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Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878.

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4. Pyämie bei Kaninchen.
gefärbt. In der Lunge befanden sich einige erbsengrosse dunkel¬
roth gefärbte luftleere Stellen. Im Uebrigen, namentlich am
Herzen, waren keine Veränderungen wahrzunehmen.

Vom Blute, das aus dem Herzen dieses Thieres genommen
war, wurde eine Spritze voll einem zweiten Kaninchen unter die
Rückenhaut gespritzt. Dasselbe starb nach 40 Stunden. Das
Sectionsergebniss war im Wesentlichen dasselbe. Nur war die
Infiltration in der Umgebung der Injectionsstelle mehr ödematös
und von kleinen Blutextravasaten durchsetzt; auch die Peritonitis
war weniger weit gediehen; am Dünn- und Dickdarm fanden
sich einige kleine subseröse Blutextravasate; Lunge und Leber
zeigten aber dieselben metastatischen Herde, wie beim ersten
Kaninchen.

Da es sich hier also unzweifelhaft um eine Allgemeininfection
handelte und möglicherweise derselbe Krankheitsprocess vorlag,
den Coze und Feltz sowohl, als Davaine nach Einspritzungen
von putriden Flüssigkeiten bei Kaninchen erhalten hatten und
sie zu ihren Beobachtungen über die sich steigernde Virulenz des
septicämischen Durchgangsblutes geführt hatten, so beschloss ich
eine ähnliche Versuchsreihe wie Davaine durchzuführen.

Um das Ergebniss der bezüglichen Versuche übersichtlicher zu
machen, werde ich sie in einer kleinen Tabelle zusammenstellen.

[Tabelle]

Die Verdünnung des Blutes wurde in derselben Weise be¬
werkstelligt, wie es Davaine bei seinen Versuchen gemacht hat.
Um 1/1000 Tropfen zur Injection zu erhalten, wurde nämlich ein
Tropfen Blut mit hundert Tropfen destillirten Wassers, von dieser
Mischung ein Tropfen nochmals mit hundert Tropfen destillirten
Wassers vermischt und von der so erhaltenen Verdünnung (also
1/10000 Verdünnung) zehn Tropfen injicirt. Die Tabelle umfasst
nur wenige Versuche, aber das Verhältniss zwischen dem Quan¬
tum des injicirten Blutes und der Dauer bis zum Eintritt des Todes
ist ein so gleichmässiges, dass es nicht durch Zufälligkeiten be¬
dingt sein kann. Eine steigende Virulenz des successive ver¬

4. Pyämie bei Kaninchen.
gefärbt. In der Lunge befanden sich einige erbsengrosse dunkel¬
roth gefärbte luftleere Stellen. Im Uebrigen, namentlich am
Herzen, waren keine Veränderungen wahrzunehmen.

Vom Blute, das aus dem Herzen dieses Thieres genommen
war, wurde eine Spritze voll einem zweiten Kaninchen unter die
Rückenhaut gespritzt. Dasselbe starb nach 40 Stunden. Das
Sectionsergebniss war im Wesentlichen dasselbe. Nur war die
Infiltration in der Umgebung der Injectionsstelle mehr ödematös
und von kleinen Blutextravasaten durchsetzt; auch die Peritonitis
war weniger weit gediehen; am Dünn- und Dickdarm fanden
sich einige kleine subseröse Blutextravasate; Lunge und Leber
zeigten aber dieselben metastatischen Herde, wie beim ersten
Kaninchen.

Da es sich hier also unzweifelhaft um eine Allgemeininfection
handelte und möglicherweise derselbe Krankheitsprocess vorlag,
den Coze und Feltz sowohl, als Davaine nach Einspritzungen
von putriden Flüssigkeiten bei Kaninchen erhalten hatten und
sie zu ihren Beobachtungen über die sich steigernde Virulenz des
septicämischen Durchgangsblutes geführt hatten, so beschloss ich
eine ähnliche Versuchsreihe wie Davaine durchzuführen.

Um das Ergebniss der bezüglichen Versuche übersichtlicher zu
machen, werde ich sie in einer kleinen Tabelle zusammenstellen.

[Tabelle]

Die Verdünnung des Blutes wurde in derselben Weise be¬
werkstelligt, wie es Davaine bei seinen Versuchen gemacht hat.
Um 1/1000 Tropfen zur Injection zu erhalten, wurde nämlich ein
Tropfen Blut mit hundert Tropfen destillirten Wassers, von dieser
Mischung ein Tropfen nochmals mit hundert Tropfen destillirten
Wassers vermischt und von der so erhaltenen Verdünnung (also
1/10000 Verdünnung) zehn Tropfen injicirt. Die Tabelle umfasst
nur wenige Versuche, aber das Verhältniss zwischen dem Quan¬
tum des injicirten Blutes und der Dauer bis zum Eintritt des Todes
ist ein so gleichmässiges, dass es nicht durch Zufälligkeiten be¬
dingt sein kann. Eine steigende Virulenz des successive ver¬

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[55/0065] 4. Pyämie bei Kaninchen. gefärbt. In der Lunge befanden sich einige erbsengrosse dunkel¬ roth gefärbte luftleere Stellen. Im Uebrigen, namentlich am Herzen, waren keine Veränderungen wahrzunehmen. Vom Blute, das aus dem Herzen dieses Thieres genommen war, wurde eine Spritze voll einem zweiten Kaninchen unter die Rückenhaut gespritzt. Dasselbe starb nach 40 Stunden. Das Sectionsergebniss war im Wesentlichen dasselbe. Nur war die Infiltration in der Umgebung der Injectionsstelle mehr ödematös und von kleinen Blutextravasaten durchsetzt; auch die Peritonitis war weniger weit gediehen; am Dünn- und Dickdarm fanden sich einige kleine subseröse Blutextravasate; Lunge und Leber zeigten aber dieselben metastatischen Herde, wie beim ersten Kaninchen. Da es sich hier also unzweifelhaft um eine Allgemeininfection handelte und möglicherweise derselbe Krankheitsprocess vorlag, den Coze und Feltz sowohl, als Davaine nach Einspritzungen von putriden Flüssigkeiten bei Kaninchen erhalten hatten und sie zu ihren Beobachtungen über die sich steigernde Virulenz des septicämischen Durchgangsblutes geführt hatten, so beschloss ich eine ähnliche Versuchsreihe wie Davaine durchzuführen. Um das Ergebniss der bezüglichen Versuche übersichtlicher zu machen, werde ich sie in einer kleinen Tabelle zusammenstellen. Die Verdünnung des Blutes wurde in derselben Weise be¬ werkstelligt, wie es Davaine bei seinen Versuchen gemacht hat. Um 1/1000 Tropfen zur Injection zu erhalten, wurde nämlich ein Tropfen Blut mit hundert Tropfen destillirten Wassers, von dieser Mischung ein Tropfen nochmals mit hundert Tropfen destillirten Wassers vermischt und von der so erhaltenen Verdünnung (also 1/10000 Verdünnung) zehn Tropfen injicirt. Die Tabelle umfasst nur wenige Versuche, aber das Verhältniss zwischen dem Quan¬ tum des injicirten Blutes und der Dauer bis zum Eintritt des Todes ist ein so gleichmässiges, dass es nicht durch Zufälligkeiten be¬ dingt sein kann. Eine steigende Virulenz des successive ver¬

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Zitationshilfe: Koch, Robert: Untersuchung über die Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten. Leipzig, 1878, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koch_wundinfektionskrankheiten_1878/65>, abgerufen am 28.03.2024.