und Stärkere Schutz suchen soll bey dem Tho¬ ren und Schwachen. Frauenzimmer von vor¬ züglichen Geistesgaben handeln daher wahrlich gegen ihren eigenen Vortheil, und bereiten sich unangenehme Aussichten, wenn sie aus Herrschsucht sich dumme Männer wünschen oder wählen; Die sichern Folgen davon sind Ueberdruß, verwirrte Haushaltung und Ver¬ achtung des Publicums für einen von beyden Theilen, und das heisst ja für beyde Theile. Männer aber, die so unmündig am Geiste sind, daß sie die Rolle eines Hausvaters nicht gehö¬ rig zu spielen, nicht Herrn in ihrem Hause zu seyn vermögen, thun besser, Hagestolze zu blei¬ ben und sich ein Plätzgen in einem Hospital, oder eine Präbende zu kaufen, als daß sie sich vor Kindern, Hausgesinde und Nachbare lä¬ cherlich machen. Ich habe einen schwachen Fürsten gekannt, dessen Gemahlinn so unum¬ schränkte Gebietherinn über ihn war, daß, als sie einst bestellt hatte auszufahren, der Fürst hinunter in den Schloßhof schlich, und den Kut¬ scher, welcher da hielt, leise fragte: "Wisset Ihr "nicht ob ich mitfahre?" Das macht solche Ehe¬ männer zum Gespötte, und niemand mag Ge¬
schäfte
und Staͤrkere Schutz ſuchen ſoll bey dem Tho¬ ren und Schwachen. Frauenzimmer von vor¬ zuͤglichen Geiſtesgaben handeln daher wahrlich gegen ihren eigenen Vortheil, und bereiten ſich unangenehme Ausſichten, wenn ſie aus Herrſchſucht ſich dumme Maͤnner wuͤnſchen oder waͤhlen; Die ſichern Folgen davon ſind Ueberdruß, verwirrte Haushaltung und Ver¬ achtung des Publicums fuͤr einen von beyden Theilen, und das heiſſt ja fuͤr beyde Theile. Maͤnner aber, die ſo unmuͤndig am Geiſte ſind, daß ſie die Rolle eines Hausvaters nicht gehoͤ¬ rig zu ſpielen, nicht Herrn in ihrem Hauſe zu ſeyn vermoͤgen, thun beſſer, Hageſtolze zu blei¬ ben und ſich ein Plaͤtzgen in einem Hoſpital, oder eine Praͤbende zu kaufen, als daß ſie ſich vor Kindern, Hausgeſinde und Nachbare laͤ¬ cherlich machen. Ich habe einen ſchwachen Fuͤrſten gekannt, deſſen Gemahlinn ſo unum¬ ſchraͤnkte Gebietherinn uͤber ihn war, daß, als ſie einſt beſtellt hatte auszufahren, der Fuͤrſt hinunter in den Schloßhof ſchlich, und den Kut¬ ſcher, welcher da hielt, leiſe fragte: „Wiſſet Ihr „nicht ob ich mitfahre?“ Das macht ſolche Ehe¬ maͤnner zum Geſpoͤtte, und niemand mag Ge¬
ſchaͤfte
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und Staͤrkere Schutz ſuchen ſoll bey dem Tho¬
ren und Schwachen. Frauenzimmer von vor¬
zuͤglichen Geiſtesgaben handeln daher wahrlich
gegen ihren eigenen Vortheil, und bereiten
ſich unangenehme Ausſichten, wenn ſie aus
Herrſchſucht ſich dumme Maͤnner wuͤnſchen
oder waͤhlen; Die ſichern Folgen davon ſind
Ueberdruß, verwirrte Haushaltung und Ver¬
achtung des Publicums fuͤr einen von beyden
Theilen, und das heiſſt ja fuͤr beyde Theile.
Maͤnner aber, die ſo unmuͤndig am Geiſte ſind,
daß ſie die Rolle eines Hausvaters nicht gehoͤ¬
rig zu ſpielen, nicht Herrn in ihrem Hauſe zu
ſeyn vermoͤgen, thun beſſer, Hageſtolze zu blei¬
ben und ſich ein Plaͤtzgen in einem Hoſpital,
oder eine Praͤbende zu kaufen, als daß ſie ſich
vor Kindern, Hausgeſinde und Nachbare laͤ¬
cherlich machen. Ich habe einen ſchwachen
Fuͤrſten gekannt, deſſen Gemahlinn ſo unum¬
ſchraͤnkte Gebietherinn uͤber ihn war, daß, als
ſie einſt beſtellt hatte auszufahren, der Fuͤrſt
hinunter in den Schloßhof ſchlich, und den Kut¬
ſcher, welcher da hielt, leiſe fragte: „Wiſſet Ihr
„nicht ob ich mitfahre?“ Das macht ſolche Ehe¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/178>, abgerufen am 28.03.2024.
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