Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

die Rechnung zu berichtigen, und Fausts
Sachen zu bringen. Darauf wandte er
sich zu Faust, und fragte ihn: wie er mit
seinem Probstück zufrieden sey?

Faust. Hm, will der Teufel gelobt seyn?
so! so! Es freut mich übrigens, daß du
ihnen etwas angehängt hast; aber nie hät-
te ich's hinter dem ernsthaften Schuft ge-
sucht, daß er sein Weib um des Wahns
willen prostituiren würde.

Teufel. Nur weiter, Faust, bald wirst
du dich überzeugen, daß dieses die Gottheit
ist, die ihr anbetet, und die ihr unter aller-
ley glänzenden Gestalten ausgeputzt habt,
ihre Blöße zu verstecken. Man hört dir
noch immer an, daß du dich mit den Bü-
chern abgegeben, und auf leerem Stroh ge-
droschen hast; freylich nicht der Weg zu
dem Herzen der Menschen. Die Schuppen
werden dir schon nach und nach von den Au-
gen fallen. In deinem Vaterland ist übrigens
nicht viel zu thun. Möncherey, Schola-
stik, Prügelleyen der Edelleute, Menschen-

handel

die Rechnung zu berichtigen, und Fauſts
Sachen zu bringen. Darauf wandte er
ſich zu Fauſt, und fragte ihn: wie er mit
ſeinem Probſtuͤck zufrieden ſey?

Fauſt. Hm, will der Teufel gelobt ſeyn?
ſo! ſo! Es freut mich uͤbrigens, daß du
ihnen etwas angehaͤngt haſt; aber nie haͤt-
te ich’s hinter dem ernſthaften Schuft ge-
ſucht, daß er ſein Weib um des Wahns
willen proſtituiren wuͤrde.

Teufel. Nur weiter, Fauſt, bald wirſt
du dich uͤberzeugen, daß dieſes die Gottheit
iſt, die ihr anbetet, und die ihr unter aller-
ley glaͤnzenden Geſtalten ausgeputzt habt,
ihre Bloͤße zu verſtecken. Man hoͤrt dir
noch immer an, daß du dich mit den Buͤ-
chern abgegeben, und auf leerem Stroh ge-
droſchen haſt; freylich nicht der Weg zu
dem Herzen der Menſchen. Die Schuppen
werden dir ſchon nach und nach von den Au-
gen fallen. In deinem Vaterland iſt uͤbrigens
nicht viel zu thun. Moͤncherey, Schola-
ſtik, Pruͤgelleyen der Edelleute, Menſchen-

handel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0119" n="108"/>
die Rechnung zu berichtigen, und Fau&#x017F;ts<lb/>
Sachen zu bringen. Darauf wandte er<lb/>
&#x017F;ich zu Fau&#x017F;t, und fragte ihn: wie er mit<lb/>
&#x017F;einem Prob&#x017F;tu&#x0364;ck zufrieden &#x017F;ey?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Fau&#x017F;t</hi>. Hm, will der Teufel gelobt &#x017F;eyn?<lb/>
&#x017F;o! &#x017F;o! Es freut mich u&#x0364;brigens, daß du<lb/>
ihnen etwas angeha&#x0364;ngt ha&#x017F;t; aber nie ha&#x0364;t-<lb/>
te ich&#x2019;s hinter dem ern&#x017F;thaften Schuft ge-<lb/>
&#x017F;ucht, daß er &#x017F;ein Weib um des Wahns<lb/>
willen pro&#x017F;tituiren wu&#x0364;rde.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Teufel</hi>. Nur weiter, Fau&#x017F;t, bald wir&#x017F;t<lb/>
du dich u&#x0364;berzeugen, daß die&#x017F;es die Gottheit<lb/>
i&#x017F;t, die ihr anbetet, und die ihr unter aller-<lb/>
ley gla&#x0364;nzenden Ge&#x017F;talten ausgeputzt habt,<lb/>
ihre Blo&#x0364;ße zu ver&#x017F;tecken. Man ho&#x0364;rt dir<lb/>
noch immer an, daß du dich mit den Bu&#x0364;-<lb/>
chern abgegeben, und auf leerem Stroh ge-<lb/>
dro&#x017F;chen ha&#x017F;t; freylich nicht der Weg zu<lb/>
dem Herzen der Men&#x017F;chen. Die Schuppen<lb/>
werden dir &#x017F;chon nach und nach von den Au-<lb/>
gen fallen. In deinem Vaterland i&#x017F;t u&#x0364;brigens<lb/>
nicht viel zu thun. Mo&#x0364;ncherey, Schola-<lb/>
&#x017F;tik, Pru&#x0364;gelleyen der Edelleute, Men&#x017F;chen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">handel</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0119] die Rechnung zu berichtigen, und Fauſts Sachen zu bringen. Darauf wandte er ſich zu Fauſt, und fragte ihn: wie er mit ſeinem Probſtuͤck zufrieden ſey? Fauſt. Hm, will der Teufel gelobt ſeyn? ſo! ſo! Es freut mich uͤbrigens, daß du ihnen etwas angehaͤngt haſt; aber nie haͤt- te ich’s hinter dem ernſthaften Schuft ge- ſucht, daß er ſein Weib um des Wahns willen proſtituiren wuͤrde. Teufel. Nur weiter, Fauſt, bald wirſt du dich uͤberzeugen, daß dieſes die Gottheit iſt, die ihr anbetet, und die ihr unter aller- ley glaͤnzenden Geſtalten ausgeputzt habt, ihre Bloͤße zu verſtecken. Man hoͤrt dir noch immer an, daß du dich mit den Buͤ- chern abgegeben, und auf leerem Stroh ge- droſchen haſt; freylich nicht der Weg zu dem Herzen der Menſchen. Die Schuppen werden dir ſchon nach und nach von den Au- gen fallen. In deinem Vaterland iſt uͤbrigens nicht viel zu thun. Moͤncherey, Schola- ſtik, Pruͤgelleyen der Edelleute, Menſchen- handel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/119
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/119>, abgerufen am 28.03.2024.