Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Bardale.
[Abbildung]
Einen fröhlichen Lenz ward ich, und flog umher!
Diesen fröhlichen Lenz lehrete sorgsam mich
Meine Mutter, und sagte:
Sing, Bardale, den Frühling durch!
Hört der Wald dich allein, deine Gespielinnen
Flattern horchend nur sie dir um den Schattenast;
Singe dann, o Bardale,
Nachtigallen Gesänge nur.
Aber tritt er daher, welcher erhabner ist,
Als die Greise des Hains, kommt er der Erde Gott,
Sing dann, glücklicher Sänger,
Tönevoller, und lyrischer!
Denn sie hören dich auch, die doch unsterblich sind!
Ihren göttlichsten Trieb lockt dein Gesang hervor.
Ach, Bardale, du singest
Liebe zu, den Unsterblichen!
Bardale
Ich
Bardale von Barde, hieß in unsrer älteren Sprache
die Lerche. Die Nachtigall verdients noch mehr,
so zu heissen.
Bardale.
[Abbildung]
Einen froͤhlichen Lenz ward ich, und flog umher!
Dieſen froͤhlichen Lenz lehrete ſorgſam mich
Meine Mutter, und ſagte:
Sing, Bardale, den Fruͤhling durch!
Hoͤrt der Wald dich allein, deine Geſpielinnen
Flattern horchend nur ſie dir um den Schattenaſt;
Singe dann, o Bardale,
Nachtigallen Geſaͤnge nur.
Aber tritt er daher, welcher erhabner iſt,
Als die Greiſe des Hains, kommt er der Erde Gott,
Sing dann, gluͤcklicher Saͤnger,
Toͤnevoller, und lyriſcher!
Denn ſie hoͤren dich auch, die doch unſterblich ſind!
Ihren goͤttlichſten Trieb lockt dein Geſang hervor.
Ach, Bardale, du ſingeſt
Liebe zu, den Unſterblichen!
Bardale
Ich
Bardale von Barde, hieß in unſrer aͤlteren Sprache
die Lerche. Die Nachtigall verdients noch mehr,
ſo zu heiſſen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0087" n="79"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bardale.</hi> </head><lb/>
          <figure/>
          <lg>
            <lg n="1">
              <l>Einen fro&#x0364;hlichen Lenz ward ich, und flog umher!</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;en fro&#x0364;hlichen Lenz lehrete &#x017F;org&#x017F;am mich</l><lb/>
              <l>Meine Mutter, und &#x017F;agte:</l><lb/>
              <l>Sing, Bardale, den Fru&#x0364;hling durch!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ho&#x0364;rt der Wald dich allein, deine Ge&#x017F;pielinnen</l><lb/>
              <l>Flattern horchend nur &#x017F;ie dir um den Schattena&#x017F;t;</l><lb/>
              <l>Singe dann, o Bardale,</l><lb/>
              <l>Nachtigallen Ge&#x017F;a&#x0364;nge nur.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Aber tritt er daher, welcher erhabner i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Als die Grei&#x017F;e des Hains, kommt er der Erde Gott,</l><lb/>
              <l>Sing dann, glu&#x0364;cklicher Sa&#x0364;nger,</l><lb/>
              <l>To&#x0364;nevoller, und lyri&#x017F;cher!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Denn &#x017F;ie ho&#x0364;ren dich auch, die doch un&#x017F;terblich &#x017F;ind!</l><lb/>
              <l>Ihren go&#x0364;ttlich&#x017F;ten Trieb lockt dein Ge&#x017F;ang hervor.</l><lb/>
              <l>Ach, Bardale, du &#x017F;inge&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Liebe zu, den Un&#x017F;terblichen!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/>
            <note place="foot" n="Bardale">von Barde, hieß in un&#x017F;rer a&#x0364;lteren Sprache<lb/>
die Lerche. Die Nachtigall verdients noch mehr,<lb/>
&#x017F;o zu hei&#x017F;&#x017F;en.</note><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[79/0087] Bardale. [Abbildung] Einen froͤhlichen Lenz ward ich, und flog umher! Dieſen froͤhlichen Lenz lehrete ſorgſam mich Meine Mutter, und ſagte: Sing, Bardale, den Fruͤhling durch! Hoͤrt der Wald dich allein, deine Geſpielinnen Flattern horchend nur ſie dir um den Schattenaſt; Singe dann, o Bardale, Nachtigallen Geſaͤnge nur. Aber tritt er daher, welcher erhabner iſt, Als die Greiſe des Hains, kommt er der Erde Gott, Sing dann, gluͤcklicher Saͤnger, Toͤnevoller, und lyriſcher! Denn ſie hoͤren dich auch, die doch unſterblich ſind! Ihren goͤttlichſten Trieb lockt dein Geſang hervor. Ach, Bardale, du ſingeſt Liebe zu, den Unſterblichen! Ich Bardale Bardale von Barde, hieß in unſrer aͤlteren Sprache die Lerche. Die Nachtigall verdients noch mehr, ſo zu heiſſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/87
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/87>, abgerufen am 28.03.2024.