Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822.

Bild:
<< vorherige Seite
Doch, wie der Duft, der über Thäler schwebt,
Vor eines Windes frischem Hauch zerstiebt,
Weicht mir die Schaar, die Ramp' ersteigend, aus.
Die Rampe dehnt sich, da ich sie betrete,
Endlos, bis an das Thor des Himmels aus,
Ich greife rechts, ich greife links umher,
Der Theuren Einen ängstlich zu erhaschen.
Umsonst! Des Schlosses Thor geht plötzlich auf;
Ein Blitz, der aus dem Innern zuckt, verschlingt sie,
Das Thor fügt rasselnd wieder sich zusammen:
Nur einen Handschuh, heftig, im Verfolgen,
Streif ich der süßen Traumgestalt vom Arm:
Und einen Handschuh, ihr allmächt'gen Götter,
Da ich erwache, halt' ich in der Hand!
Graf Heinrich.
Bei meinem Eid! -- Und nun meinst Du, der Handschuh,
Der sei der ihre?
Prinz Arthur.
Wessen?
Graf Heinrich.
Nun, der Platen!
Prinz Arthur.
Der Platen. Wirklich. Oder der Ramin? --
Graf Heinrich (lacht.)
Schelm, der Du bist, mit Deinen Visionen!
Wer weiß von welcher Schäferstunde, traun,
Dir noch der Handschuh in den Händen klebt!
Prinz Arthur.
Was! Mir? Bei meiner Liebe --!
Graf Heinrich.
Ei, zum Henker,
Was kümmerts mich? Meinthalben sei's die Platen,
Sei's die Ramin! Am Sonntag geht die Post nach Preußen,
Da kannst Du auf dem kürz'sten Weg' erfahren,
Doch, wie der Duft, der über Thäler ſchwebt,
Vor eines Windes friſchem Hauch zerſtiebt,
Weicht mir die Schaar, die Ramp’ erſteigend, aus.
Die Rampe dehnt ſich, da ich ſie betrete,
Endlos, bis an das Thor des Himmels aus,
Ich greife rechts, ich greife links umher,
Der Theuren Einen ängſtlich zu erhaſchen.
Umſonſt! Des Schloſſes Thor geht plötzlich auf;
Ein Blitz, der aus dem Innern zuckt, verſchlingt ſie,
Das Thor fügt raſſelnd wieder ſich zuſammen:
Nur einen Handſchuh, heftig, im Verfolgen,
Streif ich der ſüßen Traumgeſtalt vom Arm:
Und einen Handſchuh, ihr allmächt’gen Götter,
Da ich erwache, halt’ ich in der Hand!
Graf Heinrich.
Bei meinem Eid! — Und nun meinſt Du, der Handſchuh,
Der ſei der ihre?
Prinz Arthur.
Weſſen?
Graf Heinrich.
Nun, der Platen!
Prinz Arthur.
Der Platen. Wirklich. Oder der Ramin? —
Graf Heinrich (lacht.)
Schelm, der Du biſt, mit Deinen Viſionen!
Wer weiß von welcher Schäferſtunde, traun,
Dir noch der Handſchuh in den Händen klebt!
Prinz Arthur.
Was! Mir? Bei meiner Liebe —!
Graf Heinrich.
Ei, zum Henker,
Was kümmerts mich? Meinthalben ſei’s die Platen,
Sei’s die Ramin! Am Sonntag geht die Poſt nach Preußen,
Da kannſt Du auf dem kürz’ſten Weg’ erfahren,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#ARTHUR">
            <p><pb facs="#f0025" n="12"/>
Doch, wie der Duft, der über Thäler &#x017F;chwebt,<lb/>
Vor eines Windes fri&#x017F;chem Hauch zer&#x017F;tiebt,<lb/>
Weicht mir die Schaar, die Ramp&#x2019; er&#x017F;teigend, aus.<lb/>
Die Rampe dehnt &#x017F;ich, da ich &#x017F;ie betrete,<lb/>
Endlos, bis an das Thor des Himmels aus,<lb/>
Ich greife rechts, ich greife links umher,<lb/>
Der Theuren Einen äng&#x017F;tlich zu erha&#x017F;chen.<lb/>
Um&#x017F;on&#x017F;t! Des Schlo&#x017F;&#x017F;es Thor geht plötzlich auf;<lb/>
Ein Blitz, der aus dem Innern zuckt, ver&#x017F;chlingt &#x017F;ie,<lb/>
Das Thor fügt ra&#x017F;&#x017F;elnd wieder &#x017F;ich zu&#x017F;ammen:<lb/>
Nur einen Hand&#x017F;chuh, heftig, im Verfolgen,<lb/>
Streif ich der &#x017F;üßen Traumge&#x017F;talt vom Arm:<lb/>
Und einen Hand&#x017F;chuh, ihr allmächt&#x2019;gen Götter,<lb/>
Da ich erwache, halt&#x2019; ich in der Hand!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HEIN">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Graf Heinrich</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Bei meinem Eid! &#x2014; Und nun mein&#x017F;t Du, der Hand&#x017F;chuh,<lb/>
Der &#x017F;ei der ihre?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ARTHUR">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Prinz Arthur</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>We&#x017F;&#x017F;en?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HEIN">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Graf Heinrich</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Nun, der Platen!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ARTHUR">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Prinz Arthur</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Der Platen. Wirklich. Oder der Ramin? &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HEIN">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Graf Heinrich</hi> </hi> </speaker>
            <stage> <hi rendition="#c">(lacht.)</hi> </stage><lb/>
            <p>Schelm, der Du bi&#x017F;t, mit Deinen Vi&#x017F;ionen!<lb/>
Wer weiß von welcher Schäfer&#x017F;tunde, traun,<lb/>
Dir noch der Hand&#x017F;chuh in den Händen klebt!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ARTHUR">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Prinz Arthur</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Was! Mir? Bei meiner Liebe &#x2014;!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HEIN">
            <speaker> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Graf Heinrich</hi>.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ei, zum Henker,<lb/>
Was kümmerts mich? Meinthalben &#x017F;ei&#x2019;s die Platen,<lb/>
Sei&#x2019;s die Ramin! Am Sonntag geht die Po&#x017F;t nach Preußen,<lb/>
Da kann&#x017F;t Du auf dem kürz&#x2019;&#x017F;ten Weg&#x2019; erfahren,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0025] Doch, wie der Duft, der über Thäler ſchwebt, Vor eines Windes friſchem Hauch zerſtiebt, Weicht mir die Schaar, die Ramp’ erſteigend, aus. Die Rampe dehnt ſich, da ich ſie betrete, Endlos, bis an das Thor des Himmels aus, Ich greife rechts, ich greife links umher, Der Theuren Einen ängſtlich zu erhaſchen. Umſonſt! Des Schloſſes Thor geht plötzlich auf; Ein Blitz, der aus dem Innern zuckt, verſchlingt ſie, Das Thor fügt raſſelnd wieder ſich zuſammen: Nur einen Handſchuh, heftig, im Verfolgen, Streif ich der ſüßen Traumgeſtalt vom Arm: Und einen Handſchuh, ihr allmächt’gen Götter, Da ich erwache, halt’ ich in der Hand! Graf Heinrich. Bei meinem Eid! — Und nun meinſt Du, der Handſchuh, Der ſei der ihre? Prinz Arthur. Weſſen? Graf Heinrich. Nun, der Platen! Prinz Arthur. Der Platen. Wirklich. Oder der Ramin? — Graf Heinrich (lacht.) Schelm, der Du biſt, mit Deinen Viſionen! Wer weiß von welcher Schäferſtunde, traun, Dir noch der Handſchuh in den Händen klebt! Prinz Arthur. Was! Mir? Bei meiner Liebe —! Graf Heinrich. Ei, zum Henker, Was kümmerts mich? Meinthalben ſei’s die Platen, Sei’s die Ramin! Am Sonntag geht die Poſt nach Preußen, Da kannſt Du auf dem kürz’ſten Weg’ erfahren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/25
Zitationshilfe: Kleist, Heinrich von: Die Schlacht bei Fehrbellin. Berlin, 1822, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fehrbellin_1822/25>, abgerufen am 18.04.2024.