Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Wohin beschwörst du, Dichter, den Folgenden?
Was trank? was sah ich? Bautest du wieder auf
Tanfana? oder, wie an Dirce
Mauren Amphion, Wathalla's Tempel?
Die ganze Lenzflur streute mein Genius,
Der unsern Freunden rufet, damit wir uns
Hier in des Wingolf lichten Hallen
Unter dem Flügel der Freud' umarmen.

Zweytes Lied.
Sie kommen! Cramern gehet in Rhythmustanz,
Mit hochgehobner Leyer Iduna vor!
Sie geht, und sieht auf ihn zurücke,
Wie auf die Wipfel des Hains der Tag sieht.
Sing noch Beredsamkeiten! die erste weckt
Den Schwan in Glasor schon zur Entzückung auf!
Sein Fittig steigt, und sanft gebogen
Schwebet sein Hals mit des Liedes Tönen!
Die deutsche Nachwelt singet der Barden Lied,
(Wir sind ihr Barden!) einst bey der Lanze Klang!
Sie wird von dir auch Lieder singen,
Wenn sie heran zu der kühnen Schlacht zeucht.
(Tanfana)
(Iduna)
(Glasor)
Schon
(Tanfana) Ein Tempel der Deutschen.
(Iduna) Sie ist Braga's Frau.
(Glasor) Ein Hain in Walhalla, dessen Bäume goldne
Zweige haben.

Wohin beſchwoͤrſt du, Dichter, den Folgenden?
Was trank? was ſah ich? Bauteſt du wieder auf
Tanfana? oder, wie an Dirce
Mauren Amphion, Wathalla’s Tempel?
Die ganze Lenzflur ſtreute mein Genius,
Der unſern Freunden rufet, damit wir uns
Hier in des Wingolf lichten Hallen
Unter dem Fluͤgel der Freud’ umarmen.

Zweytes Lied.
Sie kommen! Cramern gehet in Rhythmustanz,
Mit hochgehobner Leyer Iduna vor!
Sie geht, und ſieht auf ihn zuruͤcke,
Wie auf die Wipfel des Hains der Tag ſieht.
Sing noch Beredſamkeiten! die erſte weckt
Den Schwan in Glaſor ſchon zur Entzuͤckung auf!
Sein Fittig ſteigt, und ſanft gebogen
Schwebet ſein Hals mit des Liedes Toͤnen!
Die deutſche Nachwelt ſinget der Barden Lied,
(Wir ſind ihr Barden!) einſt bey der Lanze Klang!
Sie wird von dir auch Lieder ſingen,
Wenn ſie heran zu der kuͤhnen Schlacht zeucht.
(Tanfana)
(Iduna)
(Glasor)
Schon
(Tanfana) Ein Tempel der Deutſchen.
(Iduna) Sie iſt Braga’s Frau.
(Glasor) Ein Hain in Walhalla, deſſen Baͤume goldne
Zweige haben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg>
              <pb facs="#f0070" n="62"/>
              <lg n="47">
                <l>Wohin be&#x017F;chwo&#x0364;r&#x017F;t du, Dichter, den Folgenden?</l><lb/>
                <l>Was trank? was &#x017F;ah ich? Baute&#x017F;t du wieder auf</l><lb/>
                <l>Tanfana? oder, wie an Dirce</l><lb/>
                <l>Mauren Amphion, Wathalla&#x2019;s Tempel?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="48">
                <l>Die ganze Lenzflur &#x017F;treute mein Genius,</l><lb/>
                <l>Der un&#x017F;ern Freunden rufet, damit wir uns</l><lb/>
                <l>Hier in des Wingolf lichten Hallen</l><lb/>
                <l>Unter dem Flu&#x0364;gel der Freud&#x2019; umarmen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Zweytes Lied.</hi> </head><lb/>
            <lg>
              <lg n="49">
                <l>Sie kommen! Cramern gehet in Rhythmustanz,</l><lb/>
                <l>Mit hochgehobner Leyer Iduna vor!</l><lb/>
                <l>Sie geht, und &#x017F;ieht auf ihn zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
                <l>Wie auf die Wipfel des Hains der Tag &#x017F;ieht.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="50">
                <l>Sing noch Bered&#x017F;amkeiten! die er&#x017F;te weckt</l><lb/>
                <l>Den Schwan in Gla&#x017F;or &#x017F;chon zur Entzu&#x0364;ckung auf!</l><lb/>
                <l>Sein Fittig &#x017F;teigt, und &#x017F;anft gebogen</l><lb/>
                <l>Schwebet &#x017F;ein Hals mit des Liedes To&#x0364;nen!</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="51">
                <l>Die deut&#x017F;che Nachwelt &#x017F;inget der Barden Lied,</l><lb/>
                <l>(Wir &#x017F;ind ihr Barden!) ein&#x017F;t bey der Lanze Klang!</l><lb/>
                <l>Sie wird von dir auch Lieder &#x017F;ingen,</l><lb/>
                <l>Wenn &#x017F;ie heran zu der ku&#x0364;hnen Schlacht zeucht.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Schon</fw><lb/>
              <note place="foot" n="(Tanfana)">Ein Tempel der Deut&#x017F;chen.</note><lb/>
              <note place="foot" n="(Iduna)">Sie i&#x017F;t Braga&#x2019;s Frau.</note><lb/>
              <note place="foot" n="(Glasor)">Ein Hain in Walhalla, de&#x017F;&#x017F;en Ba&#x0364;ume goldne<lb/>
Zweige haben.</note><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0070] Wohin beſchwoͤrſt du, Dichter, den Folgenden? Was trank? was ſah ich? Bauteſt du wieder auf Tanfana? oder, wie an Dirce Mauren Amphion, Wathalla’s Tempel? Die ganze Lenzflur ſtreute mein Genius, Der unſern Freunden rufet, damit wir uns Hier in des Wingolf lichten Hallen Unter dem Fluͤgel der Freud’ umarmen. Zweytes Lied. Sie kommen! Cramern gehet in Rhythmustanz, Mit hochgehobner Leyer Iduna vor! Sie geht, und ſieht auf ihn zuruͤcke, Wie auf die Wipfel des Hains der Tag ſieht. Sing noch Beredſamkeiten! die erſte weckt Den Schwan in Glaſor ſchon zur Entzuͤckung auf! Sein Fittig ſteigt, und ſanft gebogen Schwebet ſein Hals mit des Liedes Toͤnen! Die deutſche Nachwelt ſinget der Barden Lied, (Wir ſind ihr Barden!) einſt bey der Lanze Klang! Sie wird von dir auch Lieder ſingen, Wenn ſie heran zu der kuͤhnen Schlacht zeucht. Schon (Tanfana) (Iduna) (Glasor) (Tanfana) Ein Tempel der Deutſchen. (Iduna) Sie iſt Braga’s Frau. (Glasor) Ein Hain in Walhalla, deſſen Baͤume goldne Zweige haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/70
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/70>, abgerufen am 23.04.2024.