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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

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Voll sichern Stolzes, sah er die Ewigkeit
Des hohen Marmors: Trümmer wirst einst du seyn!
Staub dann! und dann des Sturms Gespiele,
Du Kapitol! und du Gott der Donner!
Wie oder zögerst du von des Albion
Eiland herüber? Liebe sie, Ebert, nur!
Sie sind auch deutschen Stamms, Uhrsöhne
Jener, die kühn auf der Woge kamen!
Sey mir gegrüsset! Immer gewünscht kömmst du,
Wo du auch herkömmst, Liebling der sanften Hlyn!
Vom Tybris lieb, sehr lieb vom Hömus!
Lieb von Britanniens stolzem Eiland,
Allein geliebter, wenn du voll Vaterlands
Aus jenen Hainen kommst, wo der Barden Chor
Mit Braga singet, wo die Telyn
Tönet zum Fluge des deutschen Liedes.
Da kömmst du jetzt her, hast aus dem Mimer schon
Die geistervolle silberne Flut geschöpft!
Schon glänzt die Trunkenheit des Quells dir,
Ebert, aus hellem entzücktem Auge.
(Braga)
(Telyn)
(Mimer)

Wohin
(Braga) Auch Bragar, der Gott der Dichtkunst.
(Telyn) Die Leyer der Barden. Sie heißt noch jetzt
so in derjenigen neuern celtischen Sprache, die am
meisten von der ältern behalten hat.
(Mimer) Der Quell der Dichtkunst und der Weisheit.

Voll ſichern Stolzes, ſah er die Ewigkeit
Des hohen Marmors: Truͤmmer wirſt einſt du ſeyn!
Staub dann! und dann des Sturms Geſpiele,
Du Kapitol! und du Gott der Donner!
Wie oder zoͤgerſt du von des Albion
Eiland heruͤber? Liebe ſie, Ebert, nur!
Sie ſind auch deutſchen Stamms, Uhrſoͤhne
Jener, die kuͤhn auf der Woge kamen!
Sey mir gegruͤſſet! Immer gewuͤnſcht koͤmmſt du,
Wo du auch herkoͤmmſt, Liebling der ſanften Hlyn!
Vom Tybris lieb, ſehr lieb vom Hoͤmus!
Lieb von Britanniens ſtolzem Eiland,
Allein geliebter, wenn du voll Vaterlands
Aus jenen Hainen kommſt, wo der Barden Chor
Mit Braga ſinget, wo die Telyn
Toͤnet zum Fluge des deutſchen Liedes.
Da koͤmmſt du jetzt her, haſt aus dem Mimer ſchon
Die geiſtervolle ſilberne Flut geſchoͤpft!
Schon glaͤnzt die Trunkenheit des Quells dir,
Ebert, aus hellem entzuͤcktem Auge.
(Braga)
(Telyn)
(Mimer)

Wohin
(Braga) Auch Bragar, der Gott der Dichtkunſt.
(Telyn) Die Leyer der Barden. Sie heißt noch jetzt
ſo in derjenigen neuern celtiſchen Sprache, die am
meiſten von der aͤltern behalten hat.
(Mimer) Der Quell der Dichtkunſt und der Weisheit.
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[61/0069] Voll ſichern Stolzes, ſah er die Ewigkeit Des hohen Marmors: Truͤmmer wirſt einſt du ſeyn! Staub dann! und dann des Sturms Geſpiele, Du Kapitol! und du Gott der Donner! Wie oder zoͤgerſt du von des Albion Eiland heruͤber? Liebe ſie, Ebert, nur! Sie ſind auch deutſchen Stamms, Uhrſoͤhne Jener, die kuͤhn auf der Woge kamen! Sey mir gegruͤſſet! Immer gewuͤnſcht koͤmmſt du, Wo du auch herkoͤmmſt, Liebling der ſanften Hlyn! Vom Tybris lieb, ſehr lieb vom Hoͤmus! Lieb von Britanniens ſtolzem Eiland, Allein geliebter, wenn du voll Vaterlands Aus jenen Hainen kommſt, wo der Barden Chor Mit Braga ſinget, wo die Telyn Toͤnet zum Fluge des deutſchen Liedes. Da koͤmmſt du jetzt her, haſt aus dem Mimer ſchon Die geiſtervolle ſilberne Flut geſchoͤpft! Schon glaͤnzt die Trunkenheit des Quells dir, Ebert, aus hellem entzuͤcktem Auge. Wohin (Braga) (Telyn) (Mimer) (Braga) Auch Bragar, der Gott der Dichtkunſt. (Telyn) Die Leyer der Barden. Sie heißt noch jetzt ſo in derjenigen neuern celtiſchen Sprache, die am meiſten von der aͤltern behalten hat. (Mimer) Der Quell der Dichtkunſt und der Weisheit.

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/69>, abgerufen am 19.04.2024.