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Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861.

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Dreiunddreissigste Vorlesung.
lichen Embryo aus der fünften Woche das Hornblatt aus zwei
Zellenlagen zusammengesetzt gefunden: einer oberen, von schönen
[Abbildung] Fig. 164.
polygonalen Zellen gebildeten (Fig. 164), und
einer unteren, aus kleineren Elementen beste-
henden -- beide den zwei späteren Lagen, der
Hornschicht und Schleimschicht entsprechend.
In weiterer Entwicklung verdickt sich die Epi-
dermis des Embryo ziemlich rasch, indem sich
durch Wucherung der kleinen Elemente bald
mehrfache Zellenlagen bilden, die Schleimhaut
an Stärke gewinnt und die Hornschicht durch
Uebergang der kleinen Zellen in grössere Schüppchen sich verdickt.
Diesen Process weiter zu verfolgen und durch Zahlen zu belegen, ist
hier nicht am Platze und verweise ich Sie in dieser Beziehung auf
meine Mikr. Anat. II. St. 70, in welcher dieser Gegenstand ausführ-
Cutis.lich abgehandelt ist. Auch in Bezug auf die Cutis selbst finden Sie
dort (St. 32) einlässliche Mittheilungen und führe ich Ihnen nur noch
an, dass diese Schicht bei vier bis fünf Wochen alten Embryonen
noch ganz und gar aus rundlichen und spindelförmigen Zellen be-
steht und blos 0,006--0,01''' misst. Im vierten Monate entstehen
die ersten Fettträubchen und die Leistchen an der Vola manus und
Planta pedis. Die Papillen sieht man erst im sechsten Monate, zu
welcher Zeit die Cutis schon 1/2''' und darüber misst. Beim Neuge-
bornen ist besonders die Stärke des Panniculus adiposus auffallend,
der relativ und zum Theil selbst absolut mächtiger ist als beim Er-
wachsenen.

Entwicklung
der Organe der
Haut.
Grösseres Interesse als die Haut selbst bietet die Betrachtung,
wie aus dem Hornblatte oder der Epidermis sich die verschiedenen
Anhänge der Haut, die Haare, Nägel und Drüsen hervorbilden, in
welcher Beziehung Remak zuerst Mittheilungen gemacht hat, die über
diese Verhältnisse ein besseres Licht verbreiteten, als es früher der
Fall war (Müll. Arch. 1849. St. 75). Nach ihm gehen nämlich beim
Hühnchen die Federn und Nägel aus dem Hornblatte hervor, und
was die Säugethiere anlangt, so hat derselbe Autor wenigstens für
die Haarkeime und Talgdrüsen mit wenigen Worten angedeutet, dass
denselben der nämliche Bildungsmodus zukomme (l. c. St. 78 Anm.).

[Abbildung]

Fig. 164. Zellen der obersten Epidermislage eines zweimonatlichen mensch-
lichen Embryo, 350mal vergrössert.

Dreiunddreissigste Vorlesung.
lichen Embryo aus der fünften Woche das Hornblatt aus zwei
Zellenlagen zusammengesetzt gefunden: einer oberen, von schönen
[Abbildung] Fig. 164.
polygonalen Zellen gebildeten (Fig. 164), und
einer unteren, aus kleineren Elementen beste-
henden — beide den zwei späteren Lagen, der
Hornschicht und Schleimschicht entsprechend.
In weiterer Entwicklung verdickt sich die Epi-
dermis des Embryo ziemlich rasch, indem sich
durch Wucherung der kleinen Elemente bald
mehrfache Zellenlagen bilden, die Schleimhaut
an Stärke gewinnt und die Hornschicht durch
Uebergang der kleinen Zellen in grössere Schüppchen sich verdickt.
Diesen Process weiter zu verfolgen und durch Zahlen zu belegen, ist
hier nicht am Platze und verweise ich Sie in dieser Beziehung auf
meine Mikr. Anat. II. St. 70, in welcher dieser Gegenstand ausführ-
Cutis.lich abgehandelt ist. Auch in Bezug auf die Cutis selbst finden Sie
dort (St. 32) einlässliche Mittheilungen und führe ich Ihnen nur noch
an, dass diese Schicht bei vier bis fünf Wochen alten Embryonen
noch ganz und gar aus rundlichen und spindelförmigen Zellen be-
steht und blos 0,006—0,01‴ misst. Im vierten Monate entstehen
die ersten Fettträubchen und die Leistchen an der Vola manus und
Planta pedis. Die Papillen sieht man erst im sechsten Monate, zu
welcher Zeit die Cutis schon ½‴ und darüber misst. Beim Neuge-
bornen ist besonders die Stärke des Panniculus adiposus auffallend,
der relativ und zum Theil selbst absolut mächtiger ist als beim Er-
wachsenen.

Entwicklung
der Organe der
Haut.
Grösseres Interesse als die Haut selbst bietet die Betrachtung,
wie aus dem Hornblatte oder der Epidermis sich die verschiedenen
Anhänge der Haut, die Haare, Nägel und Drüsen hervorbilden, in
welcher Beziehung Remak zuerst Mittheilungen gemacht hat, die über
diese Verhältnisse ein besseres Licht verbreiteten, als es früher der
Fall war (Müll. Arch. 1849. St. 75). Nach ihm gehen nämlich beim
Hühnchen die Federn und Nägel aus dem Hornblatte hervor, und
was die Säugethiere anlangt, so hat derselbe Autor wenigstens für
die Haarkeime und Talgdrüsen mit wenigen Worten angedeutet, dass
denselben der nämliche Bildungsmodus zukomme (l. c. St. 78 Anm.).

[Abbildung]

Fig. 164. Zellen der obersten Epidermislage eines zweimonatlichen mensch-
lichen Embryo, 350mal vergrössert.

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[338/0354] Dreiunddreissigste Vorlesung. lichen Embryo aus der fünften Woche das Hornblatt aus zwei Zellenlagen zusammengesetzt gefunden: einer oberen, von schönen [Abbildung Fig. 164.] polygonalen Zellen gebildeten (Fig. 164), und einer unteren, aus kleineren Elementen beste- henden — beide den zwei späteren Lagen, der Hornschicht und Schleimschicht entsprechend. In weiterer Entwicklung verdickt sich die Epi- dermis des Embryo ziemlich rasch, indem sich durch Wucherung der kleinen Elemente bald mehrfache Zellenlagen bilden, die Schleimhaut an Stärke gewinnt und die Hornschicht durch Uebergang der kleinen Zellen in grössere Schüppchen sich verdickt. Diesen Process weiter zu verfolgen und durch Zahlen zu belegen, ist hier nicht am Platze und verweise ich Sie in dieser Beziehung auf meine Mikr. Anat. II. St. 70, in welcher dieser Gegenstand ausführ- lich abgehandelt ist. Auch in Bezug auf die Cutis selbst finden Sie dort (St. 32) einlässliche Mittheilungen und führe ich Ihnen nur noch an, dass diese Schicht bei vier bis fünf Wochen alten Embryonen noch ganz und gar aus rundlichen und spindelförmigen Zellen be- steht und blos 0,006—0,01‴ misst. Im vierten Monate entstehen die ersten Fettträubchen und die Leistchen an der Vola manus und Planta pedis. Die Papillen sieht man erst im sechsten Monate, zu welcher Zeit die Cutis schon ½‴ und darüber misst. Beim Neuge- bornen ist besonders die Stärke des Panniculus adiposus auffallend, der relativ und zum Theil selbst absolut mächtiger ist als beim Er- wachsenen. Cutis. Grösseres Interesse als die Haut selbst bietet die Betrachtung, wie aus dem Hornblatte oder der Epidermis sich die verschiedenen Anhänge der Haut, die Haare, Nägel und Drüsen hervorbilden, in welcher Beziehung Remak zuerst Mittheilungen gemacht hat, die über diese Verhältnisse ein besseres Licht verbreiteten, als es früher der Fall war (Müll. Arch. 1849. St. 75). Nach ihm gehen nämlich beim Hühnchen die Federn und Nägel aus dem Hornblatte hervor, und was die Säugethiere anlangt, so hat derselbe Autor wenigstens für die Haarkeime und Talgdrüsen mit wenigen Worten angedeutet, dass denselben der nämliche Bildungsmodus zukomme (l. c. St. 78 Anm.). [Abbildung Fig. 164. Zellen der obersten Epidermislage eines zweimonatlichen mensch- lichen Embryo, 350mal vergrössert.] Entwicklung der Organe der Haut.

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Zitationshilfe: Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/354>, abgerufen am 29.03.2024.