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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Amnios.
hofes erhält und die in ganz gleicher Weise wie beim Hühnchen
auch beim Säugethierembryo erscheint, betheiligen sich ursprüng-
lich alle drei Schichten des Fruchthofes (Fig. 53); allein im weitern
Verlaufe geht die Spaltung, welche in den Seitenplatten eintritt und
dort zur Bildung der Pleuro-peritonealhöhle führt, auch auf den
Fruchthof über, und trennt sich auch hier (Fig. 25, 26) das mittlere
Keimblatt in zwei Lamellen, eine äussere, die Fortsetzung der Haut-
platten, und eine innere, die Fortsetzung der Darmfaserplatten. Am
Kopfende, wo diese Spaltung beginnt, ziehen sich so das Drüsenblatt
und die Fortsetzung der Darmfaserplatte aus der Falte der Kopf-
kappe heraus und trennen sich vom Hornblatte und der demselben
anliegenden Fortsetzung der Hautplatte oder der sogenannten Hals-
platte, so dass nun diese allein, die zugleich stärker hervorwuchern,
die Falte um den Kopf bilden, welche jetzt den Namen "Kopf-Kopfscheide.
scheide" führt. Anfänglich am vordern Ende der Herzhöhle
(Fig. 23. ks) beginnend zieht sich diese Kopfscheide nach und nach
so weit rückwärts, dass sie die ganze vordere Begrenzung der Herz-
höhle liefert und dann erst sich umschlägt, um nach dem Rücken
des Embryo empor zu laufen (Fig. 47). Aber nicht blos am Kopf-
ende, sondern auch am hintern Ende und gleichzeitig an den Seiten
erfolgt eine Spaltung des mittleren Keimblattes des Fruchthofes in
zwei Lamellen, wie Ihnen der Querschnitt Fig. 25 zeigt, und wer-
den auch hier die den Embryo begrenzenden Wälle nach erfolgter
Trennung der zwei betreffenden Blätter mit neuen Namen, denen der
Seitenscheiden und der Schwanzscheide bezeichnet.Seitenscheiden.
Schwanzscheide.

Die auf die angegebene Weise entstandenen Scheiden oder Fal-
ten, die man auch die Amniosfalten nennen kann, wachsen nun
von allen Seiten gegen einen idealen Punkt, der etwas hinter der
Mitte des Rückens seine Lage hat, weiter, wie Ihnen die Querschnitte
Fig. 52 und 48 und die schematischen Längsschnitte Fig. 47 darthun.
Anfangs stehen dieselben noch weit von einander ab und begrenzen
dann die Amniosfalten am Rücken einen ovalen Raum (Fig. 54), der wie
ein Loch erscheint, das in seiner Configuration dem Bauchnabel sehr
ähnlich ist, bald aber wird durch das fortwährende Weiterwuchern
der Scheiden, vor Allem der Kopfscheide, die Amniosöffnung am
Rücken immer enger und enger und ist zuletzt nur noch als kleine
Oeffnung auf dem Rücken des Embryo zu erkennen (Fig. 48 und 47).
Endlich schliesst sich auch diese, Kopf-, Schwanz- und Seitenschei-
den sind mit einander verwachsen. Sowie diese Verwachsung ein-

Amnios.
hofes erhält und die in ganz gleicher Weise wie beim Hühnchen
auch beim Säugethierembryo erscheint, betheiligen sich ursprüng-
lich alle drei Schichten des Fruchthofes (Fig. 53); allein im weitern
Verlaufe geht die Spaltung, welche in den Seitenplatten eintritt und
dort zur Bildung der Pleuro-peritonealhöhle führt, auch auf den
Fruchthof über, und trennt sich auch hier (Fig. 25, 26) das mittlere
Keimblatt in zwei Lamellen, eine äussere, die Fortsetzung der Haut-
platten, und eine innere, die Fortsetzung der Darmfaserplatten. Am
Kopfende, wo diese Spaltung beginnt, ziehen sich so das Drüsenblatt
und die Fortsetzung der Darmfaserplatte aus der Falte der Kopf-
kappe heraus und trennen sich vom Hornblatte und der demselben
anliegenden Fortsetzung der Hautplatte oder der sogenannten Hals-
platte, so dass nun diese allein, die zugleich stärker hervorwuchern,
die Falte um den Kopf bilden, welche jetzt den Namen »Kopf-Kopfscheide.
scheide« führt. Anfänglich am vordern Ende der Herzhöhle
(Fig. 23. ks) beginnend zieht sich diese Kopfscheide nach und nach
so weit rückwärts, dass sie die ganze vordere Begrenzung der Herz-
höhle liefert und dann erst sich umschlägt, um nach dem Rücken
des Embryo empor zu laufen (Fig. 47). Aber nicht blos am Kopf-
ende, sondern auch am hintern Ende und gleichzeitig an den Seiten
erfolgt eine Spaltung des mittleren Keimblattes des Fruchthofes in
zwei Lamellen, wie Ihnen der Querschnitt Fig. 25 zeigt, und wer-
den auch hier die den Embryo begrenzenden Wälle nach erfolgter
Trennung der zwei betreffenden Blätter mit neuen Namen, denen der
Seitenscheiden und der Schwanzscheide bezeichnet.Seitenscheiden.
Schwanzscheide.

Die auf die angegebene Weise entstandenen Scheiden oder Fal-
ten, die man auch die Amniosfalten nennen kann, wachsen nun
von allen Seiten gegen einen idealen Punkt, der etwas hinter der
Mitte des Rückens seine Lage hat, weiter, wie Ihnen die Querschnitte
Fig. 52 und 48 und die schematischen Längsschnitte Fig. 47 darthun.
Anfangs stehen dieselben noch weit von einander ab und begrenzen
dann die Amniosfalten am Rücken einen ovalen Raum (Fig. 54), der wie
ein Loch erscheint, das in seiner Configuration dem Bauchnabel sehr
ähnlich ist, bald aber wird durch das fortwährende Weiterwuchern
der Scheiden, vor Allem der Kopfscheide, die Amniosöffnung am
Rücken immer enger und enger und ist zuletzt nur noch als kleine
Oeffnung auf dem Rücken des Embryo zu erkennen (Fig. 48 und 47).
Endlich schliesst sich auch diese, Kopf-, Schwanz- und Seitenschei-
den sind mit einander verwachsen. Sowie diese Verwachsung ein-

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[103/0119] Amnios. hofes erhält und die in ganz gleicher Weise wie beim Hühnchen auch beim Säugethierembryo erscheint, betheiligen sich ursprüng- lich alle drei Schichten des Fruchthofes (Fig. 53); allein im weitern Verlaufe geht die Spaltung, welche in den Seitenplatten eintritt und dort zur Bildung der Pleuro-peritonealhöhle führt, auch auf den Fruchthof über, und trennt sich auch hier (Fig. 25, 26) das mittlere Keimblatt in zwei Lamellen, eine äussere, die Fortsetzung der Haut- platten, und eine innere, die Fortsetzung der Darmfaserplatten. Am Kopfende, wo diese Spaltung beginnt, ziehen sich so das Drüsenblatt und die Fortsetzung der Darmfaserplatte aus der Falte der Kopf- kappe heraus und trennen sich vom Hornblatte und der demselben anliegenden Fortsetzung der Hautplatte oder der sogenannten Hals- platte, so dass nun diese allein, die zugleich stärker hervorwuchern, die Falte um den Kopf bilden, welche jetzt den Namen »Kopf- scheide« führt. Anfänglich am vordern Ende der Herzhöhle (Fig. 23. ks) beginnend zieht sich diese Kopfscheide nach und nach so weit rückwärts, dass sie die ganze vordere Begrenzung der Herz- höhle liefert und dann erst sich umschlägt, um nach dem Rücken des Embryo empor zu laufen (Fig. 47). Aber nicht blos am Kopf- ende, sondern auch am hintern Ende und gleichzeitig an den Seiten erfolgt eine Spaltung des mittleren Keimblattes des Fruchthofes in zwei Lamellen, wie Ihnen der Querschnitt Fig. 25 zeigt, und wer- den auch hier die den Embryo begrenzenden Wälle nach erfolgter Trennung der zwei betreffenden Blätter mit neuen Namen, denen der Seitenscheiden und der Schwanzscheide bezeichnet. Kopfscheide. Seitenscheiden. Schwanzscheide. Die auf die angegebene Weise entstandenen Scheiden oder Fal- ten, die man auch die Amniosfalten nennen kann, wachsen nun von allen Seiten gegen einen idealen Punkt, der etwas hinter der Mitte des Rückens seine Lage hat, weiter, wie Ihnen die Querschnitte Fig. 52 und 48 und die schematischen Längsschnitte Fig. 47 darthun. Anfangs stehen dieselben noch weit von einander ab und begrenzen dann die Amniosfalten am Rücken einen ovalen Raum (Fig. 54), der wie ein Loch erscheint, das in seiner Configuration dem Bauchnabel sehr ähnlich ist, bald aber wird durch das fortwährende Weiterwuchern der Scheiden, vor Allem der Kopfscheide, die Amniosöffnung am Rücken immer enger und enger und ist zuletzt nur noch als kleine Oeffnung auf dem Rücken des Embryo zu erkennen (Fig. 48 und 47). Endlich schliesst sich auch diese, Kopf-, Schwanz- und Seitenschei- den sind mit einander verwachsen. Sowie diese Verwachsung ein-

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/119>, abgerufen am 28.03.2024.