Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Frühling.
Des Himmels Ebenbild blinkt. Er wimmelt von zahmen Bewohnern.
Die Henne jammert ums Ufer, und ruft die gleitenden Entchen
Die sie gebrütet; Sie fliehn der Stiefmutter Stimme, durch plät-
schern

Die Fluth, und nagen am Schilff. Mit vorgebogenen Hälsen
und zischernd, treiben die Gänse fern von der Lustbahn der Jungen
Den schwimmenden Schießhund. Denn spielen die haarigten Kin-
der, sie tauchen

Den Kopf ins Wasser und schnattern, sie hängen im Gleichgewicht
abwerts

Und zeigen die rudernden Füsse. Hier lockt das Mägdchen die
Hüner

Zum Hüner-Korbe, sie eilen, durchschlupfen die Sprossen des Tisch-
saals

Und fordern Nahrung. Die Wirthin sich drüber neigend, be-
giesst sie

Mit einem Regen von Korn, und sieht sie picken und zanken.

Dort
C

Der Frühling.
Des Himmels Ebenbild blinkt. Er wimmelt von zahmen Bewohnern.
Die Henne jammert ums Ufer, und ruft die gleitenden Entchen
Die ſie gebrütet; Sie fliehn der Stiefmutter Stimme, durch plät-
ſchern

Die Fluth, und nagen am Schilff. Mit vorgebogenen Hälſen
und ziſchernd, treiben die Gänſe fern von der Luſtbahn der Jungen
Den ſchwimmenden Schießhund. Denn ſpielen die haarigten Kin-
der, ſie tauchen

Den Kopf ins Waſſer und ſchnattern, ſie hängen im Gleichgewicht
abwerts

Und zeigen die rudernden Füſſe. Hier lockt das Mägdchen die
Hüner

Zum Hüner-Korbe, ſie eilen, durchſchlupfen die Sproſſen des Tiſch-
ſaals

Und fordern Nahrung. Die Wirthin ſich drüber neigend, be-
gieſſt ſie

Mit einem Regen von Korn, und ſieht ſie picken und zanken.

Dort
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="7">
            <pb facs="#f0019" n="17"/>
            <fw rendition="#i" type="header" place="top">Der Frühling.</fw><lb/>
            <l rendition="#i">Des Himmels Ebenbild blinkt. Er wimmelt von zahmen Bewohnern.</l><lb/>
            <l rendition="#i">Die Henne jammert ums Ufer, und ruft die gleitenden Entchen</l><lb/>
            <l rendition="#i">Die &#x017F;ie gebrütet; Sie fliehn der Stiefmutter Stimme, durch plät-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chern</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Die Fluth, und nagen am Schilff. Mit vorgebogenen Häl&#x017F;en</l><lb/>
            <l rendition="#i">und zi&#x017F;chernd, treiben die Gän&#x017F;e fern von der Lu&#x017F;tbahn der Jungen</l><lb/>
            <l rendition="#i">Den &#x017F;chwimmenden Schießhund. Denn &#x017F;pielen die haarigten Kin-<lb/><hi rendition="#et">der, &#x017F;ie tauchen</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Den Kopf ins Wa&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;chnattern, &#x017F;ie hängen im Gleichgewicht<lb/><hi rendition="#et">abwerts</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Und zeigen die rudernden Fü&#x017F;&#x017F;e. Hier lockt das Mägdchen die<lb/><hi rendition="#et">Hüner</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Zum Hüner-Korbe, &#x017F;ie eilen, durch&#x017F;chlupfen die Spro&#x017F;&#x017F;en des Ti&#x017F;ch-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;aals</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Und fordern Nahrung. Die Wirthin &#x017F;ich drüber neigend, be-<lb/><hi rendition="#et">gie&#x017F;&#x017F;t &#x017F;ie</hi></l><lb/>
            <l rendition="#i">Mit einem Regen von Korn, und &#x017F;ieht &#x017F;ie picken und zanken.</l><lb/>
            <fw rendition="#i" type="sig" place="bottom">C</fw>
            <fw rendition="#i" type="catch" place="bottom">Dort</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0019] Der Frühling. Des Himmels Ebenbild blinkt. Er wimmelt von zahmen Bewohnern. Die Henne jammert ums Ufer, und ruft die gleitenden Entchen Die ſie gebrütet; Sie fliehn der Stiefmutter Stimme, durch plät- ſchern Die Fluth, und nagen am Schilff. Mit vorgebogenen Hälſen und ziſchernd, treiben die Gänſe fern von der Luſtbahn der Jungen Den ſchwimmenden Schießhund. Denn ſpielen die haarigten Kin- der, ſie tauchen Den Kopf ins Waſſer und ſchnattern, ſie hängen im Gleichgewicht abwerts Und zeigen die rudernden Füſſe. Hier lockt das Mägdchen die Hüner Zum Hüner-Korbe, ſie eilen, durchſchlupfen die Sproſſen des Tiſch- ſaals Und fordern Nahrung. Die Wirthin ſich drüber neigend, be- gieſſt ſie Mit einem Regen von Korn, und ſieht ſie picken und zanken. Dort C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749/19
Zitationshilfe: Kleist, Ewald Christian von: Der Frühling. Berlin, 1749, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_fruehling_1749/19>, abgerufen am 16.04.2024.