt/ daß das
             Liecht von den Materien/ darinnen es ist/ vnnd  durch
             welche es gehet/ gefärbet werde/ vnnd demnach solche Materien an <hi rendition="#aq">qualitatibus</hi> vnterscheiden seyn müssen. Da ich die dünnere vnd dückere
             Substantz/ welche <hi rendition="#aq">Feselius</hi> zugibt/ nicht außgeschlossen haben
             wil.</p>
          <fw type="sig" place="bottom">Tijv</fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Tijv]/0165] 4. Auch frage ich hie: wie D. Feselius in Himmel gestiegen/ daß er so gewiß wisse/ was die Kugeln für Cörper seyen/ hat er doch droben den Astrologis nicht so viel glauben geben wöllen. Jch frage aber was er meyne/ daß die Erdtkugel für ein corpus seye/ ob er meyne/ daß sie auß vier Elementen bestehe? Warvmb daß sie dann nicht auch vntergehet? oder kan die Erdt bleiben/ so kan Aristoteles auß der vnveränderlichen wehrung auß außdauwrung der Sternen nicht schliessen/ daß die Sterne nicht auß widerwärtigen Materien bestehen. Dann was die zergängliche dinge belanget hie auff Erden/ die seynd viel zu klein/ daß die im Mondt dieselbige sehen köndten: Derohalben auch dergleichen in einer Sternkugel wol geschehen/ aber von vns nicht gesehen werden kan. So hab ich probiret in meinem Buch de Marte, daß Sonn vnd Erde ein verwandtnuß haben/ sonderlich aber die Erde vnd der Mondt/ wie wir zwar schier mit Augen sehen/ vnd zu erkennen haben: Vnd wird doch der Mond von D. Feselio in Himmel gesetzt. Ja was soll ich sagen/ die Erdtkugel selbst ist im Himmel/ vnd läufft drinnen hervmb. 5. Derhalben ich droben num. 32. mich nit gescheuwet/ auch den Sternen selbsten jhre alterationes oder ob man wil/ jhre contrarietates zu ertheilen/ in billicher erwegung/ daß sie viel zu weyt von einander vnd einander nicht beissen oder auffessen. 6. Was solte mich dann jrren/ jhnen nach anzeig jhrer Liechtstralen auch vnterschiedliche Farben zuzuschreiben Es meynt aber D. Feselius, weil alle Sternen leuchten/ seyen sie alle (wann man gleich warhafftige Farben zugebe) feuwerfarb. Derwegen sie nur ein Qualitet haben/ nemlich die Wärme/ die da auch trücknet/ vnd nicht die Kält oder Feuchte. Mit dieser gantzen Pericopa wil ich den Leser hinauff zu num. 26. 27. 28. gewiesen haben/ da er sehen wirdt/ daß das Liecht von den Materien/ darinnen es ist/ vnnd durch welche es gehet/ gefärbet werde/ vnnd demnach solche Materien an qualitatibus vnterscheiden seyn müssen. Da ich die dünnere vnd dückere Substantz/ welche Feselius zugibt/ nicht außgeschlossen haben wil. Tijv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T13:21:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1)) (2013-12-10T14:15:34Z)

Weitere Informationen:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Vollständigkeit: teilweise erfasst



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/165
Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610, S. [Tijv]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_tertius_1610/165>, abgerufen am 04.05.2024.