Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Unsre Sprache.
[Abbildung]
An der Höhe, wo der Quell der Barden in das Thal
Sein fliegendes Getöne, mit Silber bewölkt,
Stürzet, da erblickt' ich, zeug' es, Hain!
Die Göttin! sie kam zu dem Sterblichen herab!
Und mit Hoheit in der Mine stand sie! und ich sah
Die Geister um sie her, die den Liedern entlockt
Täuschen, ihr Gebild. Die Wurdi's Dolch
Unschuldige traf, die begleiteten sie fern,
Wie in Dämmrung; und die Skulda's mächtigerer
Stab

Errettete, die schwebten umher in Triumph,
Schimmernd, um die Göttin, hatten stolz
Mit Laube der Eiche die Schläfe sich bekränzt!
(Wurdi)
Den
(Wurdi) Die Norne der vergangnen Zeit. So nennt
sie der Sachse, ein Dichter aus Ludewigs des
Frommen Zeiten, und versteht das Schicksal
dadurch. In der Edda wird sie Urd genannt.
Unſre Sprache.
[Abbildung]
An der Hoͤhe, wo der Quell der Barden in das Thal
Sein fliegendes Getoͤne, mit Silber bewoͤlkt,
Stuͤrzet, da erblickt’ ich, zeug’ es, Hain!
Die Goͤttin! ſie kam zu dem Sterblichen herab!
Und mit Hoheit in der Mine ſtand ſie! und ich ſah
Die Geiſter um ſie her, die den Liedern entlockt
Taͤuſchen, ihr Gebild. Die Wurdi’s Dolch
Unſchuldige traf, die begleiteten ſie fern,
Wie in Daͤmmrung; und die Skulda’s maͤchtigerer
Stab

Errettete, die ſchwebten umher in Triumph,
Schimmernd, um die Goͤttin, hatten ſtolz
Mit Laube der Eiche die Schlaͤfe ſich bekraͤnzt!
(Wurdi)
Den
(Wurdi) Die Norne der vergangnen Zeit. So nennt
ſie der Sachſe, ein Dichter aus Ludewigs des
Frommen Zeiten, und verſteht das Schickſal
dadurch. In der Edda wird ſie Urd genannt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0192" n="184"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Un&#x017F;re Sprache.</hi> </head><lb/>
          <figure/>
          <lg>
            <lg n="276">
              <l>An der Ho&#x0364;he, wo der Quell der Barden in das Thal</l><lb/>
              <l>Sein fliegendes Geto&#x0364;ne, mit Silber bewo&#x0364;lkt,</l><lb/>
              <l>Stu&#x0364;rzet, da erblickt&#x2019; ich, zeug&#x2019; es, Hain!</l><lb/>
              <l>Die Go&#x0364;ttin! &#x017F;ie kam zu dem Sterblichen herab!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="277">
              <l>Und mit Hoheit in der Mine &#x017F;tand &#x017F;ie! und ich &#x017F;ah</l><lb/>
              <l>Die Gei&#x017F;ter um &#x017F;ie her, die den Liedern entlockt</l><lb/>
              <l>Ta&#x0364;u&#x017F;chen, ihr Gebild. Die Wurdi&#x2019;s Dolch</l><lb/>
              <l>Un&#x017F;chuldige traf, die begleiteten &#x017F;ie fern,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="278">
              <l>Wie in Da&#x0364;mmrung; und die Skulda&#x2019;s ma&#x0364;chtigerer<lb/><hi rendition="#et">Stab</hi></l><lb/>
              <l>Errettete, die &#x017F;chwebten umher in Triumph,</l><lb/>
              <l>Schimmernd, um die Go&#x0364;ttin, hatten &#x017F;tolz</l><lb/>
              <l>Mit Laube der Eiche die Schla&#x0364;fe &#x017F;ich bekra&#x0364;nzt!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
            <note place="foot" n="(Wurdi)">Die Norne der vergangnen Zeit. So nennt<lb/>
&#x017F;ie der Sach&#x017F;e, ein Dichter aus Ludewigs des<lb/>
Frommen Zeiten, und ver&#x017F;teht das Schick&#x017F;al<lb/>
dadurch. In der Edda wird &#x017F;ie Urd genannt.</note><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0192] Unſre Sprache. [Abbildung] An der Hoͤhe, wo der Quell der Barden in das Thal Sein fliegendes Getoͤne, mit Silber bewoͤlkt, Stuͤrzet, da erblickt’ ich, zeug’ es, Hain! Die Goͤttin! ſie kam zu dem Sterblichen herab! Und mit Hoheit in der Mine ſtand ſie! und ich ſah Die Geiſter um ſie her, die den Liedern entlockt Taͤuſchen, ihr Gebild. Die Wurdi’s Dolch Unſchuldige traf, die begleiteten ſie fern, Wie in Daͤmmrung; und die Skulda’s maͤchtigerer Stab Errettete, die ſchwebten umher in Triumph, Schimmernd, um die Goͤttin, hatten ſtolz Mit Laube der Eiche die Schlaͤfe ſich bekraͤnzt! Den (Wurdi) (Wurdi) Die Norne der vergangnen Zeit. So nennt ſie der Sachſe, ein Dichter aus Ludewigs des Frommen Zeiten, und verſteht das Schickſal dadurch. In der Edda wird ſie Urd genannt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/192
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/192>, abgerufen am 28.03.2024.