Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Der Frühling.
Der Boden trank endlich die Fluth. Von eilenden Dünsten
und Wolken
Flohn junge Schatten umher. Den blauen Umfang des Himmels
Durchbrach ein blitzendes Gold. Zwar streute der weichende
Winter
Noch oft bey nächtlicher Umkehr von dengeschüttelten Schwingen
Reif, Eis und Schaure von Schnee; Noch liessen wütrische Stürme
Die rauhe dumpfigte Stimm aus Jslands Gegend erthönen
Durchstreiften klagende Klüfte, verheerten taumelnde Wälder
Und bliesen Schrecken herum, und Ueberschwemmung von Kälte;
Bald aber siegte der vor noch ungesicherte Frühling.
Die Luft ward sänster; Ein Teppich geschmückt mit Ranken und
Laubwerk.
Von Büschen, Blumen und Klee, wallt auf Gefilden und Auen,
Die Schatten wurden belaubt, ein sanft Gethöne erwachte,
Und floh und wirbelt umher im Hayn voll grünlicher Dämm-
rung
Die
B
Der Frühling.
Der Boden trank endlich die Fluth. Von eilenden Dünſten
und Wolken
Flohn junge Schatten umher. Den blauen Umfang des Himmels
Durchbrach ein blitzendes Gold. Zwar ſtreute der weichende
Winter
Noch oft bey nächtlicher Umkehr von dengeſchüttelten Schwingen
Reif, Eis und Schaure von Schnee; Noch lieſſen wütriſche Stürme
Die rauhe dumpfigte Stimm aus Jslands Gegend erthönen
Durchſtreiften klagende Klüfte, verheerten taumelnde Wälder
Und blieſen Schrecken herum, und Ueberſchwemmung von Kälte;
Bald aber ſiegte der vor noch ungeſicherte Frühling.
Die Luft ward ſänſter; Ein Teppich geſchmückt mit Ranken und
Laubwerk.
Von Büſchen, Blumen und Klee, wallt auf Gefilden und Auen,
Die Schatten wurden belaubt, ein ſanft Gethöne erwachte,
Und floh und wirbelt umher im Hayn voll grünlicher Dämm-
rung
Die
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0011" n="9"/>
          <fw rendition="#i" type="header" place="top">Der Frühling.</fw><lb/>
          <lg n="3">
            <l rendition="#i">Der Boden trank endlich die Fluth. Von eilenden Dün&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">und Wolken</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Flohn junge Schatten umher. Den blauen Umfang des Himmels</l><lb/>
            <l rendition="#i">Durchbrach ein blitzendes Gold. Zwar &#x017F;treute der weichende<lb/><hi rendition="#et">Winter</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Noch oft bey nächtlicher Umkehr von denge&#x017F;chüttelten Schwingen</l><lb/>
            <l rendition="#i">Reif, Eis und Schaure von Schnee; Noch lie&#x017F;&#x017F;en wütri&#x017F;che Stürme</l><lb/>
            <l rendition="#i">Die rauhe dumpfigte Stimm aus Jslands Gegend erthönen</l><lb/>
            <l rendition="#i">Durch&#x017F;treiften klagende Klüfte, verheerten taumelnde Wälder</l><lb/>
            <l rendition="#i">Und blie&#x017F;en Schrecken herum, und Ueber&#x017F;chwemmung von Kälte;</l><lb/>
            <l rendition="#i">Bald aber &#x017F;iegte der vor noch unge&#x017F;icherte Frühling.</l><lb/>
            <l rendition="#i">Die Luft ward &#x017F;än&#x017F;ter; Ein Teppich ge&#x017F;chmückt mit Ranken und<lb/><hi rendition="#et">Laubwerk.</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Von Bü&#x017F;chen, Blumen und Klee, wallt auf Gefilden und Auen,</l><lb/>
            <l rendition="#i">Die Schatten wurden belaubt, ein &#x017F;anft Gethöne erwachte,</l><lb/>
            <l rendition="#i">Und floh und wirbelt umher im Hayn voll grünlicher Dämm-<lb/><hi rendition="#et">rung</hi></l><lb/>
            <fw rendition="#i" type="sig" place="bottom">B</fw>
            <fw rendition="#i" type="catch" place="bottom">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0011] Der Frühling. Der Boden trank endlich die Fluth. Von eilenden Dünſten und Wolken Flohn junge Schatten umher. Den blauen Umfang des Himmels Durchbrach ein blitzendes Gold. Zwar ſtreute der weichende Winter Noch oft bey nächtlicher Umkehr von dengeſchüttelten Schwingen Reif, Eis und Schaure von Schnee; Noch lieſſen wütriſche Stürme Die rauhe dumpfigte Stimm aus Jslands Gegend erthönen Durchſtreiften klagende Klüfte, verheerten taumelnde Wälder Und blieſen Schrecken herum, und Ueberſchwemmung von Kälte; Bald aber ſiegte der vor noch ungeſicherte Frühling. Die Luft ward ſänſter; Ein Teppich geſchmückt mit Ranken und Laubwerk. Von Büſchen, Blumen und Klee, wallt auf Gefilden und Auen, Die Schatten wurden belaubt, ein ſanft Gethöne erwachte, Und floh und wirbelt umher im Hayn voll grünlicher Dämm- rung Die B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749/11
Zitationshilfe: Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749/11>, abgerufen am 19.04.2024.